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Outdoor-Marke Revolution Race: „Wir teilen unsere Marge nur mit den Kund:innen“

Von Regina Henkel

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Hundebesitzer:innen gehören zu den treuen Kund:innen von Revolution Race. Bild: Revolution Race

Profitables Wachstum, internationale Expansion, Ausbau der Kategorien: Bei der schwedischen Outdoormarke Revolution Race könnte es kaum besser laufen. Das Besondere an der Marke: Revolution Race setzt ausschließlich auf Direktvertrieb und Onlinehandel.

Revolution Race (RVRC abgekürzt) wurde 2013 vom Gründerduo Pernilla und Niclas Nyrensten im schwedischen Boras gegründet. Während der klassische Outdoormarkt damals noch eher skeptisch gegenüber dem Onlinehandel eingestellt war, starteten die beiden mit der Maxime, die Möglichkeiten des Onlinehandels als D2C-Marke für sich nutzen zu wollen. RVRC bietet klassische Outdoorbekleidung für Männer und Frauen, aber im Vergleich zu traditionellen Outdoormarken zu deutlich günstigeren Preisen. Wie das möglich ist? „Ein wichtiger Teil unseres Geschäftsmodells ist, dass wir direkt an die Verbraucher:innen verkaufen. Wenn wir die Gewinnspannen nicht mit Zwischenhändler:innen teilen und keine eigenen Geschäfte haben, die zusätzliche Kosten verursachen, können wir sicherstellen, dass wir weiterhin qualitativ hochwertige Produkte zu günstigen Preisen anbieten können. Es ist wichtig, die gleiche Qualität wie andere Wettbewerber zu haben, aber zu einem besseren Preisniveau“, erklärt CEO Paul Fischbein, der seit rund einem Jahr die operative Geschäftsleitung übernommen hat.

Seit rund einem Jahr CEO bei RVRC: Paul Fischbein. Bild: Revolution Race

In zwei Jahren hat sich der Umsatz fast verdoppelt

Das Konzept scheint aufzugehen. Inzwischen verkauft RVRC in mehr als 40 Ländern und mit insgesamt 18 lokalen Webshops mit eigener Währung, Sprache und eigenem Kundendienst. Erst kürzlich wurden die Länder Japan, Südkorea und Kanada angedockt, sind aber noch nicht lokalisiert. Auch in den USA ist das Unternehmen vor einem Jahr gestartet. „Noch mit sehr kleinen Volumina im Vergleich zu anderen Ländern wie beispielsweise Deutschland, aber mit einem vielversprechenden Start“, so Fischbein. Im Geschäftsjahr 2020/21 lag der Nettoumsatz bei rund 900 Millionen Schwedische Kronen (78,8 Millionen Euro), ein Jahr später bei 1,3 Milliarden Schwedische Kronen (113,9 Millionen Euro). Ende Juni 2023 waren es 1,6 Milliarden Schwedische Kronen (140,2 Millionen Euro). In nur zwei Jahren hat sich der Umsatz fast verdoppelt. Und auch das erste Quartal des neuen Jahres bescherte erneut ein kräftiges Wachstum von 24 Prozent.

DACH-Region gehört zu den wichtigsten Märkten

RVRC teilt den Vertrieb in drei Regionen ein: die nordischen Länder, die DACH-Region und der „Rest der Welt“. Während im Heimatmarkt Schweden und in den anderen nordischen Ländern die Markenbekanntheit inzwischen hoch ist und das Wachstum langsamer verläuft, bieten die anderen Regionen noch jede Menge Potenzial. 90 Prozent des Umsatzes generiert RVRC inzwischen außerhalb des Heimatmarktes Schweden, wobei auf die DACH-Region, mit Deutschland als größtem Markt, mittlerweile 50 bis 60 Prozent des gesamten Umsatzes entfallen. Die dritte Region, der „Rest der Welt“, wächst derzeit am schnellsten. Dazu gehören vor allem die Niederlande und Großbritannien. Aber auch Polen, die Tschechische Republik und Frankreich erreichen hohe zweistellige Wachstumsraten.

Seit 2023 Testimonial von Revolution Race in Deutschland: Ex-Nationalspieler Philipp Lahm. Bild: Revolution Race

Multifunktionale Produkte und der Boom bei Hundebesitzer:innen

Mit multifunktionalen Produkten und günstigen Preisen will RVRC eine möglichst breite Zielgruppe erreichen, ohne sich wie viele klassische Outdoor-Marken auf Bergsport und Wandern zu beschränken. Fischbein: „Wir verstehen viele unserer Produkte als multifunktionale Produkte, die man immer benutzen kann. Viele unserer Kund:innen tragen unsere Produkte, wenn sie mit ihrem Hund spazieren gehen oder einfach nur draußen sind. Wir wollen uns auf alle Outdoor-Aktivitäten konzentrieren, nicht nur auf Wandern oder ähnliches“. Die Multifunktionalität und die relative Erschwinglichkeit der Produkte seien auch ein Weg, die Natur und Outdoor-Aktivitäten für alle zugänglich zu machen, so der CEO weiter. „Ich denke, dass wir damit sehr erfolgreich sind und unsere Positionierung der Hauptgrund für unser Wachstum und das große Interesse der Verbraucher:innen ist.“

Inzwischen bietet RVRC auch eine kleine Kollektion für Hunde. Bild: Revolution Race

Gerade die Hundebesitzer:innen scheinen RVRC für sich entdeckt zu haben, auch wenn das anfangs gar nicht explizit beabsichtigt war. „Hundebesitzer:innen sind definitiv eine wichtige Kund:innengruppe, aber um ehrlich zu sein, ist das etwas, das wir erst nach und nach entdeckt haben“, gibt Fischbein zu. „Wir freuen uns darüber und haben sogar ein kleines Sortiment an Hundebekleidung auf den Markt gebracht, um dieser Zielgruppe noch näher zu kommen. Wir haben von Anfang an mit Tieren in unserem Marketing gearbeitet und vielleicht konnten wir dadurch viele Hundebesitzer:innen ansprechen“.

Weiterer Ausbau der Kategorien

Parallel zur internationalen Expansion wächst die Kollektion. Erst 2021 wurden Produkte für Kinder, Taschen und Schuhe eingeführt. Vor allem Schuhe wachsen sehr stark. „Ich denke, es ist die am schnellsten wachsende Produktkategorie. Wir haben mit vier Schuhmodellen angefangen. Jetzt expandieren wir auf fast 30 Produkte, wenn man die Farben mitzählt“, erklärt Fischbein. Auch eine neue Alpin-Kollektion für den Wintersport wurde gerade gelauncht. Sie umfasst neben Bekleidung auch Skibrillen und Handschuhe. Auch in den kommenden Monaten sollen neue Kategorien getestet und hinzugefügt werden, welche das sein könnten, verrät Fischbein jedoch noch nicht.

Hohe Zufriedenheitswerte

Technische Outdoor-Produkte gelten generell als erklärungsbedürftig, weshalb traditionelle Outdoor-Marken anfangs Zweifel hatten, ob ihre Kollektionen überhaupt online verkauft werden können. Schließlich gibt es im Onlinehandel keine Verkäufer:innen, die das Produkt erklären könnten. RVRC sichert sich das Vertrauen der Kund:innen deshalb über die Produkt-Bewertungen, die von den Kund:innen selbst abgegeben werden. Hier dauerhaft gute Bewertungen zu erreichen, war für die Marke entscheidend. Bis heute verfolgt RVRC mithilfe der Rezensionen die Kund:innenzufriedenheit sehr genau und ist stolz auf über 500.000 Bewertungen mit einer durchschnittlichen Punktzahl von 4,6 von fünf Punkten. „Wir wollen die meist empfohlene Outdoor-Marke der Welt sein“, erklärt Fischbein seine langfristige Vision. Dazu gehört auch, alle Rezensionen zu zeigen, selbst wenn jemand unzufrieden war.

RVRC macht Outdoormode für Männer, Frauen und seit zwei Jahren auch für Kinder. Bild: Revolution Race

Markenbekanntheit erhöhen, aber keine eigenen Stores

Um bekannter zu werden, setzt RVRC vor allem auf Onlinewerbung und Social Media. „Wir wollen uns darauf konzentrieren, als digitales Unternehmen zu agieren und nicht zu viel offline zu machen“, erklärt Fischbein. Er hat es zwar auch schon mit Werbung auf Bussen und im Freien versucht, aber „als digitales Unternehmen sind wir es gewohnt, unmittelbare Auswirkungen zu sehen und alle unsere Aktivitäten zu überwachen und mit KPIs zu verfolgen. Das ist in der physischen Welt viel schwieriger zu erreichen.“

Und wie steht es mit eigenen Geschäften? Auch die sieht er momentan nicht. Wenn überhaupt, dann kann er sich Stores nur unter dem Aspekt des Markenaufbaus vorstellen, als Umsatzbringer hingegen nicht. Fischbein: „Ich habe großen Respekt vor den Kolleg:innen in der Branche, die physische Läden betreiben. Es ist sehr komplex, sehr schwierig, und ich glaube nicht, dass wir Experten auf diesem Gebiet sind. Ich denke, wir sind sehr gut in dem, was wir tun, und ich möchte dieses Konzept nicht zu sehr ändern.“

Revolution Race