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Kampf gegen das Coronavirus: So hart greift Europa durch

Von DPA

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Massen-Schnelltests, rote Zonen und Ausgangssperren: Europa kämpft mit allen Mitteln gegen das Coronavirus. Einige Länder machen fast komplett dicht, andere gehen Sonderwege. Milde sind die Maßnahmen derzeit fast nirgendwo. Ein Überblick:

Aus dem Haus nur mit triftigem Grund

In Frankreich, wo infolge der Pandemie inzwischen mehr als 40 000 Menschen starben, sind die Regeln mit am strengsten. Die Menschen dürfen nur mit triftigem Grund vor die Tür - etwa um zur Arbeit zu gehen. Spaziergänge und Sport sind nur in einem Umkreis von einem Kilometer vom Wohnort für eine Stunde am Tag erlaubt. Wer das Haus verlässt, muss ein Formular mit dem Grund mitführen. Alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte sind geschlossen. Auch Theater, Kinos, Restaurants und Cafés sind dicht. Schulen und Kitas bleiben offen. Der Gesundheitsnotstand wurde bis zum 16. Februar verlängert.

Auch die Regierung in Griechenland hat die Notbremse gezogen: Seit Samstagmorgen 6.00 Uhr gilt ein dreiwöchiger Lockdown. Bis auf lebenswichtige Geschäfte wie Supermärkte ist alles zu. Von 21.00 abends bis 5.00 Uhr morgens gilt eine Ausgangssperre. Wer einkaufen oder zum Arzt gehen will, muss die Behörden per SMS informieren. Kitas und Grundschulen sind offen, alle übrigen Schulen zu.

In Österreich gilt wie in Deutschland ein Teil-Lockdown. Die Gastronomie und fast das gesamte Kultur- und Freizeitangebot sind zunächst bis Ende November geschlossen. Zwischen 20 Uhr und 6 Uhr dürfen die Menschen ihre Wohnung nur noch mit gutem Grund verlassen. Im Gegensatz zum Lockdown im Frühjahr bleiben dieses Mal aber der Handel und auch die meisten Schulen offen.

Nur lebensnotwendige Geschäfte dürfen öffnen

Mit jeweils mehr als 1500 Corona-Infizierten pro 100 000 Einwohner binnen 14 Tagen sind Belgien und Tschechien von der Pandemie in Europa extrem hart getroffen. Entsprechend streng sind die Maßnahmen.

In Belgien sind die meisten Läden geschlossen. Restaurants, Cafés und Bars sind ebenso dicht wie Friseure, Massage- und Schönheitssalons. Ausnahmen gibt es nur für lebensnotwendige Geschäfte. Nachts gelten Ausgangssperren. Jeder Haushalt darf nur eine Person pro Woche empfangen; bei Singles sind es zwei - aber nicht zeitgleich.

In Tschechien gilt bis zum 20. November ein Notstand mit weitgehenden Ausgangsbeschränkungen und einer nächtlichen Ausgangssperre. Restaurants und Schulen sowie die meisten Geschäfte sind geschlossen.

Schärfere Regeln gibt es seit Samstag auch in Polen. Kinos, Theater und Geschäfte in Einkaufszentren schließen. Nur Lebensmittelläden und Apotheken bleiben geöffnet. Fitnessstudios und Schwimmbäder sind zu. Hotels dürfen nur noch Geschäftsreisende aufnehmen.

Der grenzüberschreitende Zugverkehr zwischen Deutschland und Polen ist der Deutschen Bahn zufolge seit Sonntag nur eingeschränkt möglich. Auf den Strecken "Lübeck - Neubrandenburg - Stettin" sowie "Berlin - Angermünde - Stettin" fielen zahlreiche Züge aus. Reisende, die nach Deutschland einreisen wollen und in den vergangenen zehn Tagen in einem Risikogebiet waren, müssen künftig eine digitale Einreiseanmeldung ausfüllen. Die Gesundheitsämter am Zielort sollen so kontrollieren können, ob die Quarantänepflicht eingehalten wird.

Die Niederlande sind bereits seit drei Wochen im Teil-Lockdown. Nun werden auch Museen, Theater, Schwimmbäder, Vergnügungsparks und Zoos geschlossen. In der Öffentlichkeit sind nur noch Treffen von maximal zwei Personen erlaubt, auch privat sollen nicht mehr als zwei Gäste am Tag empfangen werden. Alle öffentlichen Gebäude werden geschlossen. Die Verschärfungen gelten vorerst für zwei Wochen.

Rote Zonen und regionale Unterschiede

Das von der ersten Welle besonders hart getroffene Italien, das ebenfalls mehr als 40 000 Corona-Tote vermelden musste, hat seine Regeln am Freitag weiter verschärft. Für die 60 Millionen Italiener gilt eine nächtliche Ausgangssperre von 22.00 bis 5.00 Uhr. Das Land ist in drei Risikozonen eingeteilt: rot, orange und gelb - je nach Infektionsgeschehen. Vier Regionen sind derzeit rot - im Norden die wirtschaftsstarke Lombardei, das Piemont und das Aostatal sowie im Süden Kalabrien. Dort dürfen die Menschen ihr Haus auch tagsüber nur verlassen, um zur Arbeit, zum Arzt oder in den Supermarkt zu gehen. Nach Protesten beschloss die Regierung in der Nacht zum Samstag neue Hilfsmaßnahmen für betroffene Unternehmen und Arbeitnehmer.

In Spanien gilt - außer auf den Kanaren mit niedrigen Corona-Zahlen - landesweit eine nächtliche Ausgangssperre. Darüber hinaus sind die Regeln je nach Region sehr unterschiedlich. Die meisten Gaststätten und Kulturbetriebe sind zu, fast alle autonomen Regionen und auch viele Gemeinden abgesperrt. Kindergärten und Schulen sind noch offen. Einige Regionen fordern inzwischen ganztägige Ausgehsperren wie im Frühjahr. Die Regierung in Madrid lehnt dies aber bislang ab.

Massentests als Sonderweg

Die Slowakei geht einen umstrittenen Sonderweg. Bereits vor einer Woche wurden fast alle mehr als zehn Jahre alten Bewohner innerhalb von zwei Tagen einem Antigen-Schnelltest unterzogen. 38 000 positiv Getestete sind seither in Quarantäne. Am Samstag und Sonntag folgte eine zweite Runde der Massentests. Wer keinen negativen Test vorweisen kann, darf von Montag an nicht einmal mehr zur Arbeit.

In Großbritannien wird mit Liverpool im Nordwesten Englands erstmals eine komplette Stadt auf das Coronavirus getestet. Innerhalb von etwa zehn Tagen sollen sich die knapp 500 000 Einwohner Schnelltests unterziehen. In England sind Gastronomie, Kultur- und Sportzentren seit Donnerstag zu. Anders als in Deutschland bleibt auch der Handel - abgesehen von Supermärkten und wenigen anderen Geschäften - für einen Monat zu. Schulen und Unis bleiben geöffnet. Die Menschen sollen ihr Zuhause bis zum 2. Dezember nur noch aus triftigen Gründen verlassen.

Milde Maßnahmen und Appelle an die Vernunft

Schweden hat mit seinem Sonderweg international Schlagzeilen gemacht. Dort gibt es im Ländervergleich weiter kaum Einschränkungen: Restaurants und Kneipen dürfen die Bürger dort weiterhin besuchen, allerdings mit maximal acht Personen am selben Tisch. Darüber hinaus gelten in vielen Regionen des Landes eindringliche Empfehlungen, Kontakte, den Nahverkehr und Veranstaltungen zu vermeiden. Das Land setzt vor allem auf die Vernunft jedes Einzelnen.

Auch in der Schweiz sind Bars und Restaurants weiterhin geöffnet, aber nur bis 23 Uhr. Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen sowie sportliche und kulturelle Aktivitäten mit mehr als 15 Personen sind untersagt. Tanzlokale sind zu. Einzelne Kantone haben strengere Maßnahmen getroffen. Es gilt auch eine erweiterte Maskenpflicht.

Zu den Ländern, in denen noch vergleichsweise viel erlaubt ist, gehört auch Bulgarien. Dort sind Restaurants und Cafés weiter offen. An einem Tisch dürfen aber maximal sechs Kunden sitzen. Theater und Kinos können bei 30 Prozent ihrer Kapazität öffnen. Sportevents dürfen nur ohne Publikum ausgetragen werden. Der Mund-Nasen-Schutz ist auch im Freien Pflicht, wenn Abstand unmöglich ist. (dpa)

Foto: Mehdi Taamallah/NurPhoto via AFP

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