Kleidung aus Gelatine könnte Agrarabfälle reduzieren
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Die Liste der innovativen Materialien, aus denen man Fasern und damit Bekleidung herstellen kann, wurde gerade um eine Möglichkeit ergänzt: Gelatine. Das von vielen zuerst mit Gummibärchen assoziierte Material eignet sich auch zur Herstellung von Fasern und damit Stoff und Bekleidung. Sollte es tatsächlich in großem Stil produziert werden, könnte es Agrarabfälle drastisch reduzieren, so eine kürzlich in der Fachzeitschrift Biomacromolecules veröffentlichte Studie der American Chemical Society.
Der oben gezeigte Strickhandschuh wurde tatsächlich aus Gelatine-Garn hergestellt. Wendelin Stark und sein Team an der ETH Zürich, die die Forschung finanzierte, entschieden sich, den Versuch zu wagen, Garn aus Gelatine zu spinnen. Gelatine wird aus Kollagen gewonnen, das wiederum aus tierischen Abfallprodukten produziert wird.
Gelatine-Garn ist so stark und warm wie Merinowolle
Die Wissenschaftler spannen Fasern aus Gelatine, die sie zu einem porösen Multifilgarn zusammendrehten. Durch die Behandlung mit gasförmigem Formaldehyd Lanolin (Wollfett) wurde es wasserdicht. Laut einer ACS-Presseerklärung "war das entstandene Garn in etwa so stark wie ein Merinowollefaden... [und] auch in etwa so warm, nachdem ein Handschuh daraus gestrickt wurde."
Die Idee, aus alternativen Materialien Garn und damit Kleidung herzustellen, ist nicht neu; viele ungewöhnliche Materialien wie Milch (Kasein), Mais (Zein) und andere sind im letzten Jahrhundert entdeckt worden. Allerdings war keines so erfolgreich, Erdöl und die daraus hergestellten synthetischen Fasern ersetzen zu können. Da Verbraucher jedoch jetzt verstärkt nach umweltfreundlicheren Produkten suchen, wurde die Idee, Stoffe aus tierischen und pflanzlichen Proteinen zu gewinnen, wieder aufgegriffen.
Gelatine könnte ein möglicher Kandidat sein, denn es ist ziemlich einfach und billig herzustellen, vor allem bei der Verwendung von Abfallstoffen. Laut einem Bericht des US-Marktforschungs-unternehmens Transparency Market Research betrug der weltweite Marktwert von Gelatine im Jahr 2011 1,77 Milliarden US-Dollar und wird voraussichtlich jährlich um 6,75 Prozent auf 2,79 Milliarden US-Dollar im Jahr 2018 an wachsen. Europa - mit den Schlüsselmärkten Deutschland, Frankreich, Belgien und Großbritannien - dominiert den weltweiten Gelatinemarkt auch weiterhin in Bezug auf Volumen und hatte 2011 einen Anteil von mehr als 41 Prozent am Gesamtmarkt. Nachfrage und Volumen wachsen aber auch in Nordamerika und Asien-Pazifik.