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Rana Plaza - neun Jahre später

Von Simone Preuss

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Bild: Denim Expert Bangldesh

Zum neunten Mal jährt sich am Sonntag der Tag, an dem ein Einsturz nicht nur die Fundamente des Rana Plaza Gebäudes erschütterte, sondern auch die der Modebranche, denn die Trümmern in Sawar, Bangladesch zeigten auch die Missstände in anderen Herstellungsländern auf.

Sichere Arbeitsplätze wurden zum Mythos wie versperrte Ausgänge, vergitterte Fenster, extremer Zeitdruck und Beleidigungen und Belästigungen durch Vorgesetzte zeigten, aber auch Gebäudeschäden und mangelnde Sicherheitsvorkehrungen.

Die Branche kam zusammen und statuierte an Bangladesch ein Exempel: „Made in Bangladesh“ sollte vom Mangel- zum Markenzeichen werden, wie es in Nachkriegsjahren auch „Made in Germany“ gelungen war: Fabriken wurden erfasst, auditiert und Aktionspläne in Bewegung gesetzt, die Mängel beheben sollten. Bangladesch sollte zur sichersten Bekleidungsindustrie der Welt werden; Betriebe wie Denim Expert machten es vor.

Hier zeichneten sich besonders der Bangladesh Accord und die Allianz für Arbeitssicherheit in Bangladesch aus, die die Fabriken unter sich aufteilten und “abarbeiteten”. Beide waren jedoch zunächst auf fünf Jahre begrenzt. Während sich die Allianz nach fünf Jahren verabschiedete, wurde der Accord bis 2020 verlängert und dann an die staatliche Aufsichtsbehörde RCC übergeben beziehungsweise später an den RMG Sustainability Council (RSC).

Zu diesem Zeitpunkt waren etwa 1.000 Einheiten der insgesamt mehr als 4.000 Bekleidungsfabriken Bangladeschs spät dran mit ihren Maßnahmen, komplett sicher zu werden. Dieser Prozess ist auch heute immer noch im Gange; die Pandemie wird teils für die Verzögerung verantwortlich gemacht; die Gewerkschaft warnt bereits vor einer Verschlechterung der Bekleidungsfabriken Bangladeschs.

Bild: Clean Clothes Campaign

Was hat sich in den letzten neun Jahren geändert?

Transparenz ist nicht mehr das Fremdwort, dass es einmal war und Modemarken- und -einzelhändler haben erkannt, dass es durchaus Vorteile hat, die Namen ihrer herstellenden Betriebe nicht mehr wie ein Geheimnis zu hüten, sondern sich mit anderen auszutauschen und gemeinsam nach neuen Lösungen zu suchen.

Stichwort Corona-Pandemie: Hier bewährten sich langjährige Beziehungen und gute Kommunikation in der Lieferkette, durch die Bestellungen geändert und aufgeteilt werden konnten, um personell unterversorgte Fabriken zu entlasten und Lieferengpässe aufzufangen.

War dies nicht der Fall, gab es kurzfristige Beziehungen und wenig Kommunikation, hieß dies auch wenig Mitgefühl für die Lage des Gegenübers: Hier wurden Aufträge storniert oder fertige Ware nicht angekommen und/oder nicht bezahlt, was viele Fabriken zum Aufgeben zwang und Bekleidungsarbeiter:innen an die Grenzen ihrer Existenz brachte.

Ein internationaler Accord

Aus dem Bangladesh Accord wurde der „International Accord for Health and Safety in the Garment and Textile Industry“, der von Amsterdam aus operiert und am 1. September letzten Jahres in Kraft trat. Die Unabhängigkeit von einem bestimmten Land macht das neue Abkommen internationaler und flexibler, bietet aber auch ein Schlupfloch, sich nicht anzuschließen: Die Bangladesh Garment Manufacturers and Exporters Association (BGMEA) sagt zum Beispiel, es könne nicht auf Fabriken in Bangladesch angewendet werden und auch der RSC würde es nicht anerkennen.

Dies bringt den Fokus zurück auf Marken und Einzelhändler: Wenn diese strikte Sicherheitsvorkehrungen verlangen, die auch vor Ort überprüft werden, bevor sie neue Geschäftsbeziehungen eingehen, und dann kontinuierlich weiter prüfen, haben Fabriken keine andere Wahl, als sicherheitstechnisch aufzurüsten. Hierzu sollten staatliche Hilfen bereitgestellt werden, denn dies ist teuer; rund 175.000 bis 260.000 Euro pro Fabrik, so wird geschätzt. Auch das Lieferkettengesetz ist ein Schritt in die richtige Richtung.

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