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Stretch ohne Elasthan oder Lycra – Hermin Textile aus Taiwan hat eine Lösung

Von Regina Henkel

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Stretch ohne Elasthan von Hermin Textile Credits: Regina Henkel / FashionUnited

Der taiwanesische Textilspezialist Hermin Textile hatte auf der Techtextil in Frankfurt Ende April eine besondere Neuheit im Gepäck: Das Unternehmen hat einen Weg gefunden, Naturfaserstoffe so auszurüsten, dass sie elastisch werden. Das gilt für alle Naturfasern und Stoffkonstruktionen.

Elastische Fasern gehören zu den Lieblingsbeimischungen der Bekleidungsindustrie. Vor allem in den letzten Jahren wurden immer mehr Produkte elastisch – von der Jeans bis hin zum klassischen Herrenanzug. Doch Elasthan, Lycra oder Spandex haben einen enormen Nachteil: Sie lassen sich als Beimischung mit anderen Fasern nicht recyceln. Zudem will auch noch die EU wichtige chemische Bausteine, die zu ihrer Herstellung von Stretchfasern nötig sind, verbieten. Die Erfindung, die Hermin Textile aus Taiwan jetzt gemacht hat, könnte also zu keinem besseren Zeitpunkt kommen. Alternative für Elasthan

„Wenn Sie unsere Technologie verwenden, dann brauchen Sie kein Elasthan mehr“, sagt Jeimy Lee, von Hermin Textile. Hermin kann mithilfe der selbstentwickelten „EZ Dye“-Technologie (sprich „easy Dye“, also leichtes Färben) Gewebe oder Strick aus allen Naturfasern oder Regeneratfasern wie Tencel elastisch ausrüsten. Nur mit Wolle wurde es bislang noch nicht getestet. Auch nicht mit synthetischen Fasern, weil sich das Unternehmen auf Naturfasern spezialisiert hat, erklärt Lee. „Sogar eine Yogahose besteht bei uns aus 100 Prozent Baumwolle“, sagt Lee, und gibt zu verstehen, dass die Yogahose die Königsklasse der elastischen Bekleidungsstücke ist. Die Rücksprungkraft sei hervorragend, betont sie.

Jeimy Lee präsentiert die neue Färbetechnologie von Hermin. Credits: Regina Henkel / FashionUnited

Technologie entstand per Zufall

Wie so oft, entstand die neue Technologie aus Zufall. Eigentlich wollte das Unternehmen den Färbeprozess optimieren und nach Möglichkeiten suchen, wie man dabei Ressourcen sparen kann. Das ist tatsächlich auch gelungen. Stoffe, die mit der patentierten EZ Dye-Technologie gefärbt wurden, sparen mehr als 80 Prozent an Dampf und Wasser, 70 Prozent Alkali und Salz und 50 Prozent oder mehr an Farbstoff. Außerdem geht der gesamte Färbeprozess viel schneller. Zum Beweis zeigt Lee ein T-Shirt, das je zur Hälfte konventionell und mit der neuen Technologie eingefärbt wurde, wohlgemerkt mit der gleichen Farbe. Die Unterschiede sind deutlich sichtbar.

Dass die Stoffe bei diesem Prozess außerdem elastisch werden, war ein Zufallsbefund. Wie es genau funktioniert, will Lee nicht verraten, nur so viel, dass es mit der Vorbehandlung der Stoffe zu tun hat. Letztlich habe man herausgefunden, dass die Maßnahmen zur Optimierung des Färbeprozesses auch zu einer höheren Elastizität der Stoffe geführt hat. Dieses Ergebnis hat das Unternehmen dann genutzt, um die Technologie noch weiterzuentwickeln und hat dafür etwa anderthalb Jahre gebraucht.

Bisher gibt es die EZ Dye-Technologie nur von Hermin. Inzwischen haben auch schon andere Unternehmen Interesse an der neuen Technologie bekundet und nach Möglichkeiten der Lizenzierung gefragt. Doch daran hat Hermin kein Interesse. „Vielleicht später“, sagt Lee, denn im Moment will Hermin erstmal selbst die Technologie nutzen und weiter daran arbeiten, um zu schauen, was noch erreichbar ist.

Teurer ist diese Veredlungs-Technologie übrigens nicht. „Unsere Stoffe sind nicht teurer als Stoffe mit Elasthan“, erklärt Lee weiter. Gerade weil weniger Wasser und Farbstoff nötig sind und der Prozess außerdem weniger Zeit braucht, könne man auch preislich eine attraktive Alternative zu Elasthan bieten. Erste Interessenten von internationalen Mode- und Outdoorunternehmen gibt es jedenfalls schon.

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