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Teemill macht kreislauffähige Mode stylisch und Open Source

Von Simone Preuss

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Die Modebranche ist eine lineare Wirtschaft, die kreislauffähig werden muss, aber bisher werden Ressourcen nur zur Herstellung von Produkten genutzt, die am Ende ihres Lebens entsorgt werden müssen und meist auf Mülldeponien landen. Es versteht sich von selbst, dass diese globale Praxis, Berge von Abfall zu produzieren, der Umwelt erheblich schadet. Dennoch wächst die weltweite Nachfrage nach Kleidung weiter, wobei aktuelle Prognosen davon ausgehen, dass sich der Konsum von Kleidung bis 2050 verdreifachen wird. Nach den Erkenntnissen von BBC Earth landen drei von fünf gekauften T-Shirts innerhalb eines Jahres im Müll.

Die Softwareplattform Teemill will das ändern. Wie der Name schon sagt, geht das britische Unternehmen die massive Nachfrage nach T-Shirts an. Nach langjähriger Arbeit an der Gestaltung einer kreisförmigen Lieferkette startete das Unternehmen, das 2008 als Modemarke namens Rapanui begann, 2018 als Teemill-Plattform neu. Teemill verwendet nur wiederverwertete, natürliche Materialien (keine Kunststoffe), auch für die Verpackung, und übernimmt Verantwortung, auch wenn der Lebenszyklus eines Artikels scheinbar vorbei ist: „Jedes Produkt, das wir herstellen, ist so konzipiert, dass es an uns zurückgeschickt werden kann, wenn es abgetragen ist“, verspricht Teemill.

Teemill macht aus Abfällen Wertstoffe

„Jedes Jahr werden 100 Milliarden neue Kleidungsstücke produziert, während jede Sekunde ein LKW voller Kleidung verbrannt oder auf eine Deponie gebracht wird. Wenn man Fast Fashion nur ein wenig verlangsamt, wird das Problem nicht gelöst, aber wenn man Abfallstoffe nimmt und von Anfang an neue Produkte daraus macht, verändert das alles. Das haben wir getan“, erklärt das Unternehmen.

Teemills Designs vermeiden Abfall in jedem Schritt der materiellen Lieferkette, indem sie disruptive Technologien einsetzen, um Lagerüberschuss zu minimieren und das Recycling von Materialien zu maximieren, alles mit der Hoffnung, dass Open Source und Zirkularität zu dem dringend benötigten schnellen Wandel in der Modebranche führen werden; ein erstes solches Unterfangen. Denn Teemill stellt seine Plattform und Technologie kostenlos zur Verfügung. „Jeder, der über eine Internetverbindung verfügt, kann unsere Systeme kostenlos nutzen und eine eigene Marke gründen“, bestätigt Teemill.

„Unsere Technologie automatisiert die komplexe Entscheidungsfindung, die erforderlich ist, um eine Echtzeit-Lieferkette für Zehntausende von Start-ups, Marken und Wohltätigkeitsorganisationen zu betreiben, die über die Cloud mit unserer Fabrik verbunden sind. In unserem modernen Prozess werden die Produkte nur in Echtzeit - in den Sekunden nach der Bestellung - hergestellt, so dass es keinen Abfall gibt“, erklärt Teemill. Oder wie die Ellen Macarthur Foundation in ihrer Fallstudie feststellt: „Teemill ist grundlegend anders, weil kreisförmiges Design in jeder Phase angewendet wird.“

Teemill hofft auf Wandel der Branche durch Open Source und zirkuläre Mode

„Wir stellen nur Produkte her, die die Menschen tatsächlich brauchen, wenn sie sie brauchen. Und alles, was wir herstellen, ist so konzipiert, dass es zurückkommen und wiederverwertet werden kann, wenn es abgetragen ist. Die gemeinsame Nutzung dieser Arbeit mit anderen Marken über die Cloud bedeutet, dass jeder teilnehmen und die Zukunft der Mode mitgestalten kann. Wir bauen eine Kreislaufwirtschaft in der Cloud, heute schon“, ergänzt Teemill-Mitbegründer Martin Drake-Knight.

Aber das ist noch nicht alles: Teemill integriert sechs Schlüsselbereiche in sein Kreislaufmodell: Bio-Baumwolle, Wasser, erneuerbare Energien, Vermeidung von Überschuss, Materialfluss und Verpackung. Biobaumwolle ist der Hauptbestandteil des Produkts. Sie wird auf natürliche Weise angebaut, ohne giftige chemische Zusammensetzungen für Pestizide, gedüngt mit einer Mischung aus Kuhmist. Nach der Ernte wird die Bio-Baumwolle entkernt, die Samen zusammengepresst und als Kuhfutter verkauft und Pflanzenöl für die Lebensmittelindustrie gewonnen. In den Entkörnungsanlagen werden die Fasern getrennt und in die Spinnerei geschickt, so dass kein Teil der Pflanze verschwendet wird. Im Endprodukt wird die Reinheit der Baumwolle ohne Zugabe von Kunststoffen oder synthetischen Materialien erhalten, was eine mehrmalige Wiederverwertung des Materials begünstigt.

In Bezug auf den Wasserverbrauch gewinnt Teemill das aufbereitete Wasser zurück und reinigt und recycelt es. In den Färbeanlagen wird es nach dem Absetzen und Abschöpfen durch Umkehrosmose und Destillation gefiltert, so dass man es sogar trinken kann. In einem geschlossenen Kreislaufsystem wird es dann für den nächsten Auftrag wiederverwendet.

Teemill setzt auch auf saubere Energien, indem Produktionsbetriebe und Lieferketten mit erneuerbaren Energien versorgt werden, um CO2-Emissionen zu vermeiden. Für die britische Anlage etwa wird Solarenergie genutzt, während die Fabrik in Indien mit zwei Windparks und einer 150 kW PV-Anlage arbeitet. Eine Tatsache, auf die das Unternehmen stolz auf seinen Etiketten hinweist: „100% Bio-Baumwolle“ heißt es dort. „Hergestellt in Indien in einer ethisch anerkannten, windbetriebenen Fabrik“.

Teemill verwendet Echtzeit-Fertigungstechnologie und sein kreisförmiges Modell ist für jeden zugänglich, der eine Internetverbindung hat und Markenbekleidung produzieren möchte. Die Produkte werden erst nach der Bestellung hergestellt, so dass es keine Überproduktion und damit keinen Abfall gibt. Laut Teemill wurde diese Technologie bereits mit unzähligen Start-ups, Wohltätigkeitsorganisationen und sogar ehemaligen Konkurrenten kostenlos geteilt, „um die Vorteile zu reproduzieren und Gewinne zu erzielen“.

Belohnung für Abfall

Darüber hinaus entwirft Teemill jedes Produkt so, dass es zurückgeschickt werden kann, wenn es abgetragen oder der Kunde es leid ist. Aus dem gewonnenen Material werden dann neue Produkte hergestellt, wodurch der Kreislauf geschlossen wird, da diese Artikel immer wieder zurückgegeben und aus ihnen neue hergestellt werden können. Um ein Kleidungsstück an Teemill zurückzusenden, kann ein QR-Code auf dem Pflegeetikett gescannt werden, der ein kostenloses Adress-Label generiert sowie eine Gutschrift für den nächsten Kauf.

„Indem wir die Leute dafür belohnen, dass sie den Materialfluss unterstützen, verändern wir die Art und Weise, wie die Menschen über ihre Kleidung denken. Anstatt zu verschwenden, sehen sie Werte und dann passieren die wirklich interessanten Dinge. Da unsere Kunden auch unser Zulieferer sind, wird jeder dafür belohnt, dass er den Materialfluss aufrecht erhält“, erläutert Drake-Night.

Zu guter Letzt, die Verpackung: Um Kunststoffabfälle zu vermeiden, verwendet Teemill keine Kunststoffe für die Verpackung der Produkte. Das Unternehmen verwendet reiß- und spritzwasserdichte Versandtaschen aus Papier. Großaufträge werden in Kartons verpackt, mit Papierband zum Verschließen. Zudem wird ständig nach neuen Innovationen gesucht: Derzeit arbeitet Teemill an neuen Aufklebern und Verpackungen, die aus recycelten Bio-Baumwollresten aus der T-Shirt-Produktion hergestellt werden.

Fotos: Teemill

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