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Kirgistans Landwirtschaft will bis 2028 100 Prozent ökologisch werden

Von Simone Preuss

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Business|AKTUALISIERT

Das zentralasiatische Land Kirgistan, dessen Wirtschaftsleistung zu 40 Prozent vom Agrarsektor abhängt, ist neben Bhutan das zweite Land weltweit, das konsequent auf eine ökologische Nachhaltigkeit hinarbeitet. Bereits 2014 wurden genmanipulierte Saaten komplett verboten und die ökologische Landwirtschaft des Landes geht zurück auf eine Initiative für den ökologischen Baumwollanbau im Jahr 2004. Ende 2018 gab das kirgisische Parlament einen Zehnjahresplan bekannt: Bis 2028 soll die gesamte Landwirtschaft auf ökologischen Landbau umgestellt sein.

Der deutsche Hersteller für Bio-Textilien, Cotonea, ist bereits seit Beginn ein Partner des Baumwollprojekts. Der Anbau von Biobaumwolle war 2007 der Auslöser für die landesweite Verbreitung der ökologischen Landwirtschaft in Kirgistan. Aus der Kooperative „Biofarmers“ entwickelte sich „Bio Service“, eine gemeinnützige Stiftung, an deren Gründung maßgeblich die Schweizer Entwicklungshilfe-Organisation Helvetas und das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft beteiligt waren.

Seit 2002 unterstützt Helvetas die Bauern beim Anbau von Bio- und Fairtrade (O&FT)-Baumwolle in Mali und weitete sein Programm später auf Burkina Faso, Benin, Kirgistan und Tadschikistan aus. In den unterschiedlichen Ländern stand die Mehrheit der konventionellen Baumwollbauern vor ähnlichen Herausforderungen: Monokulturen und übermäßige Anwendung von chemischen Pestiziden und Düngemitteln führten zu Gesundheitsproblemen, die Fruchbarkeit des Bodens war ausgereizt und die Bauern mussten Ertragseinbußen hinnehmen, was zu Verschuldung führte. Da ihnen jedoch das nötige Wissen zum Marktzugang fehlte und sie keine Erfahrung mit alternativen Anbausystemen für Nutzpflanzen hatten, bauten sie weiter konventionelle Baumwolle an. Hier setzte Helvetas an.

Seit 2007 berät und schult „Bio Service“ Kirgistans Bauern über die Bio-Baumwolle hinaus bezüglich Produktion, Zertifizierung und Qualitätsmanagement in der gesamten ökologischen Landwirtschaft. Auch Cotonea konnte sein Wissen und seine Erfahrungen von Anfang an in das Projekt mit einbringen.

„Unter diesen Umständen bot der biologische Landbau einen Ausweg aus der Verschuldung und reduzierte die gesundheitliche Gefährdung der Bauernfamilien. Ohne teure und schädliche Chemikalien und ohne Prämienpreise hatten die Bauern ein besseres Einkommen und eine bessere Lebensqualität“, so Helvetas über seine Erfahrungen mit Biobaumwolle in Kirgistan.

„Die erste ‘echte’ Bio-Baumwollernte wurde dann 2007 eingebracht, zu Beginn des Jahres 2008 an Cotonea geliefert, und sie betrug gerade einmal 40 Tonnen. Aber der Anfang war gemacht. Trotz vieler Rückschläge gelang es über die Jahre, die Qualität kontinuierlich zu verbessern und gute Biobaumwolle zu produzieren“, erinnert sich Cotonea in einer Pressemitteilung vom letzten Mittwoch.

„Es mag übertrieben klingen, wenn die kirgisische Regierung davon spricht, ein ökologisches Paradies schaffen zu wollen. Klar ist aber – und das bestätigen uns auch unsere Partner in Kirgistan – dass es ein großes und ernsthaftes Interesse seitens der Regierung gibt, diesen Beschluss tatsächlich umzusetzen. Und das Potenzial dafür ist groß. Bis 2028 sollen ausschließlich biologische Pflanzenschutzmittel und organischer Dünger verwendet werden“, schätzt Cotonea den ehrgeizigen Zehnjahresplan des Landes ein. Bleibt zu hoffen, dass weitere Länder sich anschließen werden.

Foto: Klaus J.A. Mellenthin via Cotonea
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