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„Scherbenhaufen vorgefunden“: Insolvenzverfahren der Görtz Retail GmbH eröffnet

Von Jule Scott

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Der ehemalige Hamburger Flagship-Store von Görtz. Credits: Görtz

Am 1. Juni hat das Amtsgericht Hamburg das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Görtz Retail GmbH eröffnet, wie die zuständige Pressestelle am Mittwoch mitteilte. Zum Insolvenzverwalter wurde Gideon Böhm von der Kanzlei Münzel & Böhm ernannt, der bereits im vorläufigen Verfahren tätig war.

In den vergangenen Wochen sorgten wiederholt Filialschließungen bei Görtz – darunter alle Standorte in der Hamburger Heimat des Traditionsunternehmens – für Schlagzeilen. Nun bestätigte Böhm, dass nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens zwei Angebote von Investor:innen angenommen wurden. Insgesamt konnten dadurch drei Filialen einschließlich der dort beschäftigten Mitarbeitenden übertragen werden.

Darüber hinaus bleiben die beiden Görtz-Filialen in Dresden und Oldenburg auch nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens weiterhin geöffnet. Eine Übergabe an potenzielle Investor:innen ist in diesen Fällen weiterhin möglich. Bis dahin führen die jeweiligen Mitarbeitenden, die über diese Perspektive informiert wurden, den Verkauf fort.

Übertragung von Filialen nur über eine Einigung mit den jeweiligen Vermieter:innen möglich

Gerne hätte Böhm noch weitere Filialen an Investor:innen übertragen. Doch andere Pläne der Vermieter:innen oder überhöhte Mietforderungen in Innenstadtlagen verhinderten dies. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass sich die Markenrechte von Görtz nicht im Vermögen der insolventen Görtz Retail GmbH befinden. Auch gehört der Gesellschaft kein Grundeigentum. Deshalb war eine Übertragung von Filialen nur über eine Einigung mit den jeweiligen Vermieter:innen möglich – ein Umstand, der die ohnehin schwierige Ausgangslage des Verfahrens zusätzlich erschwerte.

Besonders hebt Böhm in seiner Mitteilung das Engagement der Mitarbeitenden hervor. Im Januar 2025 habe er eine äußerst schwierige Ausgangssituation im Unternehmen vorgefunden. Dass es gelungen sei, Görtz über ein gutes halbes Jahr hinweg zu stabilisieren und im Insolvenzantragsverfahren fortzuführen, sei vor allem dem hohen Einsatz der Belegschaft zu verdanken. Trotz der Situation seien die derzeitigen Arbeitsmarktchancen für die qualifizierten Mitarbeitenden sehr gut, viele hätten sich bereits eigenständig neu orientiert – teilweise seien komplette Teams gemeinsam zu neuen Arbeitgeber:innen gewechselt.

„Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen haben alle mitgezogen – auf ihren Einsatz für die Kundinnen und Kunden war jederzeit Verlass“, so Böhm. „Es gab so gut wie keine Krankmeldungen – das ist in einem solchen Verfahren außergewöhnlich.“

Gänzlich ohne Stellenabbau verlief das bisherige Insolvenzverfahren allerdings nicht. Nachdem die Bundesagentur für Arbeit im Februar einen Antrag der Görtz Retail GmbH auf Vorfinanzierung von Insolvenzgeld für die rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgelehnt hatte, wurden die bisherigen Mitarbeiter:innen in den bereits geschlossenen Görtz-Filialen freigestellt.

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