Kreditversicherer: „Keine Insolvenzwelle in diesem Jahr“
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Obwohl die Zahl der Unternehmenspleiten in diesem Frühjahr weiter angestiegen ist, erwartet der internationale Kreditversicherer Atradius keine neue Insolvenzwelle in diesem Jahr. Die aktuelle Entwicklung sei „kein Grund zur Sorge, da wir damit in etwa wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht haben“, erklärt Dietmar Gerke, Leitung SRM bei Atradius. Allerdings gäbe es im Moment viele Großinsolvenzen, „bei denen schon einige Lieferanten erhebliche Forderungsausfälle erlitten haben“, so Gerke weiter. Im vergangenen Jahr stiegen die Forderungen der Gläubiger:innen aus den Unternehmensinsolvenzen gegenüber 2022 von 14,3 auf 26,6 Milliarden Euro.
Im Januar 2024 wuchs die Zahl der Insolvenzen in Deutschland gegenüber dem Vorjahresmonat um 26 Prozent, im Februar legte die Zahl gegenüber dem Vergleichszeitraum um 18 Prozent zu. Auch im März erwartet er einen Anstieg in der Größenordnung des März 2023, als 13 Prozent mehr Unternehmen Insolvenz anmeldeten. Insgesamt meldeten 17.800 Firmen in Deutschland im vergangenen Jahr Insolvenz an. Diese Zahl würde nach Ansicht des Atradius-Managers voraussichtlich auch in diesem Jahr "mindestens" wieder erreicht werden, mit großen Ausschlägen nach oben rechnet er jedoch nicht. Im nächsten Jahr werde sich die Zahl der Unternehmenspleiten dagegen um rund drei Prozent verringern, so Gerke weiter. Besorgniserregend sei die Lage daher in seinen Augen nicht: 2009 habe die Zahl der Pleiten laut Statistischem Bundesamt beispielsweise bei rund 33.000 gelegen.
Betroffen seien Unternehmen aller Größenordnung, vor allem aus den Bereichen Automotive - insbesondere die Zulieferer - der Gebäude- und Immobiliensektor, die Textilindustrie, der Maschinen- und Anlagenbau sowie die Bauindustrie. Der Grund für die Liquiditätsengpässe sei das aktuelle Poly-Krisen-Szenario mit hohen Energie- und Rohstoffpreisen, Lieferkettenproblemen und gestiegenen Finanzierungskosten und darauf reagierend die restriktivere Kreditvergabe der Banken. Mit einer Entspannung der Zinspolitik rechnet Gerke erst im nächsten Jahr.
Unternehmen, die in Finanzierungsengpässe geraten, rät Gerke, möglichst frühzeitig Hilfe von Dritten in Anspruch zu nehmen. Dann seien die Erfolgschancen groß, die Restrukturierung auch ohne Insolvenz umzusetzen.