LVMH und L'Oreal hoffen auf bessere Geschäfte in China
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Für die französischen Luxus- und Kosmetikkonzerne LVMH und L'Oreal könnte es im virusbedingt angeschlagenen Chinageschäft womöglich schon bald wieder aufwärts gehen. Nachdem die Umsätze beider Unternehmen im ersten Quartal erwartungsgemäß eingeknickt sind, gaben die Unternehmen im Rahmen ihrer Zahlenvorlage am Donnerstagabend unabhängig voneinander einigen Anlass zur Hoffnung. An der Börse erhielten die Aktien damit frischen Schub und erholten sich weiter von ihrem Corona-Crash.
"Unsere Erfahrung in China ist sehr interessant", sagte L'Oreal-Konzernchef Jean-Paul Agon bei einer Telefonkonferenz. "Was wir gesehen haben ist, dass China recht schnell zurückgekommen ist beim Konsum von Schönheitsprodukten." Man sei auf dem Weg, im aktuellen Monat die China-Umsätze um fünf bis zehn Prozent zu steigern. Im ersten Quartal legten die Erlöse dort um 6,4 Prozent zu.
LVMH hofft seinerseits laut offizieller Mitteilung auf eine schrittweise Erholung ab Mai oder Juni. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete allerdings, dass das Geschäft von LVMH in China nach der Wiederöffnung der Läden kräftig angezogen hat. So sei zum Beispiel der Umsatz in Louis-Vuitton-Filialen in den vergangenen drei Wochen im Vergleich zum Vorjahr um rund 50 Prozent gestiegen, hieß es in dem Bloomberg-Bericht unter Berufung auf eine Person, die mit den Zahlen vertraut ist.
Die Konzernspitze hielt sich dennoch sehr bedeckt und trat auf die Euphoriebremse. "Die Krise ist extrem heftig", sagte LVMH-Finanzvorstand Jean Jacques Guiony in einer Telefonkonferenz. Sie hinterlasse tiefe Spuren in allen Bereichen und werde die Investitionen des Konzerns lange beeinflussen. So will der Konzern die Bilanz schonen - und auch die Aktionäre bekommen es direkt zu spüren. Die Gewinnbeteiligung für das vergangene Jahr soll nur noch 4,80 Euro je Aktie betragen. Ende Januar hatte LVMH noch eine Dividende von 6,80 Euro in Aussicht gestellt.
Größter Aktionär von LVMH ist Konzernchef Bernard Arnault selbst. Er kontrolliert fast die Hälfte der Anteile des französischen Unternehmens, das nach einem starken Anstieg des Aktienkurses in den vergangenen Jahren etwas mehr als 175 Milliarden Euro wert ist. Der Finanzdatenanbieter Bloomberg beziffert das Nettovermögen Arnaults auf knapp 75 Milliarden Dollar - er ist damit der reichste Europäer in der Aufstellung und nach dem Amazon-Chef Jeff Bezos und Microsoft-Gründer Bill Gates weltweit die Nummer drei.
Eine an die Situation angepasste Prognose will das LVMH-Management noch nicht abgeben. Da derzeit viele Fabriken und Läden des Konzerns geschlossen sind und es unklar ist, wie sich die Krise entwickelt, sei es dafür noch zu früh. Klar sei aber, dass das zweite Quartal trotz der Hoffnung auf eine Besserung immer noch stark von der Pandemie betroffen sein wird, hieß es.
Im ersten Quartal sank der Umsatz bereinigt um die Effekte von Übernahmen und Wechselkursumrechnungen um 17 Prozent auf 10,6 Milliarden Euro. Bereits Ende März hatte das Unternehmen hier vor einem Rückgang von bis zu 20 Prozent gewarnt. Besonders heftig war der Einbruch in Asien, wo der Erlös außerhalb Japans um ein Drittel sank. In Japan und Europa verringerte sich der Umsatz um zehn Prozent und in den USA um acht Prozent.
Bei L'Oreal fiel der Erlösrückgang mit 4,3 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro nicht ganz so drastisch aus. Das Unternehmen hat neben Schönheits- und Luxusartikeln auch Produkte für medizinische Hautpflege im Sortiment, die vor allem in Apotheken verkauft werden. Zudem liefert L'Oreal Handdesinfektionsmittel für Arztpraxen, Krankenhäuser und Pflegeheime. In dem Bereich liefen die Geschäfte denn auch rund mit einem Umsatzwachstum von fast 12 Prozent. Auch insgesamt habe sich L'Oreal besser entwickelt als die Kosmetikbranche, die im gleichen Zeitraum um rund acht Prozent zurückgegangen sei, sagte Konzernchef Agon.
Was die Entwicklung und die Aussagen zum China-Geschäft der Konzerne angeht, zeigten sich mehrere Analysten positiv überrascht. Die April-Zahlen seien ermutigend, schrieb etwa Loïc Morvan vom Analysehaus Bryan Garnier in einer Einschätzung zu LVMH. Auch bei Goldman Sachs habe man damit nicht gerechnet, hieß es in einer Studie von Expertin Louise Singlehurst, die in dem Zusammenhang das Kursziel für die Aktie erhöhte. Einige Experten hoben zudem die besser als erwartet ausgefallene Entwicklung im Geschäft mit Mode und Lederwaren hervor. Und L'Oreal erhielt von der Deutschen Bank ein Lob für die Finanzstärke, mit der der Konzern den Corona-Sturm nicht nur meistern, sondern auch sich bietende Chancen nutzen könne.
An der Börse landeten die Papiere der beiden Konzerne auf den vorderen Rängen im Eurostoxx 50. In der Spitze gewannen LVMH rund sechs Prozent dazu, bei L'Oreal waren es etwa fünf Prozent. Auch LVMH-Rivale Kering profitierte von den Aussagen und legte sogar um sieben Prozent zu. Allerdings hat Kering im Corona-Crash, der die Finanzmärkte seit dem 24. Februar fest im Griff hat, mit etwa 38 Prozent in der Spitze auch am meisten eingebüßt. Die stärkste Erholung seit dem Tief verzeichnete wiederum die Aktie von L'Oreal. Seit dem Crash liegt sie nur noch zu rund sechs Prozent im Minus. (dpa)