Kaum Bewegung: Lage auf dem Luxusmarkt bleibt angespannt
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Die negativen Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise hat der Luxusmodemarkt in den vergangenen Jahren besonders hart zu spüren bekommen. Fest eingeplante Umsatzsteigerungen in Ländern wie China, Russland oder Brasilien drehten sich ins Negative, und auch der klassisch starke Absatzmarkt USA begann zusehends zu schwächeln. Nun soll es aber wieder aufwärts gehen.
Wunsch und Wirklichkeit klaffen in der Branche jedoch nach wie vor weit auseinander. Laut einer aktuellen Studie der Managementberatung Bain & Company, hat der Markt für Luxusartikel im vergangenen Jahr langsam, aber stetig auf 253 Milliarden Euro zugelegt. Numerisch entspricht das einem Wachstum von 13 Prozent, währungsbereinigt allerdings lediglich einem Plus von einem Prozent.
Insbesondere das Schlussquartal 2015 sei von einer schwachen Feiertagssaison in den USA, sinkenden Touristenzahlen in Europa, Unruhen im Mittleren Osten und vom Abschwung in Hongkong und Macao geprägt, so Bain. Ein Trend, der sich auch im ersten Quartal 2016 weiter fortsetzte.
Dabei zeigt sich die Entwicklung auf den globalen Märkten durchaus uneinheitlich. Während der Luxusmarkt in den USA wegen der geringen heimischen Nachfrage und sinkender Touristenzahlen weiter schrumpft, ist der Trend in Lateinamerika dank einer wieder steigenden Ausgabefreude der Touristen leicht positiv. Trotzdem werden die Umsätze mit Luxusgütern in Nord- und Südamerika wohl um zwei Prozent sinken und somit währungsbereinigt stabil bleiben.
Chinesen und Youngster sollen es richten
„Terrorismus und neue biometrische Auflagen in den Visavorschriften werden dazu führen, dass die Touristenzahlen in Europa zurückgehen. Das schwächt auch den Luxusgütermarkt“, heißt es in der Bain-Studie. Ob die heimische Nachfrage das Minus in allen Luxuskategorien ausgleichen könne, sei fraglich. Numerisch rechnet Bain für das laufende Jahr lediglich mit einem Prozent Wachstum, was währungsbereinigt drei Prozent entspräche.
"Der Luxusmarkt befindet sich in Wartestellung", stellt Serge Hoffmann, Bain-Partner und Experte für Konsum- und Luxusgüter, fest. "Erneut schaut alles auf den Schlüsselmarkt China. Er könnte eine weltweite Erholung auslösen.“ Mit allzu optimistischen Vorhersagen halten sich die Experten angesichts der bisherigen Wirtschaftsentwicklung eher zurück. Bis zum Jahr 2020 erwartet Bain daher für den globalen Luxusgütermarkt nur ein mäßiges Wachstum von jährlich zwei bis drei Prozent, was einen Umsatz von dann 280 bis 295 Milliarden Euro bedeuten würde. Aber selbst diese vorsichtige Schätzung könne noch an der schwachen Wirtschaftskraft Chinas scheitern, so Bain.
„Die jüngeren Konsumentengruppen werden bis 2020 für drei Viertel des weltweiten Luxusmarkts stehen. Sie und ihre Präferenzen für Einstiegsluxusprodukte zu ignorieren, kann sich die Branche daher auf keinen Fall leisten,“ so Bain-Mann Hoffmann.
Auf keinen Fall leisten kann sich die Branche auch den Verzicht auf stationäre Geschäfte. Laut Bain werden Luxuskunden nämlich unabhängig vom Alter weiterhin den traditionellen Handel nutzen. Dieser wird voraussichtlich auch 2020 noch 40 Prozent des Vertriebs ausmachen - trotz Rationalisierung und zunehmender Bedeutung von Flughafengeschäft oder Outlets. Der E-Commerce mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 15 Prozent gewinnt zwar schnell an Boden, kann das Einkaufserlebnis vor Ort jedoch nicht ersetzen.
Foto: Jörg Blanke / pixelio.de