Kering: Wie 'House of Dreams' die Abhängigkeit von Gucci reduzieren soll
Der französische Luxusgüterkonzern Kering hat still und leise einen wichtigen Baustein für seine neue Transformationsstrategie gesetzt.
Luca de Meo, der im Juni das Amt des Chief Executive Officer (CEO) übernommen hat, schlug die Gründung einer neuen Investment-Einheit vor. Diese Einheit, 'House of Dreams' genannt, soll aufstrebende Marken identifizieren, Beteiligungen erwerben und sie gezielt weiterentwickeln. Das zentrale Ziel: Die starke Abhängigkeit von der italienischen Modemarke Gucci reduzieren. Die Information stammt aus einer internen Notiz aus dem Oktober, die Reuters einsehen konnte. Seitdem wurde sie von mehreren Fachmedien aufgegriffen.
Das Risiko der Gucci-Exposition verringern
Die Diagnose ist eindeutig und branchenweit unumstritten: Gucci trägt nach wie vor einen überproportional großen Teil zum Ergebnis von Kering bei. Reuters erinnert daran, dass die Marke rund die Hälfte des operativen Gewinns ausmacht. Ihre Entwicklung war in den vergangenen Jahren wechselhaft – ein weiterer Grund für die aktuelle Diversifizierungsstrategie. De Meo beschreibt 'House of Dreams' daher als Instrument zur Risikostreuung („de-risking“), mit dem zusätzliche Wachstumssäulen geschaffen werden sollen.
Was soll 'House of Dreams' leisten?
Laut der internen Notiz, die Reuters einsehen konnte, zielt die künftige Struktur auf langfristige Minderheits- oder Mehrheitsbeteiligungen an Marken mit hohem Potenzial ab.
Laut der internen Notiz plant Kering, langfristige Minderheits- oder Mehrheitsbeteiligungen an Marken mit hohem Potenzial einzugehen.
Die Zielbereiche umfassen:
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erlebnisorientierte Technologien
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hochwertiges regionales Kunsthandwerk (etwa indisches Kunsthandwerk)
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„culture-led“ Luxus in China
Diese Segmente gelten als besonders dynamisch und innovationsgetrieben und bieten Potenzial für margenstarke Nischen. Das französische Patent- und Markenamt (INPI) bestätigt zudem die Registrierung des Namens House of Dreams – ein Hinweis darauf, dass das Projekt bereits konkreter ist als eine bloße Idee.
Fonds, Beträge und Zeitplan
Kering hat bisher keinen Fondsumfang genannt. Die interne Notiz verweist lediglich auf eine 90-tägige Pilotphase mit einem „Seed Fund“ und einem eigenen Team, ohne öffentlich verfügbare Finanzangaben. Beobachter:innen betonen, dass der hohe Verschuldungsgrad die Möglichkeiten für größere Übernahmen einschränkt. Große Transaktionen mit Signalwirkung sind daher eher unwahrscheinlich. Stattdessen dürfte Kering auf flexiblere, schrittweise ausbaubare Beteiligungen setzen. Zusammengefasst: viel strategische Ambition, aber eine vorsichtige, realistische Umsetzung.
Warum Investor:innen genau hinschauen
Kommerzieller Hebeleffekt
Kering verfügt über starke Hebel, um das Wachstum vielversprechender Marken zu beschleunigen: ein globales Retail-Netzwerk, eine vermögende Kundschaft sowie erfahrene Sourcing- und Produktionsstrukturen. Kurzfristig ist derReturn on Investment (ROI), also die Rendite, weniger finanziell als strategisch. Der Konzern will den Umsatz jenseits von Gucci ausbauen und Zugang zu margenstarken Nischen schaffen.
Portfolio-Effekt und mögliche Neubewertung
Professionell entwickelte Minderheitsbeteiligungen können mittelfristig erhebliche Wertsteigerungen erzielen – etwa durch Skalierung und Zugang zum High-End-Kundenstamm. Andere Luxus- und Kosmetikkonzerne setzen dieses Modell bereits erfolgreich ein. Reuters zieht Parallelen zu LVMH und L’Oréal.
Reduzierung des Konzentrationsrisikos
Schon die Ankündigung des Projekts wirkt risikomindernd. Die Märkte registrieren, dass Kering seine Abhängigkeit von einer einzigen Marke aktiv reduziert. Dies hat zur Erholung des Aktienkurses seit de Meos Amtsantritt beigetragen. Das Governance-Signal entfaltet somit selbst eine wertsteigernde Wirkung.
Herausforderungen und Risiken
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Begrenzte finanzielle Mittel: Die hohe Verschuldung schränkt große Investitionen ein. Kering wird daher vermutlich auf Co-Investments, Partnerschaften, Earn-outs oder stufenweise Beteiligungen setzen.
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Integration neuer Marken: Markenwachstum, ohne ihre Identität zu verwässern, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Fehler bei Positionierung oder Integration können Wert vernichten.
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Makroökonomisches Umfeld: Die Erholung des Luxussektors ist nach Jahren hoher Preise ungewiss. Die Kundschaft konzentriert sich zunehmend auf Ultra-Premium-Verbraucher:innen, was den Markt volatiler macht.
Vergleich: Venture-Ansatz statt klassischer M&A
'House of Dreams' ist eher als strategisches Investmentvehikel angelegt – eine Mischung aus Venture Capital und Corporate Venturing – und weniger als Plattform für große Übernahmen. Der Ansatz ist eine pragmatische Antwort auf Schuldenrestriktionen und die knapper werdende Zahl bezahlbarer Übernahmeziele. Ziel ist es, mehr kleine Beteiligungen einzugehen, deren Skalierbarkeit zu testen und bei Erfolg die Anteile auszubauen. Das erinnert an de Meos Vorgehen bei Renault, wo er mit „Mobilize“ eine eigenständige Einheit für innovative Geschäftsmodelle geschaffen hat.
Fazit: Ein vielversprechender Ansatz – der Erfolg steckt im Detail
'House of Dreams' ist mehr als ein wohlklingender Name. Dahinter steht eine klare Portfoliostrategie, mit der Kering sich von der einseitigen Abhängigkeit von Gucci lösen und zu einem breiter aufgestellten Ökosystem entwickeln will.
Für Investor:innen lautet die entscheidende Frage: Gelingt es, die richtigen Marken auszuwählen und ihr Wachstum zu fördern, ohne sie zu überfrachten? Führt die Pilotphase zu überzeugenden ersten Investments und einem klaren Fahrplan für Finanzierung, Governance und KPIs, bietet die Initiative mittelfristig durchaus Potenzial für einen attraktiven ROI – durch Bewertungseffekte und kommerzielle Synergien. Andernfalls bleibt sie eine strategische Absichtserklärung mit begrenztem Einfluss auf die Rentabilität.
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