Studie: Der Weg zur Methanreduzierung in der Mode führt über Leder, Wolle und Kaschmir
Die gemeinnützige Organisation Collective Fashion Justice hat gemeinsam mit amerikanischen Universitäten die Auswirkungen von Methan bei der weltweiten Kleidungs- und Schuhproduktion berechnet. Die Ergebnisse sind in einem Whitepaper zusammengefasst. Dieses stellt die Nachhaltigkeit von tierischen Materialien ernsthaft in Frage. An erster Stelle stehen Kaschmir, Wolle und Leder.
Die Modeindustrie produziert 8,3 Millionen Tonnen Methan
Die Studie liefert erstmals eine wissenschaftliche Messung der von der Modeindustrie ausgestoßenen Methanmenge. Diese beläuft sich auf 8,3 Millionen Tonnen. Tierische Fasern erweisen sich als die größten Verursacher, da Schafe, Ziegen und Rinder bei ihrer Verdauung Methan freisetzen. Ihr Volumenanteil an Kleidung und Schuhen auf dem Markt beträgt nur vier Prozent. Dennoch verursachen sie 75 Prozent der Methanemissionen. Der Anteil von Wolle liegt bei 16,8 Prozent und der von Leder bei 54,1 Prozent.
Der Anteil von Baumwolle beträgt elf Prozent. Sie macht ein Fünftel der Stoffe auf dem Markt aus. Synthetische Stoffe sind die wichtigste Kategorie mit einem Anteil von zwei Dritteln. Sie schneiden mit 3,4 Prozent am besten ab. Bei der Berechnung der Methanintensität, also der Emissionen pro Kilogramm Material, zeigt sich ein weiterer großer Verursacher. Dies ist die Kaschmirziege, gefolgt von Leder und Wolle.
Die Messungen basieren auf der gesamten Produktionskette von Kleidung und Schuhen. Sie reichen von der Rohstoffgewinnung bis zur Deponie, dem sogenannten „Cradle-to-Grave“-Ansatz. Im Fall von Methan ist jedoch vor allem die Rohstoffphase relevant. Das ist der Zeitpunkt, an dem Marken ihre Materialentscheidungen treffen. Nur ein kleiner Teil der Emissionen, nämlich elf Prozent, wird später freigesetzt. Dies geschieht beispielsweise bei Nassprozessen wie dem Färben oder der Nachbehandlung der Fasern mit einer Beschichtung. Bei der Gasförderung, die Bohren, Transport und Verarbeitung umfasst, können Methanlecks auftreten. Dadurch kann die Auswirkung über den gesamten Prozess höher ausfallen als erwartet. Genau auf solche Nuancen wollen die Autor:innen des Berichts aufmerksam machen.
Mangel an Einsicht und Tunnelblick auf CO₂
Anlass für die Studie war der mangelhafte Einblick in den eigenen ökologischen Fußabdruck der Modeindustrie. Die Branche gibt sich oft mit Vereinfachungen zufrieden, die teilweise fehlerhaft sind. Ein Beispiel ist die Verwendung des Begriffs „Carbon“ als Sammelbegriff für alle Treibhausgase. „Dies führt zu einem Tunnelblick“, erklärt die Initiatorin und Autorin des Berichts, Emma Håkansson. Sie ist auch die Gründerin der gemeinnützigen Organisation Collective Fashion Justice. Für die Berechnungen und die Analyse schloss sich ein Forschungsteam der Cornell University und der New York University an.
Der Fußabdruck von Textilketten wird üblicherweise in CO₂-Äquivalenten gemessen. Dies ist ein Sammelbegriff für die Emissionen verschiedener Treibhausgase. Das hilft Nachhaltigkeitsmanager:innen und Einkäufer:innen, Umweltbewertungen miteinander zu vergleichen. Allerdings geraten dabei wichtige Komponenten aus dem Blick, aus denen sich dieser „Single Score“ zusammensetzt. Methan ist ein solches Gas. Sein Treibhauspotenzial ist laut Global Warming Potential 84-mal größer als das von Kohlendioxid.
CO₂ verbleibt länger in der Atmosphäre. Angesichts der Dringlichkeit der Klimakrise ist es jedoch ratsam, sich auf kurzfristige Reduzierungen zu konzentrieren. Dies gilt insbesondere, da die Modeindustrie ihre Ziele voraussichtlich nicht rechtzeitig erreichen wird. Das kann beispielsweise durch die Wahl methanarmer Produktionsprozesse geschehen.
Methan vermeiden
Mit dem Bericht will Håkansson einen Punkt verdeutlichen, den sie bereits auf dem Global Fashion Summit 2024 und in ihrem Manifest „Total Ethics Fashion“ angesprochen hat: Für jedes tierische Material erhält man automatisch die Umweltauswirkungen der Viehzucht dazu.
Für ihre gemeinnützige Organisation spricht Håkansson regelmäßig mit Markenvertreter:innen, die sich mit drängenden Klimafragen befassen. Dennoch: „Sie erkennen noch nicht ausreichend, wie wichtig es ist, sich von tierischen Materialien, insbesondere Leder, zu distanzieren, um die Methanemissionen in der Mode zu reduzieren.“
Marken suchen das Gespräch mit ihr, um ihren eigenen Methan-Fußabdruck anzugehen. Eine dieser Marken ist das dänische Unternehmen Ganni. Ganni hat inzwischen die Verwendung von neuem tierischem Leder eingestellt. Das Unternehmen konnte seine absoluten Emissionen bis 2024 um 24 Prozent im Vergleich zu 2021 reduzieren. Dabei mussten keine Gewinneinbußen hingenommen werden. „All dies dank Investitionen in recyceltes Leder und Materialien der nächsten Generation“, so Håkansson. Im Namen von Collective Fashion Justice arbeitete sie auch mit der Schweizer Uhrenmarke Breitling zusammen. Kurz darauf erschien im ESG-Bericht der Marke ein neues Versprechen: Die Verwendung von tierischem Leder soll reduziert werden.
Håkansson: „Die Modeindustrie investiert weitaus weniger in Forschung und Entwicklung als andere Branchen. Solange das so bleibt, werden entscheidende Materialinnovationen, um beispielsweise Leder zu ersetzen, nicht im großen Stil umgesetzt. Durch gemeinsame Investitionen oder die Bestellung großer Mengen können Marken diese Entwicklung beschleunigen. Wir hoffen, dass diese Veröffentlichung sie wachrüttelt.“
Drei Wege zur Methanreduzierung
Die Forscher:innen skizzieren drei Wege, mit denen die Branche die angestrebte Methanreduzierung um 30 Prozent im Vergleich zu 2020 erreichen könnte. Diese Zielvorgabe stammt vom IPCC. Das realistischste Szenario sieht 25 Prozent mehr innovative Lederimitate und 63 Prozent mehr recycelte Wolle auf dem Markt vor. Besonders letzteres ist ehrgeizig. Es gibt nur wenige Initiativen, die sich überhaupt mit der Verarbeitung lokaler Wolle befassen. Im besten Fall liegen diese Prozentsätze höher. Zusätzlich werden die Prozesse durch grüne Energie angetrieben.
Der Aufruf ist klar: Marken müssen nach Alternativen für Kaschmir, Wolle und tierisches Leder suchen. Für den Bericht wurden bereits einige vielversprechende Kandidaten identifiziert. Dazu gehören Myzel von Mycoworks, Bio-Leder von Uncaged Innovation oder Polyurethan. Allerdings ist auch synthetisches Leder nicht ohne Vorbehalte zu betrachten.
Fairerweise muss man erwähnen, dass Naturfasern wie Wolle auch Vorteile bieten. Diese werden in der Studie nicht berücksichtigt. Dazu gehören das Potenzial für Recycling und biologische Abbaubarkeit am Ende des Lebenszyklus. Auch der Beitrag zur Biodiversität am Anfang der Kette ist ein Vorteil. Diese Vorteile sind intuitiv logisch, aber schwer zu beziffern. Daher finden sie oft keinen Eingang in Nachhaltigkeitsberichte und Methoden wie Lebenszyklusanalysen, auch bekannt als Life Cycle Assessments (LCAs). Gleichzeitig werden die Umweltvorteile neuer Materialien oft überschätzt oder zu positiv dargestellt. Dies betrifft auch neue Lederalternativen, die sich auf dem Markt noch nicht bewährt haben.
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