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Otto: kompostierbare Versandtaschen ab 2024

Von Simone Preuss

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Kompostierbare Versandtasche aus Traceless-Material. Bild: Otto Group

Beim Versand entsteht Verpackung; mehr, als im stationären Handel. Und gerade die Modebranche tut sich mit Plastikalternativen schwer, da diese guten Schmutzschutz bieten und allen Witterungsbedingungen standhalten muss. Da sind umweltfreundliche Lösungen gefragt.

Versandhändler Otto hat sich mit dem Hamburger Start-up Traceless zusammengetan, um eine Versandtasche zu entwickeln, die komplett aus pflanzlichem Material besteht und vollständig kompostiert werden kann.

Vor einigen Wochen sollte ein größerer Pilottest mit einer Tüte starten, die aus einem Verbundmaterial aus Traceless und Graspapier besteht. Bei einem internen Vorabtest traten aber unerwartete Schwierigkeiten auf, weshalb der Livetest verschoben wurde und die Kooperationspartner beschlossen, mehr Zeit in die Entwicklung zu stecken. Ein neuer Prototyp wurde jedoch fertiggestellt und erste Vorabtests liefen vielversprechend, weshalb eine Markteinführung im nächsten Jahr geplant ist.

Klebstoff sorgte für Verzögerung

Grund für die Verzögerung war der Klebstoff: “Wir bei Traceless haben ja das pflanzenbasierte Material der Beschichtung entwickelt, damit ist es aber noch nicht getan – auch das Beschichten, Konfektionieren, Bedrucken, Falten und Verkleben muss gelöst werden. Unser Anspruch ist es, dass Firmen unser Material auf bereits existierende Maschinen verwenden können. Das funktioniert – aber natürlich nicht auf Anhieb, denn die Maschinen sind jahrzehntelang auf konventionelle Kunststoffe optimiert worden”, erklärt Traceless-Mitgründerin Anne Lamp im Interview.

“Außerdem wollen wir sichergehen, dass wirklich alle Verarbeitungsschritte nachhaltig sind. Für die Bedruckung haben wir eine umweltfreundliche Lösung gefunden, auch das Falten hat geklappt, erst im allerletzten Schritt wurde es knifflig: bei der letzten Klebestelle. Dieser Schritt war beim letzten Prototyp noch nicht ganz serienreif”, so Lamp weiter.

Plastikfrei und pflanzenbasiert

Für sie sind die Herausforderungen nicht frustrierend, sondern spannend: “Wir leisten mit diesem Projekt gemeinsame Pionierarbeit und entwickeln nicht nur eine Versandtüte, sondern eine ganz neue Art plastikfreier, pflanzenbasierter Materialien.”

An dem einst im Labor produzierten Material arbeitet mittlerweile ist ein 30-köpfiges Team in einer Pilotanlage. “Der Kern von Traceless ist ja ein von uns entwickeltes Verfahren, mit dem wir aus Pflanzenresten das Traceless-Granulat herstellen. Parallel arbeiten wir daran, das Material für verschiedene Anwendungen zu optimieren – die Versandtüte ist eine davon”, fügt Lamp hinzu.

Bei der Verklebung machte die Not erfinderisch: “Wir haben einen umweltfreundlichen Weg gefunden, das Traceless-Material zu verbinden – rein durch Hitze, ganz ohne kunststoffhaltige Kleber. Leider gab es auf der Fertigungsanlage des Partners keine einfache Möglichkeit, die Technik dafür zu integrieren. Auch für eine normale Verklebung hätte die Anlage aufgerüstet werden müssen”, erklärt Otto-Verpackungsexpertin Karla Jabben.

Gemeinsam mit Partnern soll nun die Folienherstellung in verschiedenen Maßstäben getestet und das Traceless-Material schrittweise weiter optimiert werden, darunter auch die Weiterverarbeitung zur Tüte.

“Parallel bleibt auch die Variante des aktuellen Prototypen aus beschichtetem Papier eine Option, die wir im Blick behalten. Somit verfolgen wir verschiedene Lösungswege gleichzeitig, was bei hochinnovativen Projekten immer ein strategischer Vorteil ist”, fügt Jabben hinzu.

Traceless plant eine größere Anlage für die Materialproduktion, damit langfristig auch große Mengen pflanzlicher Reststoffe verarbeitet und das Traceless-Material daraus gemacht werden kann.

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