KI in der Mode: Bestandsoptimierung für den Mode-Einzelhandel bei MS Mode
Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Modebranche in rasantem Tempo. Während einige Unternehmen abwarten, machen andere mutige Schritte nach vorn.
In diesem dritten Teil der Serie „KI in der Mode“ erklärt Dennis Mok, Chief Executive Officer (CEO) des niederländischen Modeunternehmens MS Mode, wie das Unternehmen künstliche Intelligenz zur Bestandsoptimierung einsetzt. Er erläutert auch, welche Chancen er für die Zukunft des Unternehmens und der Modebranche sieht. MS Mode betreibt über 200 Geschäfte in den Niederlanden, Frankreich, Belgien, Spanien und Luxemburg.
Wie steht MS Mode zu KI und wofür setzt das Unternehmen sie derzeit ein?
Künstliche Intelligenz ist wie jede andere Innovation etwas, mit dem man sich auseinandersetzen muss. Unser Ansatz ist sehr praktisch: Was sind die Möglichkeiten? Und: Lässt sich daraus ein Business Case machen? Wenn ja, ist es klug, es zu tun. Schließlich sind wir ein Modeunternehmen: Wir stellen Mode her und verkaufen sie. KI ist für uns kein Ziel, sondern ein Mittel.
MS Mode nutzt KI auf verschiedenen Ebenen im Unternehmen. Die wichtigste Anwendung liegt jedoch im Bestandsmanagement und in der Nachfrageprognose. Im McKinsey-Bericht „State of Fashion“ aus dem Jahr 2018 stand, dass die Nachfrageprognose eine der größten Herausforderungen für Modeunternehmen sei, und das stimmt. Genau auf diese Herausforderung konzentriert sich Thunderstock. Wir waren früh dabei. Die Zusammenarbeit mit dem Schwesterunternehmen America Today lief bereits, als ich Ende 2019 als CEO bei MS Mode anfing.
Mit dem Bestandsmodul von Thunderstock, einem niederländischen Softwareunternehmen, können wir den Warenbestand zuweisen, also verteilen, auffüllen und umlagern. So vermeiden wir Überschüsse und Engpässe. Dies geschieht auf der Ebene der Stock Keeping Unit (SKU): pro Produktvariante, Farbe und Größe.
Der Warenbestand ist eine der größten Investitionen eines Modeunternehmens. Wenn man das intelligenter gestalten kann, lässt sich damit ein enormer Gewinn erzielen.
Welche Gewinne wurden bereits erzielt?
Die Vorteile der Nachfrageprognose sind sehr deutlich. Wir können mit weniger Lagerbestand den gleichen Umsatz erzielen, was sich direkt positiv auf die Marge auswirkt. Da wir weniger Preisnachlässe gewähren müssen, steigt die Rentabilität. Das setzt eine Aufwärtsspirale in Gang: Mit weniger Bestand erzielt man bessere Ergebnisse, und diese Ergebnisse helfen wiederum, intelligenter zu steuern. Natürlich gibt es eine Grenze, denn man kann nicht unendlich optimieren. Aber mit KI kommt man diesem Optimum deutlich näher.
Die Bestandsoptimierung ist nicht nur für die Effizienz und das Ergebnis wichtig, sondern auch für die Kund:innen. Denn sie finden öfter etwas, das sie wirklich haben möchten. MS Mode ist in verschiedenen Ländern aktiv, mit Geschäften in großen Städten bis hin zu kleineren Einkaufszentren. Wir sind auch online über unseren Webshop und Online-Plattformen wie Zalando und Wehkamp präsent. All diese Kund:innen haben leicht unterschiedliche Vorlieben und Kaufverhalten. Dank KI passt das Angebot besser zu dem, was die Kund:innen suchen. Und das ist vielleicht der größte Vorteil.
Was machen Sie sonst noch mit KI?
Wir setzen KI auch intern ein. Alle Mitarbeiter:innen haben Zugang zu ChatGPT Enterprise und werden ermutigt, es aktiv zu nutzen. Wie bei vielen Innovationen dringt die Technologie von selbst in den Arbeitsalltag ein, wenn die Leute sie privat nutzen. Dabei hilft uns unser sehr aktives Datenteam, das die Manager:innen persönlich betreut. Sie geben Erklärungen und unterstützen beim Erstellen von Bots und Agents, um Prozesse intelligenter und schneller zu gestalten. Das reicht von der Prüfung oder Erstellung von Verträgen bis zur Einschätzung des Umsatzpotenzials neuer Ladenstandorte, zum Beispiel in Frankreich. Letzteres haben wir früher hauptsächlich nach Gefühl und Erfahrung gemacht, heute kombinieren wir das mit Daten.
Unser Kund:innenservice arbeitet mit Mobilserviceanbieter CM.com an einem KI-Kund:innenservice-Agenten, der die am häufigsten gestellten Fragen von Kund:innen beantworten wird. Dieser wird derzeit getestet und geht in Kürze in den Webshops live. So können wir den Kund:innen neben Chat, Telefon und E-Mail noch schneller und gezielter helfen.
Wir prüfen auch den Einsatz von KI in unserer Business-Intelligence-Umgebung. Damit wollen wir Berichte und Analysen weiter automatisieren und mit KI-Erkenntnissen anreichern. So können wir schneller auf Basis aktueller Daten steuern.
Darüber hinaus nutzen wir maschinelles Lernen in unserem Webshop, zum Beispiel für Produktempfehlungen, personalisierte Sortierungen und automatische Nachrichten. Auf diese Weise können wir unsere Kund:innen relevanter und persönlicher ansprechen.
Was haben Sie bisher aus dem Einsatz von KI gelernt? Und was verlangt das von Ihren Mitarbeiter:innen?
Thunderstock war eines der ersten Systeme auf dem Markt mit dieser Technologie. Da wir es direkt intern angewendet haben, haben wir viel darüber gelernt, wie man es effektiv einsetzt. Am Anfang muss man herausfinden, wie man es benutzerfreundlicher gestaltet. Auch die Berichte müssen besser an die Praxis angepasst werden. Die größte Herausforderung lag jedoch nicht in der Technik, sondern in der Organisation selbst. Für KI gilt dasselbe wie für alles Neue: Neues stößt immer auf Widerstand.
Wie jedes Modeunternehmen haben auch wir unsere festen Arbeitsweisen: planen, einkaufen, distribuieren. Und dann kommt plötzlich ein System hinzu, das hilft und manchmal auch Aufgaben übernimmt. Das erfordert Anpassung und Vertrauen. Man muss lernen, darauf zu vertrauen, dass die Vorhersagen des Systems stimmen. Manchmal denken die Leute: ‘Wir haben es immer so gemacht, und jetzt sagt das System etwas anderes – haben wir es vorher falsch gemacht?’ Das finden sie schwierig. Es dauert eine Weile, bis die Mitarbeiter:innen erkennen, dass KI ihnen helfen kann, bessere Entscheidungen zu treffen. Sobald sie das sehen, wird es schnell angenommen.
Gleichzeitig darf man sich auch nicht blind auf KI verlassen. Ein System hat immer seine Grenzen, das ist ganz normal. Es weiß zum Beispiel nicht, dass wir heute beschließen, in zwei Wochen eine Kampagne für rosa T-Shirts zu starten. Besonders in einem dynamischen und unbeständigen Geschäft wie der Mode muss man immer selbst mitdenken und die Kontrolle behalten.
Wie geht es für Sie nun weiter mit KI? Wo liegen die größten Chancen in diesem Bereich für MS Mode?
MS Mode arbeitet derzeit an der Implementierung der anderen Thunderstock-Module für die Kollektionserstellung (Einkauf) und für Preisnachlässe.
Wir beginnen mit der Optimierung des Einkaufs unserer Never-out-of-Stock-Artikel (NOS). Das Ziel ist jedoch, dies letztendlich für die gesamte Kollektion umzusetzen. Wenn man von Anfang an eine Kollektion zusammenstellt, die besser auf die tatsächliche Nachfrage abgestimmt ist, muss man später weniger korrigieren oder reduzieren.
Und wenn Preisnachlässe doch notwendig sind, können wir diese dank der KI-Nachfrageprognose viel gezielter einsetzen: zum richtigen Zeitpunkt und mit dem richtigen Rabatt. Das führt zu höheren Margen und einer schnelleren Umschlagshäufigkeit des Lagerbestands.
Letztendlich wollen wir den Kreis schließen und den gesamten primären Prozess – Einkauf, Bestand und Preisnachlässe – mithilfe von KI verbessern. Als Einzelhändler:in arbeitet man immer an diesen Kernthemen. Jetzt haben wir eine Technologie, die uns dabei gut unterstützen kann.
Und über MS Mode hinaus: Wo sehen Sie die größten Chancen für KI in der Modebranche?
Viele Modeunternehmen geraten immer wieder in dengleichen Kreislauf: Wenn der Verkauf kurzzeitig einbricht – und ja, in der Mode passiert immer etwas – bleibt zu viel Ware übrig. Dann folgt der Ausverkauf, und ehe man sich versieht, steht der Black Friday vor der Tür. Das führt dazu, dass alle massiv die Preise senken und Einzelhändler:innen mitziehen müssen, selbst wenn das Geschäft gut läuft. So ziehen wir als Unternehmen die Branche nach unten, und der Druck auf Margen und Gewinne bleibt hoch.
Wenn wir KI intelligenter einsetzen, können wir diesen Kreislauf durchbrechen. Dann wird die Branche effizienter, gesünder und letztendlich auch für die Kund:innen attraktiver. Der Vorteil von KI geht also über reine Geschäftsergebnisse hinaus: Sie kann die gesamte Modeindustrie angenehmer und lukrativer machen.
Ein Tipp oder Ratschlag für andere im Bereich KI?
In der Modebranche steht die KI noch ganz am Anfang. Die Technologie entwickelt sich rasant, aber ihre Anwendung steckt noch in den Kinderschuhen. Es erinnert mich ein wenig an die Zeit, als das Internet aufkam: Es wurde viel darüber geredet, aber es dauerte Jahre, bis es wirklich angewendet und kommerzialisiert wurde.
Wenn ich anderen einen Rat geben darf, dann diesen: Fangen Sie einfach an. Warten Sie nicht, bis die KI vollständig ausgereift ist oder Sie genau wissen, welche Programme gut funktionieren und welche nicht. Dieser Moment wird nie kommen. Man muss einfach einsteigen, loslegen und es selbst erfahren.
Was wir heute tun, werden wir in ein paar Jahren, oder vielleicht sogar viel früher, zweifellos für hoffnungslos veraltet halten. Aber das macht nichts. Das Wichtigste ist, dass man es tut. Nur durch Handeln lernt man.
MS Mode sei auf einem stabilen Kurs, teilt Mok abschließend auf Anfrage mit. „Wir wachsen bei den Filialen und auch unser E-Commerce nimmt weiter zu. Wir gehen das bewusst ruhig und kontrolliert an. Unser flächenbereinigter Umsatz sieht gut aus und wächst stetig. In dieser Hinsicht ist es nicht besonders aufregend, und das passt eigentlich ganz gut zu uns.“
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