Nach Insolvenz: Gerry Weber muss Standort in Halle aufgeben
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Der insolvente Bekleidungsanbieter Gerry Weber International GmbH hofft noch auf einen Neustart mit neuen Geldgeber:innen. Seinen traditionellen Firmensitz im westfälischen Halle wird das Unternehmen aber in jedem Fall aufgeben müssen.
Im Rahmen des vorläufigen Insolvenzverfahrens habe der vorläufige Gläubigerausschuss beschlossen, „im laufenden Investorenprozess die Verhandlungen mit zwei Interessenten fortzusetzen und zeitnah zu einem Ergebnis zu führen“, erklärte das Unternehmen am Mittwoch in einem Statement und bestätigte damit vorangegangene Medienberichte. Die beiden Interessenten seien „nach aktuellem Stand bereit, das Geschäft des Damenmodeherstellers – in einer auf die aktuellen Marktbedingungen angepassten Struktur – weiterzuführen und die entsprechenden Markenrechte zu erwerben“.
Selbst wenn die Verhandlungen zum Erfolg führen sollten, kommt Gerry Weber aber um gravierende Einschnitte nicht herum. Beide Interessenten hätten deutlich gemacht, dass „die Steuerung des Geschäfts in jedem Fall von einem anderen Standort als dem Firmensitz Halle/Westfalen erfolgen würde“, erklärte das Unternehmen. „Vor diesem Hintergrund wird die Geschäftsführung Maßnahmen zur Aufgabe des Standortes Halle einleiten, an dem aktuell noch 281 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten.“ Der Bekleidungsanbieter hatte die Immobilie, in der seine Hauptverwaltung untergebracht ist, bereits Anfang des vergangenen Jahres verkauft und dort seither Räumlichkeiten angemietet.
Die von der Schließung betroffenen Beschäftigten seien am Dienstag über diesen Schritt informiert worden, teilte Gerry Weber mit. Die Geschäftsführung werde nun „zeitnah Gespräche mit dem Betriebsrat“ aufnehmen.
Die Dachgesellschaft des Bekleidungsanbieters hatte im März Insolvenz angemeldet
Die Gerry Weber International GmbH als Dachgesellschaft der Unternehmensgruppe musste Mitte März Insolvenz anmelden. Die „Kumulation unerwarteter Krisenfaktoren“ seien finanziell nicht zu kompensieren, hatte Christian Gerloff, der als Sanierungsexperte in die Geschäftsführung berufen worden war, seinerzeit erklärt.
In der Folgezeit rutschten auch zahlreiche Tochterfirmen in die Insolvenz, darunter die Landesgesellschaften in den Niederlanden, Belgien und Österreich. In Belgien startet das Auktionshaus Auctim nach Informationen von FashionUnited in der kommenden Woche den Räumungsverkauf der bisherigen Gerry-Weber-Filialen.
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