• Home
  • Nachrichten
  • Business
  • Lenzing will mehr Textilabfälle in seine Fasern mischen

Lenzing will mehr Textilabfälle in seine Fasern mischen

Von Weixin Zha

Wird geladen...

Scroll down to read more
Business

Mit der steigenden Verbrauchernachfrage nach nachhaltigeren Produkten bewegt sich auch die Modeindustrie Richtung Kreislaufwirtschaft und versucht ihre Abfallmengen zu reduzieren. Der österreichische Faserhersteller Lenzing will die Menge recycelter Schnittabfälle in seinen Produkten erhöhen. Angesichts der Verdopplung der hergestellten Kleidung seit der Jahrhundertwende, ist die Wiederverwertung von textilen Abfällen dringend nötig. Aber der Anteil der wiederverwertbaren Materialien stößt immer noch an seine Grenzen.

Lenzing mischt Baumwollreste und Holz-Zellstoff zu Lyocellfasern mit Hilfe der Refibra-Technologie, die Modemarken von der australischen Country Road bis zur US-amerikanischen Marke Patagonia bereits in ihren Kleidungsstücken einsetzen. Das Produkt TencelxRefibra enthält 20 Prozent an Baumwollresten, die bei der Textilherstellung anfallen. Der Anteil dieser postindustriellen Abfälle soll 2019 aufgrund der steigenden Marktnachfrage auf 30 Prozent steigen, sagte Hale Bahar Öztürk, Projektleiterin bei Lenzing, auf der Denimmesse Kingpins in Amsterdam im Oktober.

"Wir haben das Interesse von Marken an einem höheren Anteil gesehen", sagte sie. Auf der Kingpins präsentierte Lenzing, wie seine Fasern für Denim verwendet werden können. Der Stand des Unternehmens zeigte eine nachhaltige Denim-Kollektion des aufstrebenden Denim-Designers Pawan Kumar. Für seine "Midnight Blues"-Kollektion verwendete er TencelxRefibra Lyocell mit Baumwollresten, wählte Denimstoffe aus, die von dem spanischen Unternehmen Jeanologia verarbeitet und in der vietnamesischen Denimfabrik Saitex hergestellt wurden.

Bild: Holz & Holzfasern

Mit dem Aufstieg der Fast Fashion Anbieter hat sich die Anzahl der produzierten Bekleidung seit 2000 jährlich verdoppelt und überschritt 2014 erstmals die Grenze von 100 Milliarden, so das Beratungsunternehmen McKinsey. Obwohl die Menge der gekauften und entsorgten Kleidungsstücke sprunghaft angestiegen ist, werden weniger als 1 Prozent der für die Herstellung von Kleidung verwendeten Materialien zu neuer Kleidung recycelt, so ein Bericht der Ellen MacArthur Foundation aus dem Jahr 2017.

Die Grenzen einer zirkulären Modebranche

Die Herstellung von Stoffen ist in den letzten Jahren auf den Prüfstand gekommen. Das Gleiche gilt für Denim, der traditionell aus 100 Prozent Baumwolle hergestellt wird. Denn Baumwolle ist einer der wasserintensivsten Materialien, die in der Textilindustrie verwendet werden. Lyocell bietet eine Alternative: Die Cellulosefaser wird aus Holz von Bäumen hergestellt und benötigt kein zusätzliches Wasser wie Baumwolle, um zu wachsen. Aber die Kosten und die Technologie begrenzen immer noch den Einsatz von Baumwollstoffresten in Lyocell und den Übergang zu einer zirkulären Bekleidungsindustrie.

"Es ist schwierig, weil Baumwolle einen höheren Polymerisationsgrad hat als Holz, das bedeutet, dass man sie aufwendiger verarbeiten muss, um diese Faser zu erhalten", sagte Öztürk. "Sie brauchen mehr Zeit, mehr Druck, mehr Hitze."

Die Stoffreste müssen gebleicht und zu Zellstoff aufgelöst werden, bevor sie mit dem Zellstoff aus Holzspänen vermengt werden. Lenzing möchte in Zukunft mehr Reste hinzufügen, aber ein Anteil von 30 Prozent ist laut dem Faserhersteller noch nötig um die heutige Qualität zu erhalten.

Schnittabfälle aus der Textilherstellung & Zellstoff

In den vergangenen Jahren haben immer mehr Denimfirmen und -hersteller Recycling als Mittel zur Verbesserung der Nachhaltigkeit getestet. Im Jahr 2016 arbeitete die niederländische Denim-Marke G-Star Raw mit dem Sozialunternehmen Circle Economy zusammen, das den gesellschaftlichen Übergang zur einer Kreislaufwirtschaft beschleunigen will, um die von den Kunden zurückgegebenen Produkte zu einem neuen Denimgewebe zu verarbeiten. Die von den Kunden zurückgegebene Denim wurde gereinigt, recycelt und zu Garn gesponnen, dann den neuen Materialien beigemischt, um neue Stoffe herzustellen. Obwohl G-Star bereits von Konsumenten getragene Denim und Lenzing Baumwollreste aus der Herstellung verwendet, kamen beide zu dem Schluss, dass maximal 30 Prozent der recycelten Materialien für ein neues Garn verwendet werden können, um die erforderliche Festigkeit für das Weben und Veredeln zu erhalten. Lenzing will langfristig auf Post-Consumer-Abfall in seinen Fasern setzen.

Dieser Artikel wurde mit Hilfe von Heidi Law geschrieben.

Anmerkung der Redaktion: Der Bericht wurde berichtigt und nennt nun die Marke Patagania, als Nutzer von TencelxRefibra Lyocell.

Foto: Lenzing
Kreislaufwirtschaft
Lenzing
Lyocell
MULTIMEDIA
Nachhaltigkeit
Refibra