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Studie: Armutsrisiko bleibt trotz Arbeitsmarktboom hoch

Von DPA

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Gut zehn Jahre nach Beginn der globalen Finanzkrise 2008 haben sich einer Studie zufolge die Arbeitsmärkte in vielen Industrieländern deutlich erholt. Das habe aber keine entscheidenden Auswirkungen auf die Armutsquoten, stellt eine Untersuchung der Bertelsmann Stiftung in 41 Ländern der EU und OECD fest. In 25 Staaten stagniere das Armutsrisiko oder sei bis 2018 sogar noch gewachsen. Und insgesamt seien Kinder häufiger betroffen als ältere Menschen, heißt es in dem am Donnerstag in Gütersloh veröffentlichten "Social Justice Index". In dem Ranking zu sozialer Gerechtigkeit und Teilhabechancen kommt Deutschland auf Platz zehn.

In sechs Kategorien werden Anstrengungen zur Armutsvermeidung, Beschäftigung/Arbeitsmarkt, gerechte Bildungschancen, Generationen-Gerechtigkeit, Gesundheit sowie Politik gegen Diskriminierung bewertet. Die nordischen Länder Island, Norwegen, Dänemark, Finnland und Schweden sieht die Stiftung auf Spitzenpositionen. Die USA gehören mit Platz 36 zu den Schlusslichtern, am schlechtesten schneiden die Türkei und Mexiko ab.

Das Missverhältnis zwischen Arbeitsmarkt-Entwicklung und Armutsdaten sei auffallend, betont die Analyse. Faktoren könnten ein Anstieg befristeter und (unfreiwilliger) Teilzeit-Jobs sein oder auch ein größerer Anteil von Beschäftigten im Niedriglohnsektor.

Die Arbeitlosenquote aller 41 Länder lag 2018 im Durchschnitt bei 5,3 Prozent. Damit fiel sie erstmals etwas geringer aus als vor Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008. Den Spitzenplatz belege Tschechien mit einer Arbeitslosenquote von 2,3 Prozent. In Griechenland sei trotz erreichter Fortschritte noch jeder Fünfte ohne Job. Von Armut sind am häufigsten die Menschen in Israel (17,9 Prozent) und in den USA mit 17,8 Prozent betroffen.

Die recht gute Platzierung Deutschlands im Ranking - vor Großbritannien (Platz 11) und Frankreich (15) - beruhe auf der "anhaltenden Erfolgskurve am Arbeitsmarkt". Die Jugendarbeitslosigkeit gehöre mit einer Quote von 6,2 Prozent zur weltweit niedrigsten. Die Beschäftigungsrate sei zwischen 2013 und 2018 von 73,5 auf 75,9 Prozent geklettert. Aber auch hier erhöhte sich paradoxerweise das Armutsrisiko von 9,4 auf 9,8 Prozent. Und anders als in vielen anderen Staaten sind ältere Menschen über 65 Jahre hierzulande häufiger von Armut bedroht - etwa jeder Zehnte - als Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre (7,6 Prozent).

Sorgen bereitet den Studienautoren "die Kluft zwischen Jung und Alt" in zahlreichen Staaten der Europäischen Union und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. In 27 Staaten trifft Heranwachsende häufiger ein Armutsrisiko als Ältere. Noch dazu bleibe Altersarmut ein verbreitetes Problem.

Die Klimapolitik sei zudem zu zaghaft, moniert die Studie. Auch Deutschland habe keine Vorbildrolle inne, komme 2018 bei der Nutzung erneuerbarer Energien trotz Ausbaus nur auf Rang 24. Bei den Treibhausgas-Emissionen hinke Deutschland mit elf Tonnen pro Kopf - und damit Rang 30 - ziemlich hinterher. In einigen Feldern wie dem Kampf gegen Armut und der Gerechtigkeit zwischen den Generationen müssten viele Staaten nachsitzen, mahnte Stiftungs-Vorstandschef Aart De Geus. (dpa)

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