KI in der Mode: Wie Otrium künstliche Intelligenz für Robotik und Content-Erstellung einsetzt
Die Künstliche Intelligenz (KI) erobert die Modebranche rasant. Während ein Unternehmen noch abwartet, geht ein anderes bereits voran.
Die niederländische Outlet-Plattform Otrium nutzt künstliche Intelligenz (KI) sowohl hinter den Kulissen im Lager als auch an vorderster Front bei generativen KI-Inhalten. Mitbegründer Milan Daniels erklärt, wie das Unternehmen dadurch schneller, intelligenter und kund:innenorientierter wird. Er erörtert auch die Chancen, die er für die Zukunft sieht.
Wie sehen Sie KI? Wofür setzt Otrium Künstliche Intelligenz ein?
Als Unternehmen sind wir von den Möglichkeiten, die uns KI bietet, begeistert. Die Entwicklungen gehen schnell voran. Für uns geht es darum, zu testen, zu lernen und das zu skalieren, was funktioniert.
Wir setzen KI derzeit auf zwei Arten ein: In unserem Lager nutzen wir Robotik und Automatisierung, einschließlich ‘Autostore’. Das ist eine automatisierte Pick-and-Pack-Maschine, die KI zur Berechnung der schnellsten Routen für die Zusammenstellung von Bestellungen verwendet. Das spart Kosten und macht uns für die Kund:innen schneller.
Zusätzlich nutzen wir generative KI, um Bilder für Produkte bereitzustellen, für die wir keine Produkt- oder Model-Fotografien erhalten. Dies verbessert die Präsentation und steigert die Konversion. Das machen wir seit etwa vier Monaten. Die Robotik und KI in unserem Logistikprozess haben wir Anfang dieses Jahres im April eingeführt.
Wie kam es zur Implementierung von Automatisierung und KI in Ihrem Lager?
Die Implementierung von Automatisierung und KI in unserem Lager ist technisch sehr anspruchsvoll und erfordert Zusammenarbeit. Wir haben dies gemeinsam mit unserem niederländischen Fulfilment-Partner Bleckmann, dem Schweizer Unternehmen Kardex, das die Maschinen verwaltet, und dem norwegischen Unternehmen Autostore selbst umgesetzt. Alle Parteien arbeiteten zusammen, um die Installation vorzubereiten. Dahinter steckt jahrzehntelange Erfahrung, denn Kardex und Autostore tun dies auch für viele andere Unternehmen.
Für uns war es hauptsächlich eine Frage des richtigen Einstiegszeitpunkts. Es war eine bedeutende Investition. Sie war nur möglich, weil wir jetzt eine Größenordnung erreicht haben, bei der es wirtschaftlich sinnvoll ist. Das war ein Meilenstein für uns.
Welche Auswirkungen hatte das KI-gesteuerte Lager auf Ihren Betrieb? Was hat es gebracht?
Der Unterschied ist enorm. Wir haben mehr Kapazität und benötigen weniger Personal, da die Belegschaft um 70 Prozent reduziert wurde. Es ist auch gut, dass die Lagermitarbeiter:innen weniger repetitive Aufgaben haben. Wie bereits erwähnt, können wir die Kund:innen schneller bedienen.
Hinzu kommen die Effizienzgewinne. Das gesparte Geld investieren wir in einen besseren Service oder in unser Marketingbudget. Das bringt uns der Profitabilität näher.
Neben einer Bestellmaschine haben wir auch Genesis, eine Maschine, die Kartons packt. Bald kommt auch eine Polybagging-Maschine hinzu, die Produkte automatisch in eine Plastiktüte verpackt.
Gleichzeitig hat jedes System seine eigene Lernkurve. Die Arbeit mit Menschen birgt Herausforderungen, und das Gleiche gilt für Roboter. Manchmal bleiben sie stehen und müssen neu gestartet werden. Diese Anfälligkeit und technische Komplexität gehören ebenfalls dazu.
Wie nutzen Sie Generative Künstliche Intelligenz (GenAI) und welche Vorteile hat es gebracht?
Otrium arbeitet mit 250 Marken zusammen und erhält jährlich fünf Millionen Artikel. Manchmal fehlen Model-Fotos oder es gibt keine Nutzungsrechte für Drittplattformen wie unsere. Da wir hauptsächlich mit Restbeständen arbeiten, ist die Tiefe pro SKU (Anm. d. Red. Bestandseinheit) oft gering. Das machte es bisher unrentabel, teure Fotoshootings zu organisieren. Ein Produkt verkauft sich jedoch ohne Model-Fotos nicht gut. Dank GenAI können wir dies kostengünstig anbieten und so die Präsentation verbessern.
Wir erstellen jetzt auch intern Inspirationsbilder und Kampagnen, zum Beispiel für gezielte Newsletter. Während traditionelle Modemarken mit Saisonen arbeiten, haben wir es mit ständig wechselnden Produkten zu tun. GenAI ermöglicht es uns, schnell Inhalte um sie herum zu erstellen. Manuell hätten wir das in diesem Umfang niemals geschafft. Die Reaktionen der Kund:innen darauf waren ebenfalls sehr positiv.
Was verlangt KI von Ihren Mitarbeiter:innen? GenAI bringt auch eigene Herausforderungen mit sich...
Die Herausforderung bei GenAI besteht darin, dass ständig neue Tools und Dienste auf den Markt kommen. Das sorgt für viel Bewegung und ein gewisses Maß an Chaos. Man investiert vielleicht in eine Lösung, und einen Monat später kommt eine neue Version oder eine Alternative heraus. Diese funktioniert zehnmal besser und ist direkt Teil einer größeren Suite, wie bei Google Gemini.
Das erfordert von unserem Team eine enorme Flexibilität. Es bedeutet, sich nicht auf eine Lösung festzulegen, sondern ständig neu zu bewerten, welches Tool am besten zu dem passt, was wir erstellen wollen. Das ist wirklich anders als früher, wo man sich für eine SaaS-Lösung (Software as a Service) entschied und jahrelang damit arbeitete.
Wo sehen Sie die größten Chancen von KI in der Zukunft?
Es gibt einige Richtungen, in denen wir viel Potenzial sehen. Sizing, als die Größenthematik, ist ein sehr wichtiger Aspekt. Natürlich nicht nur für uns, sondern für die gesamte Modebranche. Mit Hilfe von KI können wir uns in Richtung einer größeren Einheitlichkeit bei den Größen bewegen und eventuell aus Retouren lernen, um den Kund:innen eine bessere Größenberatung zu geben.
Ein zweiter Bereich sind Bewegtbilder. Die Model-Fotografie ist jetzt statisch. Wenn daraus aber Videos werden, bietet das neue Funktionalitäten, bei denen man drehen oder zoomen kann. Das bringt das Online-Erlebnis dem des physischen Einkaufs einige Schritte näher.
Haben Sie einen Tipp für andere Modeunternehmen in Bezug auf KI?
Ich sage anderen ungern, was sie tun sollen, aber ich kann unsere Erfahrungen teilen. Otrium hat schon früh mit KI-Lookbooks begonnen, auch wenn sie damals noch nicht so überzeugend aussahen. Wir wussten, dass es schnell besser werden würde.
Meine Erkenntnis ist: Warten Sie nicht, bis etwas perfekt ist. Fangen Sie rechtzeitig mit KI an und wachsen Sie mit ihrer Entwicklung. Wer später einsteigt, riskiert, den Anschluss zu verlieren und einen Wettbewerbsvorteil zu verpassen.
Otrium hat kürzlich ein neues Segment eingeführt, Beauty. Das Unternehmen ist auch wieder in Großbritannien aktiv, wobei der Markt nun direkt vom Hauptlager im niederländischen Almelo aus bedient wird.
- Wie Botika mit KI-generierter Modefotografie die Content-Erstellung von Marken verändert
- Tamaris und KI-basierte Preisgestaltung: Im Gespräch mit 7Learnings auf der NRF Retail Big Show
- Desigual nutzt künstliche Intelligenz: Erweiterung des kreativen Universums und Prozessoptimierung
- Virtuelle KI-Kolleg:innen: Noch Zukunftsmusik für italienische Modeunternehmen
Nutzt Ihr Unternehmen KI im Design, in der Logistik oder im Bestandsmanagement? Kontaktieren Sie uns über tip@fashionunited.com und teilen Sie Ihre Erfahrungen mit der Redaktion.
Dieser Artikel wurde mithilfe von digitalen Tools übersetzt.
FashionUnited nutzt Künstliche Intelligenz, um die Übersetzung von Artikeln zu beschleunigen und das Endergebnis zu verbessern. Sie helfen uns, die internationale Berichterstattung von FashionUnited einer deutschsprachigen Leserschaft schnell und umfassend zugänglich zu machen. Artikel, die mithilfe von KI-basierten Tools übersetzt wurden, werden von unseren Redakteur:innen Korrektur gelesen und sorgfältig bearbeitet, bevor sie veröffentlicht werden. Bei Fragen oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte per E-Mail an info@fashionunited.com
ODER ANMELDEN MIT