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Katalonien: Die Auswirkungen des Referendums auf die Modeindustrie

Von Anne-Sophie Castro

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Auch die spanische Modeindustrie bekommt die negativen Auswirkungen des katalonischen Unabhängigkeits-Referendums zu spüren. Die anhaltende politische Instabilität in der Region - und in großen Teilen der Iberischen Halbinsel - hat zu einem merklichen Rückgang der Tourismuszahlen und des Konsums geführt. Außerdem verlassen katalonische Institutionen die Region aufgrund von steuerrechtlichem Druck.

Obwohl es noch zu früh ist, um exakte Zahlen zu verkünden, sind mehrere Finanzanalysten der Meinung, dass Katalonien in eine Krise ohne Wiederkehr schlittern könnte und dass Spanien sich auf einen wirtschaftlichen Abschwung einstellen muss. Die Region der autonomen Gemeinschaft macht immerhin 16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus.

Pronovias und Dogi ziehen nach Madrid, Mango bleibt

Vergangenen Juni entschloss sich der Inhaber der spanischen Brautmodenfirma Alberto Palatchi, sich dem steuerrechtlichen Chaos in der autonomen Gemeinschaft und dem Kampf um Unabhängigkeit angeführt von Carles Puigdemont zu entziehen. Palatchi entschied sich, die Risiken für das Unternehmen zu minimieren, indem es seinen steuerrechtlichen Hauptsitz nach Madrid verlegt, sollte die Unabhängigkeit offiziell werden.

Dogi ist ein weiteres katalanisches Textilunternehmen, das seinen Umzug in die spanische Hauptstadt am 6. Oktober gegenüber der National Securities Market Commission (CNMV) verkündete. Das katalanische Unternehmen wurde 1954 gegründet und seine Hauptfabrik liegt in der Stadt El Masnou, bei Barcelona, wo es laut Firmenwebsite 163 Angestellte beschäftigt.

Obwohl Mango bisher zu der politisch instabilen Situation in der Region geschwiegen hat, hat sich das Unternehmen offenbar dazu entschieden, in Katalonien zu bleiben. Das Unternehmen sitzt in Palau und Plegamans in Barcelona und Quellen aus der Firma haben versichert, dass die Möglichkeit, Katalonien zu verlassen, nicht in Betracht gezogen worden sei. Andererseits berichtet die Zeitung Ok Diario, dass Mango Ende 2015 die spanische Handelskammer verlassen hatte, angeblich, weil die Manager die verschiedenen Meetings und Verpflichtungen nicht erfüllen konnten, da sie zu sehr in das tägliche Geschäft fokussiert seien.

Bis heute haben über tausend Unternehmen Katalonien verlassen, wie dem Handelsregister zu entnehmen ist, während nur 19 hinzugekommen seien.

30 Prozent weniger Touristen wirken sich negativ auf Umsätze aus

Im vergangenen Vierteljahr verzeichnete die Tourismusindustrie einen Rückgang von 20 Prozent. Wenn der aktuelle Trend anhielte, könnte die Branche einen Umsatzeinbruch von durchschnittlich 1.197 Millionen Euro verzeichnen. Auch der spanische Tourismus leidet unter der Situation: Wenn die Lage weiter instabil bleibt, wächst der Tourismus in diesem Jahr nur um 3,1 Prozent - ein Prozentpunkt weniger als erwartet.

Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft brachen in diesem Sommer auch aufgrund der Terroranschläge in Barcelona und Cambrils ein, während touristische Wettbewerbsländer wie Ägypten, Griechenland, Türkei um 45 Prozent zulegen konnten, berichtet die spanische Zeitung La Vanguardia.

Nach der Hotel- und Immobilienindustrie ist die Mode die dritte geschädigte Branche, die den 30-prozentigen Einbruch in den Tourismuszahlen zu spüren bekommt, den Katalonien seit dem Referendum erfahren musste.

Touristen entscheiden sich für ‚sicherere‘ Urlaubsziele

Vergangenen Freitag waren die Läden im Zentrum Barcelonas quasi leer. Verkaufsangestellte bei Sandro erzählten FashionUnited, dass die Umsätze um etwa 30 Prozent zurückgegangen seien. „Der Rückgang der Verkäufe begann diesen Sommer nach den Anschlägen und ist seit dem Referendum noch offensichtlicher“, erklärt Retailmanager Filippo Zunini. Er fügt hinzu, dass in diesem Herbst die Verkäufe in Barcelona, Valencia und auf den Balearen beeinträchtigt seien. „Der Tourismus verzeichnet überall an der Mittelmeerküste einen Einbruch. Während der Golden Week in China, einer Urlaubswoche Anfang Oktober, war die Zahl asiatischer Kunden niedriger als in den letzten Jahren. Japaner und Koreaner kommen noch, aber weniger Chinesen. Die gehen wo anders hin.“

Der Manager des Maje-Stores auf dem Paseo de Gracia sagt, dass das Geschäft um 45 Prozent zurückgegangen sei: „Ich habe gehört, dass einige Botschaften in den USA und China die Touristen davor warnen, nach Barcelona zu reisen, weil es ein gefährliches Urlaubsziel sei. Dort könnten jederzeit Demonstrationen ausbrechen. Einige Kreuzfahrten durch das Mittelmeer wurden auch storniert“, so die Verkäuferin.

Auch bei Liu-jo werden diese Statements bestätigt. „Es kommen sehr wenige Kunden“, so eine Shop-Assistentin. „Wenn Kunden kommen und hören Krankenwagen oder Polizei vorbeifahren, dann bekommen sie Angst und sehen aus dem Fenster, um zu sehen, ob Gefahr droht. Es gibt viel Unsicherheit und diese beeinträchtigt unsere Umsätze. Sie sind im Vergleich zum letzten Jahr um 30 Prozent gefallen.“

Andere internationale Brands wie Burberry, Loewe oder Desigual, die ebenfalls Läden in der Innenstadt Barcelonas betreiben, bevorzugen es, zu der Lage zu schweigen. „Unsere Policy ist es, dazu keine Stellung zu beziehen“, erklärt ein Manager in einem dieser Läden. „Wenn wir etwas sagen, riskieren wir es, so oder so, Kunden zu verlieren.“

Foto: Nicolas Carvalho Ochoa / DPA / via AFP

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