Sportartikel-Aktien im Abwärtstrend: Erholt sich Adidas, während Puma weiter fällt?
Die Aktien der beiden deutschen Sportartikelhersteller befanden sich seit Jahresanfang im Sinkflug. Angesichts der schwachen Konsumstimmung und der Unsicherheit um Zölle kein Wunder, aber jetzt scheint sich eine Erholung der Adidas-Papiere anzudeuten, während Puma weiter von Investor:innen abgestraft wird. So bewerten Analyst:innen die Lage.
Aktien auf Talfahrt
Die Aktie der Puma SE ist seit Jahresbeginn um fast 55 Prozent auf 20,05 Euro gefallen, die Wertpapiere des Konkurrenten Adidas AG verloren 25 Prozent auf 176,40 Euro. Die negative Kursentwicklung der Sportkonzerne spiegelt die angespannte Situation in der weltweiten Modebranche wider.
Eine schwache Konsumstimmung belastet Bekleidungsunternehmen, hinzu kommen potenziell höhere Kosten durch unberechenbar gewordene Zollregelungen weltweit.
Doch entgegen dieser Entwicklung im Jahresverlauf deuten sich Zeichen der Erholung bei Adidas an, die auch die zuletzt positiven Geschäftsentwicklungen reflektieren. Die Aktien des Sportartikelherstellers waren in der vergangenen Woche dank optimistischer Stimmen von Analyst:innen gefragt.
Die Adidas-Aktien stiegen in der vergangenen Woche um 5,4 Prozent auf 170,45 Euro und gehörte zu den Gewinnern im deutschen Leitindex Dax. Derweil geht der Negativlauf für Konkurrent Puma nach einer kritischen Einschätzung weiter. Mit einem Abschlag von 7 Prozent auf 19,92 Euro gehörten die Papiere zu den größten Verlierern im MDax der mittelgroßen Börsenwerte.
Hat Adidas die Talsohle erreicht?
James Grzinic vom Analysehaus Jefferies sprach Adidas eine Kaufempfehlung aus und verwies dabei auf den "brutalen Wertverlust" der vergangenen Wochen und Monate. Grzinic sieht allerdings viele Wachstumstreiber und einen weiteren Ausbau des Marktanteils in den kommenden Quartalen – trotz Unsicherheiten mit Blick in die USA.
Adidas ist aus Sicht des Jefferies-Experten sogar ein Gewinner in Bezug auf die US-Zollpolitik und die Dollar-Schwäche, zumal der Dax-Konzern 80 Prozent seines Umsatzes außerhalb Nordamerikas mache. Grzinic kann sich eine Erhöhung der Unternehmensprognose für 2025 im Oktober zur Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal gut vorstellen. Im Juli hatte Adidas den Ausblick nach den Halbjahreszahlen noch beibehalten, unter anderem wegen der US-Risiken, was die Aktionär:innen damals schwer enttäuschte.
Gegensätzliche Entwicklungen
Trotz der makro-ökonomischen und weltpolitischen Risiken hat sich der Sportartikelkonzern im laufenden Geschäftsjahr positiv entwickelt. Bereits das erste Quartal lief besser als erwartet, im zweiten Quartal konnte Adidas den Gewinn unerwartet deutlich steigern.
Der auf die Anteilseigner:innen entfallende Nettogewinn wurde nahezu verdoppelt. Er wuchs um 94,6 Prozent auf 369 Millionen Euro. Das Plus verdankte das Unternehmen der anhaltend starken Nachfrage nach seiner Hauptmarke Adidas, deren Erlöse im zweiten Quartal währungsbereinigt um zwölf Prozent zulegen.
Anders sieht es bei Konkurrent Puma aus. Das erste Quartal begann bereits mit einer Umsatzwarnung. Bei der Vorlage der Ergebnisse für das zweite Quartal korrigierte der Adidas-Rivale die Jahresprognose deutlich nach unten. Die Unternehmensführung rechnet für 2025 nun mit einem Rückgang des Umsatzes im niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Bisher hatte ein Wachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich im Plan gestanden.
Die unterschiedliche Geschäftsentwicklung der beiden Sportkonzerne könnte die stärkeren Kursverluste bei Puma seit Jahresbeginn erklären. Die Frage ist aber nun, ob es wirklich zu einer Trendwende der Adidas-Papiere kommen kann.
Puma abgestuft
Für zusätzlichen Rückenwind sorgte JPMorgan-Analystin Wendy Liu, die Adidas den Stempel "Positive Catalyst Watch" aufdrückte und das Votum "Overweight" beibehielt. Liu geht davon aus, dass die Resultate des dritten Quartals die Bewertung wieder antreiben dürften. Die Erwartungen seien durch die bisherige Kursschwäche im laufenden Jahr ausreichend zurechtgerückt worden. Auf dem aktuellen Niveau sieht die Expertin ein attraktives Verhältnis zwischen Chancen und Risiken.
Liu lobte Adidas außerdem für ein gutes Management des Produktportfolios und eine disziplinierte Kostenkontrolle, welche die Profitabilität in diesem und dem kommenden Jahr stütze. Zwar sei eine Schwäche bei den Terrace-Produkten von Adidas zu erwarten, diese könne aber von anderen Bereichen ausgeglichen werden. Auch Jefferies-Experte Grzinic hält die Sorgen der Anleger bezüglich einer zu hohen Abhängigkeit von Terrace-Produkten, die sich ihrem Zenit näherten, für übertrieben.
Im Gegenzug schaut JPMorgan-Analystin Liu jedoch kritisch auf Puma und stufte das MDax-Unternehmen von "Neutral" auf "Underweight" ab. Die Neuausrichtung des Sportartikelherstellers unter neuer Führung sei langwierig und mit immensen Umsetzungsrisiken behaftet. Liu erinnerte an eine vorige Umstrukturierung im Jahr 2013, die fünf Jahre gedauert habe. Parallel bleibe die Konkurrenz für Puma hart, zusätzlich erschwert durch das Comeback von Nike.
Laut JPMorgan-Expertin Liu habe die Puma-Aktie in den vergangenen Tagen zwar etwas von Übernahmefantasie profitiert. Diesbezüglich sieht sie allerdings auch einige Fallstricke. Ende August berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider:innen, dass die französische Milliardärsfamilie Pinault über einen Verkauf ihrer Beteiligung am Sportartikel-Hersteller Puma nachdenke. (dpa/FashionUnited)
- Adidas zeigt Anzeichen einer Erholung nach einem schwierigen Jahresbeginn, unterstützt durch positive Einschätzungen und verbesserte Geschäftszahlen.
- Puma hingegen erlebt weiterhin Kursverluste aufgrund gesenkter Jahresprognosen und kritischer Bewertungen, was auf eine unterschiedliche Geschäftsentwicklung der beiden Sportartikelhersteller hindeutet.
- Analyst:innen loben Adidas für gutes Management und Kostenkontrolle, während sie bei Puma Risiken in der Neuausrichtung und starken Wettbewerb sehen.
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