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Kein Shopping ohne Shipping - Esprit, Levi Strauss sollen Hafenarbeitern helfen

Von Simone Preuss

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Nach Bekleidungsarbeitern, die unmittelbar an der Herstellung unserer Kleidung beteiligt sind, ist es Zeit, sich über weitere Arbeiter der Lieferkette Gedanken zu machen, die indirekt an der Beschaffung von Kleidung beteiligt sind. Hafenarbeiter zum Beispiel. Sie arbeiten unermüdlich zu jeder Tages- und Nachzeit, um Schiffe zu be- und entladen und um sicherzustellen, dass die gewünschte Kleidung in den Geschäften ankommt. Und doch verschwenden nur wenige Verbraucher einen Gedanken an sie.

Ein typisches Beispiel ist der Hafen von Toamasina (Tamatave) in Madagaskar, der vom globalen Terminalbetreiber International Container Terminal Services, Inc. (ICTSI) verwaltet wird. Der Hafen ist einer der wichtigsten für die Branche, werden hier doch Textilprodukte im Wert von 360 Millionen US-Dollar nach Europa exportiert beziehungsweise textile Waren im Wert von 100 Millionen US-Dollar nach Südafrika und im Wert von 60 Millionen US-Dollar in die USA. Wichtige internationale Marken wie Esprit, Eddie Bauer, Camaieu und Levi Strauss nutzen Madagaskar in ihrer Lieferkette.

Ein neuer Bericht der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) und der örtlichen Gewerkschaft SYGMMA möchte die Tatsache ändern, dass dieser der Teil der Lieferkette - Transport und Abfertigung - so wenig Beachtung findet. Denn immerhin macht dieser Bereich im Schnitt rund 20 Prozent des Preises eines Kleidungsstücks aus - im Vergleich zur Herstellung, die nur mit rund 5 Prozent zu Buche schlägt (für eine Aufstellung der Kosten einer Jeans, s. hier).

Nach Bekleidungsarbeitern stehen jetzt Hafenarbeiter unter Druck

Der Bericht mit dem Titel “Esprit: End the double standards in your supply chain” wendet sich speziell an ein großes internationales Bekleidungsunternehmen, das den Hafen von Toamasina nutzt. Er drängt das Modeunternehmen Esprit darauf, sich mit der Denimmarke Levi Straus & Co zusammenzutun, und die Ausbeutung der Hafenarbeiter Madagaskars zu beenden.

Der Hintergrund ist nur zu bekannt: Arbeiter werden durch lange Arbeitsstunden, geringen Lohn und gefährliche Arbeitsbedingungen ausgebeutet. Sie versuchen, an ihrer Situation etwas zu ändern, wenden sich an die örtliche Gewerkschaft und werden prompt entlassen.

Dies ist genau das, was in Madagaskar passierte: Nachdem sie sich einer Gewerkschaft anschlossen, um für bessere Löhne und gegen gefährliche Arbeitsbedingungen zu kämpfen, wurden die Arbeiter vom Management eingeschüchtert und ihnen Konsequenzen angedroht: Wenn sie nicht aus der Gewerkschaft austräten, würden sie ihren Job verlieren. Die Arbeiter weigerten sich und wurden prompt gefeuert, was eine Verletzung ihres Rechts auf Koalitionsfreiheit bedeutet. Seitdem wurde keiner der 43 betroffenen Arbeiter wieder eingestellt und die meisten kämpfen ums Überleben.

Grund genug für die ITF, sich an die Modemarken selbst zu wenden. “Levi Strauss hat seine Branchenführerschaft unter Beweis gestellt und positiv auf die ITF reagiert, als wir sie über die Situation in Madagaskar informierten. Sie haben die 'verborgene Belegschaft' anerkannt, die Teil ihrer Lieferkette ist, und waren bereit, konkrete Schritte zu unternehmen, um diese Arbeiter zu unterstützen”, berichtete Paddy Crumlin, ITF-Präsident und Vorsitzender des Hafenbereichs, über den sich verschlechternden Dialog mit der Regierung Madagaskars und Terminalbetreiber ICTSI.

“Die ITF fordert Esprit als Hafenbenutzer auf, hervorzutreten und eine gerechte Lösung in diesem Streit zu unterstützen. Internationale Marken müssen erkennen, dass Arbeiter, die ihre Produkte auf den Markt bringen, es verdienen, fair behandelt zu werden. Levi's hat verstanden, dass seine Kunden eine ethische Lieferkette erwarten - was Hafenarbeiter miteinschließt - und Esprit muss dies auch tun”, erklärte Crumlin in einer ITF-Pressemitteilung, die gestern veröffentlicht wurde. Die ITF ist eine internationale Gewerkschaftsföderation, die rund 700 Transportverbände und mehr als 4,5 Millionen Transportarbeiter aus 150 Ländern weltweit vertritt.

Die Regierung Madagaskars sieht sich nun einer Beschwerde der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) wegen des Streits gegenüber. Mehr Informationen einschließlich des vollständigen Berichts finden sich auf der Website justicefordockworkers.org.

Fotos: via Justice for Dock Workers-Website
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