• Home
  • Nachrichten
  • Business
  • Studie: Insolvenzrisiko für den Modehandel weiterhin hoch

Studie: Insolvenzrisiko für den Modehandel weiterhin hoch

Von Regina Henkel

Wird geladen...

Scroll down to read more
Business
Foto: Unsplash

Angesichts von Krieg, steigenden Preisen und einem ohnehin schon länger schwierigen Marktumfeld erwartet Allianz Research in einer aktuellen Studie weiterhin erhöhte Insolvenzrisiken für den Modehandel.

Ausgerechnet in dem Moment, wo hierzulande die Corona-Beschränkungen allmählich fallen und auf eine Erholung des Konsummarktes gehofft wird, steht der Modehandel vor der nächsten Herausforderung: „Das Vertrauen der europäischen Verbraucher:innen hat nach dem Einmarsch in der Ukraine einen Rückschlag erlitten“, stellt Allianz Research in der aktuellen Studie „Is fashion retail falling out of fashion?“ fest. Der Modeeinzelhandel könnte demnach bald aus der Mode sein? Laut Studie: ja.

Rückgang der Konsumausgaben

Vor dem Hintergrund eines geringeren Wirtschaftswachstums könnten die Einzelhändler in Europa im Jahr 2022 mit einem Rückgang der Konsumausgaben für Mode in Höhe von 4,85 Milliarden Euro konfrontiert sein. Dabei reagiere nicht jedes Land gleich. Vor allem Italien (mit einem Minus von 1,45 Milliarden Euro) und Deutschland (mit einem Minus von 1,12 Milliarden Euro) werden laut Studie die größten Rückgänge zu verzeichnen haben. „Wir gehen davon aus, dass das Wachstum der Modeausgaben im Jahr 2022 lediglich plus 4,4 Prozent betragen wird, während wir vor dem Krieg mit einer Steigerung um 6,4 Prozent gerechnet hatten“, so die Autor:innen der Studie. Das bedeutet, dass die Modeausgaben weit unter dem Niveau von vor der Pandemie bleiben werden.

Margen bleiben unter Druck

Zusätzlich zu diesen negativen Auswirkungen auf das Umsatzwachstum geht Allianz Research davon aus, dass die Bruttomargen vor dem Hintergrund anhaltend hoher Rohstoffpreise unter Druck bleiben werden. Die Preise für Baumwolle, Kunstfasern und Transport werden hoch bleiben, was Marken und Händler vor die Frage stellt, wie sie diese Mehrkosten kompensieren. Angesichts steigender Lebenshaltungskosten allgemein sind auch die Konsument:innen sensibel gegenüber Preissteigerungen.

Modeausgaben sinken seit 20 Jahren

All diese Herausforderungen treffen beim Modehandel auf einen Markt, der in den letzten Jahren ohnehin mit einem strukturell schwierigen Umfeld zu kämpfen hatte. In den letzten 20 Jahren sind die Ausgaben für Mode von durchschnittlich sechs Prozent der Gesamtausgaben der Haushalte auf vier Prozent im Jahr 2020 zurückgegangen. Auch die Pro-Kopf-Ausgaben für Mode sind in Italien, Frankreich und Spanien rückläufig. „Wir glauben, dass die Folgen der Pandemie den spezialisierten Modeeinzelhändlern im Allgemeinen schaden, da sich die Verbraucher zunehmend für alternative Vertriebskanäle (Online), Konsummuster (Second-Hand) oder Produkte (Sportbekleidung) entscheiden“, so die Autor:innen weiter. Bis Ende 2021 lagen die monatlichen Umsätze in Modegeschäften immer noch 1,7 Milliarden Euro unter dem Niveau von 2019. Etwa 40 Prozent der Modeausgaben in der Eurozone würden heute außerhalb des klassischen Modeeinzelhandels getätigt werden, schätzt die Studie.

Insolvenzrisiko im Modehandel bleibt bestehen

Unter Berücksichtigung einer leichten Umsatzerholung, eines Hochkostenumfelds und starker struktureller Veränderungen geht die Studie davon aus, „dass die Insolvenzrisiken in den Jahren 2022 und 2023 hoch bleiben werden.“ Seit 2016 habe es in Europa 78 Insolvenzen gegeben, an denen Modehändler mit einem Jahresumsatz von mehr als zehn Millionen Euro beteiligt waren, so dass ein Gesamtumsatz von rund 14 Milliarden Euro auf dem Spiel stand. Dies entspricht 27 Prozent aller Einzelhandelsinsolvenzen und 31 Prozent aller Einzelhandelsumsätze, die in diesem Zeitraum auf dem Spiel standen. Die Risiken betreffen nicht nur den klassischen Einzelhandel, sondern alle Einzelhändler mit einem hohen Anteil an Mode, also auch Kaufhäuser und Discounter.

Corona
Insolvenz
Konsumausgaben
Studie