Olymp-CEO: Orderbereitschaft von Unsicherheit und Zurückhaltung geprägt
Mit dem Start der Düsseldorfer Fashion Days und der Ordersaison für Frühjahr/Sommer 2026 richtet sich der Blick der Branche nach vorn – auch wenn die Gegenwart vielerorts herausfordernd bleibt. Olymp sah sich zuletzt mit schwierigen Rahmenbedingungen konfrontiert. Nach zwei Jahren Wachstum musste der Hemdenspezialist 2024 einen deutlichen Umsatzrückgang verkraften.
Doch wie verlief 2025 für das in Bietigheim-Bissingen ansässige Unternehmen bisher – und mit welchem Gefühl geht es nun in die Ordersaison? Im Interview spricht Mark Bezner, geschäftsführender Gesellschafter bei Olymp, über notwendige strategische Einschnitte und realistischere Wachstumserwartungen.
Herr Bezner, Sie haben 2024 als das herausforderndste Jahr Ihrer bisherigen Amtszeit bezeichnet. Hat sich die Situation 2025 etwas entspannt?
Die Rahmenbedingungen bleiben weiterhin herausfordernd. Auch wenn wir das frühere Umsatzniveau angesichts dieser Begleitumstände bislang noch nicht wieder erreicht haben, erweist sich Olymp jedoch als starker Akteur in der internationalen Modebranche. Diese solide Marktstellung ermöglicht es uns, erheblich in die Zukunft unseres Unternehmens zu investieren und uns souverän im kompetitiven Wettbewerbsumfeld zu behaupten.
Die Ordersaison Frühjahr/Sommer 2026 steht bevor. Wie nehmen Sie die Stimmungslage in der Branche zum Start wahr?
Die allgemeine Orderbereitschaft ist nach wie vor von großer Unsicherheit und Zurückhaltung geprägt. Allerdings kommt uns zugute, dass wir dem Handel ein verlässlicher Partner:innen mit tiefer Sortimentsverankerung, hoher Produktkompetenz, starker Markenattraktivität und solidem Umsatzpotenzial sind.
Gibt es darüber hinaus spürbare Veränderungen im Orderverhalten?
Die Budgets werden weiter optimiert und es wird wesentlich kurzfristiger geplant, um flexibler auf Nachfrage und Trends reagieren zu können.
Wie reagieren Sie darauf?
Neben unseren vier jährlichen Modekollektionen, die es braucht, um den Sortimenten wichtige und frische Impulse zu geben, profitieren unsere Partner:innen überdies von einem umfassenden Never-Out-of-Stock-Programm (NOS) einschließlich Seasonal-NOS-Programm mit Hemden in zahlreichen Ausführungen, Farben, Mustern, Schnittformen, Kragenvarianten und Ärmellängen in einem breiten Größenspektrum einschließlich der dazu passenden Accessoires und einer Vielzahl an Pullovern, Sweat-, Polo- und T-Shirts, die wir zum sofortigen Abruf bereithalten.
Wenn Sie auf die kommenden Tage und Wochen blicken, welche Themen bewegen derzeit den Markt – und wie greift Olymp diese auf?
Der absolute Fachhandelsfokus liegt auf der weiteren Konzentration auf starke Partner:innen und Marken, was vorteilhaft für uns ist, sowie die effizientere Gestaltung des Warenmanagements. Darüber rücken die Bedürfnisse der Endverbraucher:innen immer stärker in den Mittelpunkt aller Entscheidungen.
Mit Blick auf die Frühjahr/Sommer 2026 Kollektion, welche Schwerpunkte haben Sie im Designprozess bewusst gesetzt?
Die neue Kollektion steht ganz im Zeichen von „The Preppy Club” und entführt in eine Welt, in der Sommer nicht nur eine Jahreszeit ist, sondern auch ein Mindset. Eine Welt, in der sich Clubhouse-Flair mit der Leichtigkeit sonniger Tage verbindet – und Mode zur Sprache eines besonderen Lebensstils wird.
Und welche Farben und Stilwelten stehen dieses Mal besonders im Mittelpunkt?
Im Businesssegment überwiegen Pastellfarben, frische, helle Grüntöne sowie Rot, Aubergine und Neutrals. Im Freizeitbereich dominieren unsere Brand Colours mit verschiedenen Blau-Nuancen, Off-White und Naturtönen. Des Weiteren Grün- und Brauntöne sowie die Farbhighlights Mango Gelb und Sunset Pink.
Welche Rolle spielen Hemden derzeit in der Menswear und wohin entwickelt sich die Produktgruppe?
Hemden bilden nach wie vor eine enorm wichtige Umsatzsäule in der Männermode. Wir haben auf die veränderten Tragegewohnheiten der letzten Jahre gezielt reagiert und unser Produktangebot entsprechend erweitert, beispielsweise mit unserem attraktiven Smart-Business-Segment, das auf großes Interesse stößt. Zudem stehen Leinenartikel und Poloshirts hoch im Kurs. Auch hier haben wir unser Sortiment konsequent weiterentwickelt und ausgebaut.
Wie wichtig ist das Premiumsegment aktuell für Olymp, gerade in einem Marktumfeld, das stark von Unsicherheit geprägt ist?
Gerade im Hinblick auf das Trading-Up gewinnt das Premiumsegment an Relevanz. Für unser Premiumprodukt Olymp Signature finden ausschließlich erlesene Materialien sowie aufwendige Verarbeitungsmethoden Anwendung. Neben vorwiegend hochwertigen Vollzwirngeweben zeichnen sich die Hemden durch feinste Handkappnähte, herausnehmbare Kragenstäbchen oder Perlmuttknöpfe aus, die gemäß der neapolitanischen Tradition per Hahnentrittstich auf Stiel angenäht und umwickelt werden.
Außerdem sorgt eine Einzelgrößen-Gradierung, bei welcher jede Hemdengröße nach individuellen Maßen gesondert geschnitten ist, dafür, dass sich das Hemd wie maßgeschneidert trägt. Damit sprechen wir gezielt eine anspruchsvolle Zielgruppe an, die Wert auf Exklusivität legt und eine ausgeprägte Bereitschaft zeigt, in außergewöhnliche Qualität entsprechend zu investieren.
Olymp ist in der DACH-Region traditionell stark aufgestellt. Wie entwickeln sich derzeit die Märkte in Deutschland, Österreich und der Schweiz – auch im Kontext der Eröffnung Ihres neuen Schweizer Onlineshops?
Gemeinsam mit BeNeLux ist die DACH-Region mit Abstand unser stärkster Absatzmarkt. In all diesen Ländern ist Olymp schon lange fest im Fachhandel etabliert. Diese bewährte Zusammenarbeit mit unseren Handelspartner:innen wollen wir noch weiter intensivieren. Gleichzeitig sind wir bestrebt, unsere eigenen Vertriebsaktivitäten im Zuge unserer Unternehmensstrategie weiter zu stärken und die Internationalisierung der Marke Olymp konsequent voranzubringen.
Nach dem Erfolg der Ländershops in Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Frankreich, Belgien und Luxemburg ist die Schweiz schon der siebte Absatzmarkt, in dem wir mit unserem E-Business gestartet sind.
Welche Märkte bieten neben diesen Regionen noch Potenzial für Wachstum?
Potenzial sehen wir europaweit noch in allen unseren Märkten. Außerhalb von DACH und Benelux vor allem etwa in Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien, aber auch in Polen, der Tschechischen Republik oder Ungarn.
Welche Rolle spielt der stationäre Handel in Ihrer Gesamtstrategie, insbesondere im Vergleich zu Ihren digitalen Vertriebskanälen? Gibt es hier ebenfalls Expansionspläne?
Der Vertrieb über den Bekleidungsfachhandel bildet nach wie vor unsere wichtigste Umsatzsäule. Stationäre Flächen bleiben ein unverzichtbarer Kontaktpunkt zwischen Marke und bestehenden sowie potenziellen Markenfans. Nur hier wird die Marke auf authentische, greifbare und emotionale Weise erlebbar. Die bewährte Zusammenarbeit mit unseren Handelspartner:innen wollen wir daher noch weiter festigen und neue Partner hinzugewinnen.
Was erwarten Sie für das zweite Halbjahr 2025? Sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht als auch im Hinblick auf Ihre Marktposition und den Handel insgesamt?
Es gibt aktuell keine Anzeichen für eine baldige und spürbare Erholung des privaten Modekonsums in größerem Umfang.
Was wir allerdings spüren, ist, dass sich unsere Kooperation mit dem Oscar-Gewinner Matthew McConaughey als ein wichtiger Meilenstein in unserer Transformation vom Produktspezialisten zur Lifestyle-Brand bereits in den ersten Monaten der Zusammenarbeit als richtiger Schritt erwiesen hat. Der mit den von uns initiierten Kommunikationsmaßnahmen verbundene hohe Werbedruck wird die Markenbekanntheit und -begehrlichkeit weiter signifikant erhöhen und die Nachfrage nach unseren hochwertigen Produkten zusehends steigern.
Und zum Abschluss, wo möchten Sie mit Olymp zum Jahresende stehen?
Angesichts des derzeit äußerst volatilen Planungshorizonts möchte ich mich zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu einer konkreten Prognose äußern. Wir setzen jedoch alles daran, die Entwicklungen in unserem Sinne positiv zu beeinflussen.
Dieser Interview wurde schriftlich geführt.
ODER ANMELDEN MIT