René Lezard: Umschuldung soll Rettung bringen
Wird geladen...
Das Modeunternehmen René Lezard galt einst als eine vielversprechendsten deutschen Fashion Marken, die auch auf dem internationalen Markt bestehen konnten und weltweit für „Mode made in Germany“ standen. Seit dem Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2009 muss die Firma aus Schwarzach am Main jedoch kämpfen – zunächst um sein Image, dann um Kunden und Umsätze und schließlich um ihre Existenz.
Seit über sechs Jahren taumelt René Lezard so am Abgrund, immer am Rand der Pleite. So musste das Unternehmen bereits in den Geschäftsjahren 2008/2009 und 2010/2011 massive Umsatzeinbrüche und eine erhebliche Verschlechterung der Ertragslage hinnehmen, verursacht insbesondere durch die Finanzkrise im Jahr 2009 und die Insolvenz eines damaligen italienischen Gesellschafters mit einem Anteil von 50 Prozent am Stammkapital und der damit verbundenen erheblichen Verunsicherung von Kunden und Lieferanten. Zur Absicherung der Finanzierungssicherheit wurde dann Anfang 2010 ein Sicherheitenpoolvertrag mit den finanzierenden Kreditinstituten abgeschlossen und frisches Geld von Gesellschaftern eingesammelt.
Nach Konzernumsätzen von 48,9 Millionen Euro und einem Konzernverlust von 2,8 Millionen im Geschäftsjahr 2010/2011 konnten in den beiden folgenden Jahren die Umsätze auf 52,2 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2012/ 2013 gesteigert werden bei zugleich leicht positiven Ergebnissen in diesen Jahren. Auf Grundlage dieser Entwicklung und eines Management-Buyouts – es gelang der Geschäftsführung, die Gesellschaftsanteile an der René Lezard Mode GmbH vom insolventen italienischen Gesellschafter zu erwerben – erfolgte der Entschluss, die Finanzierung neu zu strukturieren und auf eine breitere Basis zu stellen.
Eine neue Anleihe in Höhe von 15 Millionen Euro verschaffte dem Unternehmen dann 2012 zunächst etwas Luft, so dass in eine Refinanzierung von Finanzverbindlichkeiten, in Investitionen zur Stärkung der Marke durch verschiedene Marketingmaßnahmen und in die Expansion im In- und Ausland investiert werden konnte. Die Folge: Im nächsten Geschäftsjahr gelang zunächst eine leichte Umsatzsteigerung und auch eine Ergebnisentwicklung im Rahmen der Prognosen, bevor dann in den Geschäftsjahren 2014/2015 und 2015/2016 erneut „verschiedene negative Einflüsse“ zu einem Umsatzrückgang, Verlusten und einem negativen Eigenkapital führten.
Restrukturierung muss finanziert werden
Nach noch vorläufigen Zahlen erwirtschaftete René Lezard im Geschäftsjahr 2015/2016 bei einem Konzernumsatz in Höhe von 44,6 Millionen Euro erneut einen Konzernverlust von 2,6 Millionen Euro, das negative Eigenkapital beträgt aktuell 3,1 Millionen Euro. Dies ist umso enttäuschender, da die Geschäftsführung in den letzten Jahren die Unternehmensstrategie beständig angepasst und bereits konkrete Maßnahmen definiert und umgesetzt hat. Dazu zählen die Stärkung und Steuerung des Vertriebs, die Verkleinerung der Kollektion, die Steigerung der Rohertragsmarge sowie eine fortlaufende Kostenoptimierung ab. Zudem wurden in den letzten Jahren bereits unrentable Stores geschlossen und neue Stores an attraktiven Standorten eröffnet. Die finanzierenden Banken trugen diesen Weg mit und hielten ihre Finanzierungszusagen bis einschließlich März 2017 unverändert aufrecht.
Vor dem Hintergrund des Auslaufs der Bankenfinanzierungen im März 2017 und der Fälligkeit der Anleihe im November 2017 hat die Geschäftsführung in den vergangenen Monaten „umfangreiche Verhandlungen mit diversen potentiellen Finanzierungspartnern“ geführt und sich nun mit einem dieser Verhandlungspartner in einem verbindlichen Termsheet über die wirtschaftlichen Konditionen der Folgefinanzierung geeinigt. Das Ziel: Sämtliche Finanzverbindlichkeiten sollen von einem Finanzinvestor übernommen werden und die Sanierungsbeiträge sowohl der Banken als auch der Anleihegläubiger einschließen.
Den Anleihegläubigern sollen daher Vorschläge unterbreitet werden, die im Ergebnis zu einer Besserstellung für sie gegenüber dem Kursniveau der Anleihe führen, aber andererseits auch das Unternehmen in die Lage versetzen, die Restrukturierung durchführen zu können. Dies ist auch weiterhin bitter nötig, will René Lezard noch eine Zukunft haben. Zumindest verschafft sich das 1978 gegründete Unternehmen so etwas Luft, um weitere kostenintensive Schritte angehen zu können.
Foto: René Lezard