Neues biobasiertes Polyester könnte Recyclingproblem von Kunstleder lösen
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Kunstleder ist für die Modebranche unverzichtbar - es hilft dabei, auf Leder tierischen Ursprungs zu verzichten und wird gerne für Accessoires wie Taschen, Gürtel und anderes eingesetzt, um den Bedürfnissen einer zunehmend veganen Kundschaft nachzukommen.
Doch scheiden sich a seiner Umweltfreundlichkeit die Geister - während die einen begrüßen, dass es vielseitige Lederalternativen gibt, bemängeln die anderen, dass Kunstleder oft nicht ohne eine PVC-Schicht auskommen.
Hier hat sich jedoch seit den Kunstledern der ersten Generation, die auf Englisch auch etwas abfällig als „Pleather“ (von „Plastic Leather“) bezeichnet wurden, viel getan. Heute gibt es wunderbare Alternativen aus Äpfeln, Ananas, Pilzen und mehr, die zunehmend ohne Polymerschichten, also Kunststoffe, auskommen.
Sortenunreinheit erschwert Recycling
Aber auch bei den Kunstledern mit Polymerschichten gibt es große Unterschiede. So ist ein Problem, dass das textile Trägermaterial (häufig Gewebe, Gewirke oder Vliesstoffe aus PET, PET/Baumwolle oder auch Polyamid) und die Polymerschicht (meist PVC oder verschiedene Polyurethane), die aufgebracht wird, völlig unterschiedliche Materialien sind. Dies genügt nicht mehr den heutige geltenden Nachhaltigkeitskriterien wie etwa der Ökodesignverordnung, die Teil der Sustainable Products Initiative (SPI) ist, die als Teil europäischen „Green Deals“ verabschiedet wurde.
Diese unterschiedlichen Materialien sortenrein zu recyceln ist sehr aufwendig, wenn nicht sogar unmöglich. Auch sind sie nicht biologische abbaubar. Diesem Problem widmete sich das Deutsche Institut für Textil- und Faserforschung (DITF) zusammen mit dem Freiberg Institute gGmbH (FILK) und gemeinsam gelang es den beiden Kooperationspartnern, ein Kunstleder zu entwickeln, bei dem sowohl das Fasermaterial als auch das Beschichtungspolymer identisch sind. Das heißt, beide Materialien sind sortenrein und erfüllen damit die Voraussetzung für ein industrielles Recyclingkonzept.
Neues sortenreines Kunstleder ist biologisch abbaubar und recycelbar
„Als Grundmaterial empfahl sich aufgrund seiner Eigenschaften der aliphatische Polyester Polybutylensuccinat (PBS). PBS ist aus biogenen Quellen herstellbar und mittlerweile in mehreren Qualitäten und größeren Mengen am Markt verfügbar. Dessen biologische Abbaubarkeit konnte in Versuchen nachgewiesen werden. Das Material kann thermoplastisch verarbeitet werden. Das gilt sowohl für das Fasermaterial wie auch die Beschichtung. Ein späteres Produktrecycling wird durch die thermoplastischen Eigenschaften vereinfacht“, heißt es in einer Pressemitteilung des DIFT.
In weiteren Anpassungen wurden PBS-Filamente mit guten textilmechanischen Eigenschaften gewonnen, die zu vorverstreckten Garnen, sogenannten POY-Garnen ausgespinnt wurden. „Die Garne ließen sich problemlos zu Geweben aus reinem PBS verarbeiten“, berichtet das DIFT. „Unter optimierten Fertigungsschritten ließen sich so PBS-Verbundmaterialien mit dem typischen Aufbau für Kunstleder herstellen. Sortenreinheit und biologische Abbaubarkeit erfüllen die Voraussetzung für einen geschlossenen Recyclingprozess.“
Jetzt muss das Garn weiter getestet und die kommerzielle Verwendbarkeit geprüft werden.