• Home
  • Nachrichten
  • Business
  • Krisenmanager im Rentenalter – Trigema-Chef Wolfgang Grupp wird 80

Krisenmanager im Rentenalter – Trigema-Chef Wolfgang Grupp wird 80

Von DPA

Wird geladen...

Scroll down to read more

Business

T-Shirt von Trigema. Bild: Elisabeth Ende von Pexels

Seit mehr als 50 Jahren führt Wolfgang Grupp das Textilunternehmen Trigema. Aufhören will der bekannte Unternehmer noch nicht. Nun wird er 80 und kämpft mit steigenden Preisen.

Wolfgang Grupp ist sofort auf Betriebstemperatur. Er kann im Gespräch schnell laut werden, so laut, dass vom Besprechungstisch im Großraumbüro die Bitte an ihn herangetragen wird, etwas leiser zu sein. Der Unternehmer - perfekt frisiert, Einstecktuch im Anzug, goldene Uhr - grummelt dann kurz, gibt sich aber einsichtig.

So kennt man Grupp. Am 4. April wird der schwäbische Unternehmer 80 Jahre alt. Seit 1969 führt er nun schon den Textilhersteller Trigema in Burladingen (Zollernalbkreis). Der rüstige Mittelständler ist deutschlandweit bekannt, weil er seine Meinung gerne mit prägnanten Sprüchen vertritt und damit auch aneckt. Und weil er seit vielen Jahren zur besten Sendezeit, in der Werbung vor der Tagesschau, mit einem Affen über Trigema plaudert.

Grupp ist aber nicht nur ein Lautsprecher, sondern auch ein Unternehmer, der Werte wie Verantwortung und Anständigkeit hochhält. Ein Unternehmer vom alten Schlag, der bis heute an seinem großen Schreibtisch ohne Computer auskommt. Als eingetragener Kaufmann haftet er persönlich mit seinem gesamten Vermögen für das Unternehmen, das nach eigenen Angaben als letztes Textilunternehmen ausschließlich in Deutschland produziert. Kindern von Mitarbeitern wird ein Ausbildungsplatz garantiert. In vielerlei Hinsicht ist der Unternehmer eine Seltenheit in Deutschland.

Aktuelle Herausforderungen

Man könnte denken, Grupp hätte mit seinen 80 Jahren alles gesehen, alles erlebt und überstanden, was ein Leben als Unternehmer so mit sich bringt. Doch aktuell ist Grupp noch mal richtig gefordert. Ein Krisenmanager im Rentenalter. Erst stellte die Corona-Pandemie die ganze Welt auf den Kopf. Und jetzt brach mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ein Krieg in Europa aus, der neben dem großen Leid für die Menschen auch die Unternehmen hierzulande trifft.

Im Moment kämpft Grupp mit gestiegenen Gaspreisen. „Im vergangenen Jahr hatten wir etwa bis August Gaskosten in Höhe von 100.000 Euro im Monat. Die sind sukzessive gestiegen, und Anfang März war der Gaspreis so hoch, dass uns das etwa 900.000 Euro im Monat kosten würde", sagte Grupp. Als Konsequenz hat Trigema die Nachtschicht, auch wegen Corona-Ausfällen, für vier Wochen ausgesetzt und die Gasturbine, mit der das Unternehmen seinen Strom selbst produziert, nachts abgestellt.

„Die Frage, ob Gas morgen noch verfügbar ist oder nicht, kann ich nicht beantworten und dies macht mich sicherlich nervös." Das Unternehmen habe 100 Prozent Eigenkapital, keine Kredite abzubezahlen und könne eine solche Krise überstehen. „Aber natürlich nicht jahrelang."

Zudem würden andere Rohstoffe ebenfalls teurer. Das werde auf Dauer schwierig, da Trigema in diesem Ausmaß die Preise nicht anheben könne. „Die Kunden bezahlen sicher nicht den doppelten Preis für ein T-Shirt, dann kaufen sie es nicht mehr!"

Die Corona-Jahre

Dabei überstand Grupp die Corona-Krise gut. Sehr gut sogar. Anfangs habe er gedacht, er stünde vor der schwierigsten aller Krisen. „Und dann war es eines unserer besten Jahre", sagt Grupp. Er produzierte Masken, nach eigener Aussage 2,3 Millionen Stück. 2020 lag der Umsatz bei 122,3 Millionen Euro. Das sei eine Ausnahme gewesen. 2021 habe Trigema 112,8 Millionen Euro Umsatz gemacht. Zum Vergleich: 2019, vor der Corona-Krise, waren es 104 Millionen Euro. Über den Gewinn spreche er ungern, doch Grupp betont: „Trigema hat in meinen 52 Jahren noch nie ein negatives Jahr gehabt."

Und ein Ende ist offenbar noch nicht in Sicht. Es wirkt, als könne der Geschäftsführer nicht loslassen. Grupp entgegnet: „Solange ich von meinen Mitarbeitern und meiner Familie das Gefühl bekomme, dass sie mich noch gerne sehen, wäre es eine Arroganz und ein Riesenfehler, zu sagen, ich bin 80 Jahre alt, ich muss doch nicht mehr arbeiten." Solange er das Gefühl habe, gebraucht zu werden, bleibe er. Aber: „Wenn ich mal das Gefühl bekomme, lästig zu sein, dann wäre es fatal, wenn ich mich aufdränge." (dpa)

Trigema
Wolfang Grupp