Karstadt und Kaufhof: Mehr als 140 wechselvolle Jahre
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Die 2018 fusionierten Warenhäuser Karstadt und Kaufhof sind seit ihrer Gründung im 19. Jahrhundert eng verbunden mit der deutschen Wirtschaftsgeschichte.
Leonhard Tietz öffnet 1879 in Stralsund seinen ersten kleinen Bekleidungsladen, Färbersohn Rudolph Karstadt 1881 ein Tuchgeschäft in Wismar. Beide Kaufmänner setzen auf feste Preise und Barzahlung statt auf Feilschen und Handeln - und expandieren immer weiter. Zu Beginn der 1930er-Jahre gehören sie mit rund 90 (Karstadt) und mehr als 40 (Tietz) Kaufhäusern zu den drei Top-Adressen in Deutschland.
Als die Nationalsozialisten Kaufhäuser als 'jüdische Erfindung' darstellen, unterwirft sich Karstadt den Forderungen, Angestellte zu entlassen. Die Leonhard Tietz AG wird 1933 wie andere Häuser mit jüdischen Eigentümern enteignet und in 'Westdeutsche Kaufhof AG' umbenannt. Von 1953 an trägt sie den Namen Kaufhof.
Nach dem Krieg erst Blütezeit, dann Abstieg
Die Folgen und Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs sind zwar enorm, doch geht es durch den zunehmenden Wohlstand der westdeutschen Bevölkerung wieder bergauf. In den 1970er-Jahren erleben Warenhäuser in der Bundesrepublik ihre große Blütezeit. Neben Kaufhof und Karstadt finden sich in vielen Innenstädten auch Häuser der Ketten Hertie und Horten. Aber mit Entstehung der Shopping-Center und später auch Online-Shops verlieren Kaufhäuser ab den 1980ern stetig Marktanteile.
Karstadt verleibt sich in den 1990ern die Luxuskaufhäuser KaDeWe in Berlin und Alsterhaus in Hamburg ein. Doch die Schieflage des Warenhauses ist unübersehbar. Nach mehreren Eigentümerwechseln, teilweise massivem Stellenabbau und Filialschließungen kauft 2014 die Signa-Holding des österreichischen Immobilieninvestors René Benko die Kaufhauskette für einen symbolischen Euro von Privatinvestor Nicolas Berggruen.
2018 wird dann der Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof, das zuvor der kanadischen Hudson's Bay Company (HBC) gehörte, offiziell vollzogen. Ab 2019 ist die Signa-Holding alleinige Besitzerin von Galeria Karstadt Kaufhof. Mit größerem Stellenabbau und mehreren Filialschließungen will sich das Unternehmen mit Sitz in Essen immer wieder sanieren. Im Januar 2024 meldet es zum dritten Mal innerhalb weniger Jahre Insolvenz an. (dpa)