Sporthändler leiden unter Online-Konkurrenz
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Die Sporthändler im deutschen Sprachraum haben Kummer: Ungeachtet des Fitnessbooms finden viele Menschen den Weg ins Sportgeschäft nicht mehr. Der Grund: Branchenfremde Online-Riesen wie Amazon oder Zalando dringen vor, wie der Verband deutscher Sportfachhandel (vds) am Mittwoch in München berichtete. "Das ist ein alarmierendes Zeichen für uns Sportfachhändler", sagte Generalsekretär Stefan Herzog. Die Umsätze der Sporthändler seien im vergangenen Jahr aber nach vorläufigen Schätzungen leicht um ein Prozent auf knapp acht Milliarden Euro gestiegen.
Das Weihnachtsgeschäft aber lief schlechter als erwartet, unter anderem bedingt durch die herbstlichen Rabattschlachten im Internet. "Wir sehen seit Jahren, dass der Winter und das Weihnachtsgeschäft gar nicht mehr so wirklich anspringen", sagte Herzog.
Ab Sonntag trifft sich die internationale Sportbranche - Hersteller, Verbände und Händler - wieder auf der Münchner Sportmesse Ispo (3.2.-6.2.). Gut 90 Prozent der fast 3000 Aussteller reisen aus dem Ausland an. "Das weltweite Interesse zeigt, dass Messen wie die Ispo eine enorme Strahlkraft haben", sagte Messechef Klaus Dittrich.
Doch die Sportgeschäfte profitieren davon weit weniger, als noch vor wenigen Jahren zu erwarten gewesen wäre. Abgesehen von den neuen Konkurrenten gibt es innerhalb der Branche eine Verschiebung vom stationären Handel ins Online-Geschäft. Zudem meiden große Hersteller mit globalem Renommee wie Adidas oder Nike beim Vertrieb zunehmend den Umweg über den Sporthandel, um ihre Produkte lieber auf eigene Rechnung online oder stationär zu verkaufen. "Es geht im Moment um den Kundenzugang", sagte Herzog. "Da haben natürlich große Online-Player massive Chancen."
Der Fitnessboom als solcher aber hält ungebrochen an: Allein die deutschen Fitnessstudios haben laut Fachverband DIFG inzwischen über 10 Millionen Mitglieder. Deren Zahl wachse jährlich um vier bis fünf Prozent, berichtete Verbandschef Ralph Scholz.
Der Strukturwandel und die Digitalisierung schütteln jedoch nicht nur die Sporthändler, sondern auch die Hersteller durch. Die Kunden werden anspruchsvoller, wie die Fachleute berichteten.
Eine Reaktion der Sportbranche: Maßgeschneiderte Produkte erleben ein Comeback. Digitalisierte Fertigung erlaubt die Umsetzung spezieller Kundenwünsche - und zwar nicht nur bei Bekleidung. So sei es möglich, dass Skifahrer dem Hersteller Fahrstil und bevorzugtes Gelände nennen und dieser dann einen personalisierten Ski baut, wie Messechef Dittrich erläuterte. "Das Ich steht im Mittelpunkt." (dpa)