So läuft die Ordersaison HW25 bei Joop!
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Die Modemarke Joop! erwartet ein Plus aus dem Ordergeschäft für Herbst 2025. Im Interview spricht Brand Director Thorsten Stiebing über seine Erwartungen an das Wholesale-Geschäft, die Stimmung in der Branche und darüber, welche Regionen gut laufen.
Die Marke des Schweizer Modekonzerns Holy Fashion Group expandierte in den vergangenen Jahren kontinuierlich im Ausland – beispielsweise in den Vereinigten Arabischen Emiraten und mit neuen Stores in Polen. Mittlerweile erwirtschaftet Joop! 40 Prozent seines Umsatzes international und 60 Prozent in Deutschland, Österreich und Schweiz.
Wie nehmen Sie die Lage und Stimmung in der Branche wahr?
Nach Gesprächen auf der Messe in Düsseldorf und mit Branchenakteur:innen zeigt sich, dass der Einzelhandel derzeit mit mehreren Herausforderungen konfrontiert ist. Lagerbestände und die Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen stehen im Fokus. Zudem beschäftigen sich einige Unternehmen intensiv mit ihrer Kommerzialität. Trotz dieser Herausforderungen gibt es aber auch optimistische Stimmen in der Branche.
Um welche Kommerzialität ging es?
Wie entwickeln sich die KPIs, die Margen, die Ertragsverteilung, die Abverkaufsquoten und die Lagerbestände? Das sind die zentralen Fragestellungen.
Sie erwähnten auch, dass es einen gewissen Optimismus gibt.
Die Exportmärkte entwickeln sich weiterhin stabil, insbesondere in Polen, wo die Marktstimmung optimistisch ist. Insgesamt verzeichnen die Exportländer eine positive Entwicklung. In Deutschland stehen Gespräche mit Geschäftsinhaber:innen und Einkäufer:innen im Fokus. Während zunächst wirtschaftliche Kennzahlen thematisiert werden, rückt anschließend die Kollektion in den Mittelpunkt, die überwiegend positiv bewertet wird. Der Fokus auf das Produkt selbst führt in Gesprächen häufig zu einer aufgelockerten Stimmung.
Vor fünf Jahren haben wir uns zum letzten Mal gesprochen. Es ging damals um Umsatzverdopplung und Expansion. Wie ist es Joop! seither ergangen?
Die Umsatzentwicklung hat die Erwartungen übertroffen. Der Wholesale-Umsatz konnte mehr als verdoppelt werden, das Online-Geschäft verzeichnete ein starkes Wachstum, und auch die Lizenzverkäufe haben sich positiv entwickelt. Seit 2020 hat sich das Unternehmen deutlich gesteigert, wir sind gut aus der Corona-Zeit gekommen und haben die Phase nach der Pandemie erfolgreich genutzt.
Und wie lief es für Joop! die abgelaufenen zwei Jahre?
Im Jahr 2023 verzeichneten wir weiterhin ein zweistelliges Wachstum im Wholesale und ein starkes Wachstum im Online-Bereich. Unser jährliches Wachstum liegt online durchschnittlich zwischen 15 und 18 Prozent. Die finalen Zahlen für 2024 liegen noch nicht vor, jedoch wird ein hohes einstelliges Wachstum erwartet.
Wie schätzen Sie die laufende Ordersaison HW25 ein?
Die Vororderphase läuft aktuell und es wird ein einstelliges Wachstum erwartet.
Und wie ist das Nachordergeschäft zu sehen?
Im Nachorder-Geschäft wird weiteres Wachstum erwartet. Die Kollektion sollte als Gesamtheit betrachtet werden, ich bin optimistisch, was die Entwicklung betrifft.
Wie ist das Verhältnis zwischen Vororder und Nachorder bei Ihnen?
Der Anteil der Nachorder liegt regelmäßig zwischen 20 und 23 Prozent, abhängig von der Artikelgruppe. Besonders bei Jeans, Anzügen und bestimmten Jersey-Styles spielt die Nachorder eine wichtige Rolle und verzeichnet gute Ergebnisse. Im vergangenen Jahr konnte im Lagerbereich ein Zuwachs von 14 Prozent erzielt werden.
In der Modewelt scheinen Trends gerade zu verschwimmen. Der Streetwear-Trend verebbt, das Thema stiller Luxus ist nun auch schon etliche Saisons alt. Was ist für eine Marke wie Joop modisch gerade wichtig?
In der Menswear nimmt der Anteil an Casual-Wear weiter zu, während Anzüge insbesondere im Hochzeitssegment stabil nachgefragt werden. Hochwertige Materialien und gleichbleibende Qualitätsstandards sind entscheidend.
Was läuft bei Joop gut?
Sportswear und Jacken verzeichnen bei uns eine starke Nachfrage, ebenso wie Mäntel und Strick, insbesondere im Bereich Strickwaren gibt es ein deutliches Wachstum. Hemden sind derzeit schwieriger, jedoch erleben sie im modischen Segment eine positive Entwicklung. Der Fokus liegt aktuell hauptsächlich auf Jersey und Strick, die besonders gut laufen. Bei den Hosen ist ein Silhouettenwandel erkennbar, dem die Kund:innen folgen. Besonders bei Damen sind weite Hosen Topseller, bei Herren zeigt sich derselbe Trend, was zu einem sehr guten Umsatzwachstum führt.
Setzen Sie auf Farben oder halten Sie sich eher bedeckt?
Besonders stark verkauft sich aktuell die Kombination aus hellgrau und beige, oft ergänzt durch Akzentfarben.
Viele haben über das Wetter im vergangenen Jahr geklagt. Wie gehen Sie mit unbeständigen Wetterkonditionen um?
Der Saisonstart war positiv, da wir bereits im September kühle Temperaturen hatten, was uns zugute kam. Leider wurde es danach nicht mehr ausreichend kalt, um einen weiteren Schub zu erzielen. Dennoch waren die Abverkaufsquoten bei Jacken gut. Daher stellt dies für uns weder im laufenden Jahr noch in der Vororder ein Problem dar.
Wie kann man sich den Austausch zwischen Joop und dem Handel vorstellen?
Wir haben eigene Teams, die sich mit der Analyse beschäftigen und die Daten für uns auswerten. Der Prozess ist technischer geworden, aber es bleibt wichtig, auch Kreativität und Spaß in die Kollektion einzubringen. Ein rein analytischer Ansatz würde sonst zu einer sehr Basic-lastigen Produktpalette führen, wie T-Shirts, Polohemden und Rundkrägen. Die Strahlkraft der Marke ist weiterhin entscheidend.
Inwiefern ist es möglich nachzuordern, wenn ein bestimmtes Teil wirklich gut läuft und nicht Teil des Never-out-of-Stock-Programms ist?
Unsere Bestseller werden so geplant, dass sie nicht vollständig ausverkauft sind. Ein Kunde kauft beispielsweise 80 Prozent einer Jacke, während 20 Prozent im Lager verbleiben. Diese verbleibenden 20 Prozent werden in der Regel ebenfalls abverkauft. Zudem erfolgt der Abverkauf häufig über NOS-Produkte.
Wie sieht der Orderprozess mittlerweile bei Joop! aus? Wo muss man digital und physisch als Brand heute sein?
Die Pitti bleibt ein relevanter Branchentreffpunkt, um sich auszutauschen und Entwicklungen zu beobachten. Daneben finden auch in den Showrooms viele Aktivitäten statt. Wir haben zuletzt einen großen Flagship-Showroom in Düsseldorf eröffnet. Ein erheblicher Teil der Bestellungen erfolgt mittlerweile digital, besonders bei Exportkund:innen, da dies kosteneffizient ist. Schätzungsweise machen digitale Bestellungen etwa 20 Prozent aus.
In der Vergangenheit haben Sie mit dem Gedanken gespielt, ein paar eigene Flagship-Stores – auch in Deutschland – zu eröffnen. Verfolgen Sie diese Idee noch weiter?
Wir haben in Polen letztes Jahr drei Läden eröffnet und planen für das nächste Jahr einen neuen Store in Frankfurt in der Fressgasse. Wir beabsichtigen, auch weiterhin Stores sowie Shop-in-Shops zu eröffnen. Läden sind für eine Marke wichtig, da sie die Aktivitäten bündeln.
Haben Sie noch weitere Expansionspläne – wie zum Beispiel für neue Länder oder Regionen?
Wir sind inzwischen in den Vereinigten Arabischen Emiraten vertreten. Wir arbeiten mit guten Distributoren zusammen und sind in den relevanten Shops vertreten. Die Vereinigten Arabischen Emirate werden zukünftig eine wichtige Rolle für uns spielen, da sich der Markt dort stark entwickelt hat.