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People-Management, Purpose und Potenziale: Worauf es jetzt wirklich ankommt

Von Barbara Russ

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Business|INTERVIEW

Meister Consulting ist eine Personalberatung für Fashion, Sport und Lifestyle mit Sitz am Starnberger See nahe München. Das Team aus Branchenexperten verfügt über ein tiefes und langjähriges Know-How und besetzt Fach- und Führungspositionen im Handel und der Markenindustrie. Außerdem berät es Unternehmen in der Modebranche bei der Suche nach Talenten und coacht Kandidaten für den nächsten Karriereschritt. FashionUnited sprach mit Bernd Meister, dem Inhaber und Gründer, über den aktuellen Arbeitsmarkt, die neuen Prioritäten von Kandidaten und was Unternehmen in Sachen People-Management besser machen können.

Wie schätzen Sie den Arbeitsmarkt in der Modebranche aktuell ein?

Die meisten Firmen sind momentan zurückhaltender bei Neueinstellungen, zum einen weil sie nicht einschätzen können, was noch auf sie zukommt und zum anderen weil einige auch noch Kurzarbeit haben. Es gibt aber auch Unternehmen die bisher doch besser durch die Krise gekommen sind, als zunächst angenommen. Einige, glaube ich, nutzen die Krise aber auch zum Anlass sich von ein paar Gewohnheiten zu trennen, die schon länger überfällig waren. Generell wird aktuell stärker auf Sicht gefahren, weil die Themen unberechenbarer geworden sind.

Durch die Coronakrise hat sich der Fokus weiter auf E-Commerce verschoben, stellen Sie hier eine verstärkte Nachfrage nach Fachkräften fest? Was wird besonders gesucht?

E-Commerce ist jetzt natürlich überall ein Thema. Die zum Unternehmen passende Online- bzw. Multichannel-Strategie zu entwickeln, ist in der Coronakrise noch wichtiger geworden. Ein Fokus liegt hier auf guten CRM-Spezialisten: Viele Unternehmen machen sich jetzt Gedanken, wie sie die Kunden am besten abholen und die vielen verschiedenen digitalen Touchpoints besser im Sinne ihrer Marke organisieren. Auch die Nachfrage nach guten Content Experten, die spannende Storys gut inszenieren können, steigt. Im digitalen Bereich stellen wir auch eine höhere Offenheit gegenüber Quereinsteigern aus anderen innovativen Branchensegmenten fest, insbesondere dann, wenn diese ein starkes technisches Know-How mitbringen.

Welchen Rat geben Sie Berufseinsteigern in der aktuellen Situation?

Ich würde ihnen raten, nicht nur auf der Hauptstrasse der großen Branchennamen unterwegs zu sein. Sondern auch mal rechts und links in den Nebenstrassen zu schauen. Sich zu fragen: Wo sind interessante Herausforderungen zu finden, an denen ich wachsen und lernen kann? Das kann manchmal spannender sein, wie das von außen wahrgenommene Image eines Unternehmens. Wichtig ist es, gut auf sich zu reflektieren, offen und mit hoher Lernbereitschaft auf die Möglichkeiten zu schauen.

Welche Fragen stellen Ihnen Kandidaten als Karriereberater am häufigsten?

Immer häufiger hinterfragen Kandidaten den Purpose des Unternehmens, bei dem sie sich bewerben. Und immer wieder stelle ich fest, dass auch mir Unternehmen diese Frage nur bedingt beantworten können. Die Werte und Ziele klar kommunizieren zu können ist ein echter Mehrwert beim Wettbewerb um die guten Talente.

Welche Fehler gilt es als Unternehmen bei der Besetzung einer Stelle zu vermeiden?

Viele Unternehmen schauen bei der Biografie noch zu stark rein auf die bisherigen Erfahrungen eines Kandidaten. Die Potenziale und Talente werden hier manchmal einfach nicht ausreichend beleuchtet. Dabei ist es von unschätzbarem Vorteil, wenn es gelingt, Mitarbeiter in ihre persönliche Flow-Zone zu bringen. Denn in dieser wachsen sie über sich hinaus und zeigen herausragende Performance. Daher mein Ratschlag an Unternehmen: Sprechen Sie mehr über den Mindset der Kandidaten und welche Ideen sie zu bestimmten Fragestellungen haben. Wie sie Entwicklungen sehen und in welchen Themenfeldern sie ihre Kreativität am besten einsetzen können. Sie werden überrascht sein, was Sie alles erfahren können.

Welche Unterschiede gibt es zwischen männlichen und weiblichen Kandidaten?

Das lässt sich nicht so pauschal beantworten. Wenn dann vielleicht, dass Frauen häufiger nach der Arbeitsatmosphäre, sowie den Homeoffice-Möglichkeiten in einem potenziellen Unternehmen fragen; Männer etwas stärker auf die Einflussmöglichkeiten und die Machtstellung der Position fokussiert sind. Aber das ist sehr vereinfacht dargestellt. Es hat eher weniger mit Mann oder Frau zu tun, sondern ist Typ-abhängig.

Was raten Sie jemandem, der das Gefühl hat, in seinem Job, oder auf der Karriereleiter festzustecken?

Mal das Rad anzuhalten, in sich reinzuhören, querzudenken und zu überlegen, was sich zukünftig ändern soll. Proaktiv mit Ideen auf sein Unternehmen zuzugehen. Und wenn man hier auf Taubheit stößt, konsequent offen für neue Wege zu sein. Denn am Ende kann man nur sich und seine Sichtweisen ändern, nicht den anderen!

Sie bieten auf Ihrer Website unter anderem ein ‘Gespräch am See’ an. Lassen Sie uns Mäuschen spielen: Was sind die wichtigsten Takeaways eines Gespräches am See mit Ihnen?

Ja, das Angebot ist besonders schön und wird tatsächlich gerne nachgefragt. Wir haben Glück, dass der Starnberger See so nahe ist. Mir ist es wichtig, dass der Kandidat Klarheit über sich bekommt. Ich will den Menschen helfen, neue Ansätze zu finden. Oft sind sie in ihrer Denkweise gefangen und freuen sich auf inspirierenden Input. Alles startet mit der Frage: Was kannst Du richtig gut und was machst du wirklich gerne? Wo und in welchem Job könntest Du das am besten einbringen? Das ist oft der Ausgangspunkt für ein spannendes Gespräch.

Was macht Menschen in ihrem Job glücklich?

Wenn es gelingt, mit der Arbeit in die persönliche Flow-Zone zu kommen. Wenn Arbeit nicht Belastung ist, sondern als Freude empfunden wird. Hört sich nett an und gelingt immer dann, wenn man seine Ideen voll einbringen kann und dabei wertgeschätzt wird.

Welche Veränderung erhoffen Sie sich von der deutschen Modebranche in den nächsten Jahren?

Eigentlich sind wir doch in einer richtig tollen Branche! Wir beschäftigen uns den ganzen Tag damit, anderen Menschen das Leben schöner zu gestalten. Emotionen und Geschichten zu transportieren. Ich würde mir daher wünschen, dass Unternehmen die Ressource Mensch noch stärker in den Fokus rücken. Mehr in ein echtes und starkes People-Management investieren. Hier klafft leider manchmal Anspruch und Wirklichkeit noch zu stark auseinander. Talente und Potenziale der Mitarbeiter mehr zu nutzen und dafür zu sorgen, dass sich diese stärker entfalten können. Denn es sind doch neben schönen Produkten insbesondere die Verbindungen zu Menschen, die ein Unternehmen erlebbar und einzigartig machen.

Foto: Meister Consulting
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