Schweizer Uhrenmarke Hyt wagt den Wiedereinstieg in die Branche
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Die Schweizer Luxusuhrenmarke HYT strebt mit dem Launch neuer Modelle einen Weg aus der Insolvenz an. Die Uhr wird 75.000 US-Dollar (etwa 66.600 Euro) kosten. Statt eines Uhrzeigers, verfügt das Modell über eine farbige Flüssigkeit, die die Uhrzeit angibt.
Die kleine, unabhängige Uhrenmarke konnte seit ihrer Markteinführung in 2012 einen Kult-Status unter Uhrenliebhabern gewinnen. Das Unternehmen verdankt seine Bekanntheit dem futuristischen Design des Ziffernblattes, das von einem Schlauch umschlossen ist, durch den eine Flüssigkeit zirkuliert.
HYT ist ein Opfer der Auswirkungen der Pandemie, die der Schweizer Uhrenindustrie seit 2020 zu schaffen macht. Im März musste HYT wegen Insolvenz schließen und seine 17 Mitarbeiter entlassen.
Mit der wieder ansteigenden Nachfrage nach Luxusgütern und der Rückkehr großer Kunden, wird HYT nun wiederbelebt. „Es ist der richtige Zeitpunkt", sagte der neue Geschäftsführer und Kreativdirektor Davide Cerrato, der zuvor Künstlerischer Leiter der Rolex-Marke Tudor war. „Wohlhabende Menschen, die in den Aktienmarkt investieren, haben in den letzten zwei Jahren eine enorme Menge an Geld verdient – und haben einen starken Drang, es auszugeben”, sagte er der AFP. Außerdem erreichten die Schweizer Uhrenexporte 2021 ein Rekordhoch und übertrafen nicht nur das Niveau vor der Pandemie, sondern auch den bisherigen Höchststand aus dem Jahr 2014.
Unglaubliche Möglichkeiten
Im Juni wurde in der Schweizer Stadt Neuchatel ein neues Unternehmen gegründet, dem Cerrato im Juli beitrat. Auf die Marke HYT war er erstmals 2012 auf der Basler Uhrenmesse aufmerksam geworden und war beeindruckt von der Technologie, die ursprünglich für den medizinischen Bereich entwickelt wurde.
„Diese unglaubliche Möglichkeit der Verschmelzung von Flüssigkeitstechnologie und schöner mechanischer Uhrmacherkunst hat mich von Anfang an fasziniert", erinnert er sich. Die ursprüngliche Marke hatte auch das Interesse von Investoren geweckt, darunter der ehemalige Nestle-Chef Peter Brabeck-Letmathe. Die ersten Uhren kosteten mindestens 50.000 Schweizer Franken (etwa 48.000 Euro), aber das Unternehmen beschaffte Finanzmittel, um die Modelle auch zu günstigeren Preisen zu entwickeln. Doch als die Pandemie ausbrach, musste das Unternehmen einen Umsatzeinbruch von 40 Prozent im Jahr 2020 hinnehmen, obwohl es mit einem Anstieg von 25 Prozent gerechnet hatte. Da es nicht in der Lage war, die fünf bis zehn Millionen Franken aufzubringen, die es brauchte, um sich über Wasser zu halten, meldete es Konkurs an, sagte der ehemaliger Chef gegenüber der Schweizer Zeitung Le Temps.
Seltenheitswert
Um die Marke neu zu lancieren, will Cerrato sie weiter aufwerten und die Komplexität der Uhren steigern. Damit sollen wohlhabende Sammler überzeugt werden, die nach Uhren suchen, die nur an wenigen Handgelenken zu sehen sind. „Uhren-Sammler und Kenner sind auf der Suche nach Kreativität, Neuheiten und Raritäten", sagt er. Die Marke lanciert zunächst das Modell Hastroid für 70.000 Franken vor Steuern – laut Cerrato der „Einstiegspreis", gefolgt von zwei teureren Uhren, die technisch noch komplexer sind.
„Die Neupositionierung stützt sich auf die Tatsache, dass es sich um ein einzigartiges Objekt handelt”, sagt Cerrato. „Das ist es, was unabhängige Marken ausmacht und was sie erfolgreich macht." Aber wird sich das Wagnis auszahlen?
Nach Ansicht von Jon Cox, einem Analysten des Finanzdienstleisters Kepler Cheuvreux, boomt der Markt für hochwertige Uhren. „Vorausgesetzt, das Produkt stimmt und es gibt einen Mehrwert für die Verbraucher – nämlich dass der Preis der Uhr auf dem Sekundärmarkt nicht dramatisch sinkt – werden sich die hochwertigen Marken gut behaupten", sagte er. (AFP)