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Jüngstes Unglück in Bangladesch beleuchtet Fortschritte und Mankos der Branche

Von Simone Preuss

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Business|HINTERGRUND

Bei der Explosion eines Heißwasserkessels und dem resultierenden Einsturz eines Gebäudeteils am späten Montagabend in der Strickwarenfabrik Multifabs Limited in Gazipur am Rande Dhakas kamen 13 Arbeiter ums Leben und rund 50 wurden verletzt.

Der Unfall ereignete sich, nachdem Arbeiter den sechs Jahre alten und in Deutschland bezogenen Kessel nach Wartungsarbeiten wieder in Betrieb nehmen wollten und er explodierte. “Es war ein Unfall. Alles war fein, der Kessel lief gut. Er explodierte, nachdem Arbeiter versuchten, ihn nach Wartungsarbeiten wieder zu starten”, erklärte Mahiuddin Faruqui, Präsident und Geschäftsführer des Unternehmens gegenüber Reuters.

Laut Arbeiter Harunur Rashid piepte die Sicherheitsanzeige des Geräts bereits ununterbrochen, aber die Betreiber des Geräts sagten, es gebe keinen Grund zur Beunruhigung. “Der Kessel ging innerhalb von zehn Minuten, nachdem wir wieder an die Arbeit gingen, in die Luft. Es war auf jeden Fall Nachlässigkeit der Fachleute”, sagte er gegenüber der bangladeschischen Tageszeitung Prothom Alo.

Arbeiter von Multifabs hatten Glück im Unglück

Glücklicherweise war die Fabrik, die 5000 Arbeiter und Arbeiterinnen beschäftigt, nach einer zehntägigen Pause für das Id al Fitr-Fest, das das Ende des Fastenmonats Ramadan ankündigt, noch nicht wieder zum regelmäßigen Betrieb übergegangen, sonst wären mehr Menschen an ihren Arbeitsplätzen gewesen.

Multifabs nahm 1992 den Betrieb auf und produziert rund 100.000 Kleidungsstücke pro Tag. Das Unternehmen hat sich auf den Export von Strickwaren an Kunden in Europa spezialisiert, unter ihnen Lindex, Aldi und Rexholm als wichtigste Auftraggeber. 2016 erzielte Multifabs ein Exportvolumen von 70 Millionen US-Dollar. Erst im Mai 2016 hatte die Fabrik eine BSCI-Überprüfung bestanden, die für zwei Jahre gültig ist.

Aldi und Lindex (als Teil der Stockman Group) sind beide Unterzeichner des Abkommens für Brandschutz und Gebäudesicherheit in Bangladesch und Multifabs ist eine der unter das Abkommen fallenden Fabriken, die regelmäßig inspiziert werden. Zudem stellt Multifabs auch für mindestens eine Modemarke her, die sich der Allianz für Arbeitersicherheit in Bangladesch angeschlossen hat, unter die hauptsächlich US- und kanadische Marken und Einzelhändler fallen.

Nach Einsturz des Rana Plaza-Gebäudes im April 2013 waren internationale Arbeitgeber und Akteuere vor Ort gezwungen, sich zu organisieren, um gegen die häufig in Bekleidungs- und Textilfabriken auftretenden Unfälle vorzugehen.

Seitdem hat sich tatsächlich viel geändert; inzwischen ist es ein Leichtes, wichtige Auftraggeber ausfinding zu machen und nachzuvollziehen, ob eine Fabrik regelmäßig inspiziert wurde. Dementsprechend sollte es im Falle eines Unglücks wie jüngst bei Multifabs auch einfacher sein, Betroffenen und Hinterbliebenen Hilfe zu leisten und die Ursache des Unglücks genau zu untersuchen, um es zukünftig vermeiden zu können.

Heißwasserspeicher fallen derzeit nicht unter die Auflagen der Inspektionen des Bangladesch-Abkommens, es wird nur festgelegt, dass der Raum, in dem sich der Heißwasserkessel befindet, vom Rest der Fabrik und durch bransichere Bauweise getrennt sein muss. Auch die Allianz macht keine Vorgaben für diese Geräte.

Arbeiterorganisationen verlangen Ausweitung der Sicherheitsbestimmungen

Deshalb drängen die vier Organisationen, die das Bangladesch-Abkommen als Zeugen unterzeichnet haben - Clean Clothes Campaign, International Labour Rights Forum, Worker Rights Consortium und das Maquila Solidarity Network - in einer gemeinsamen Erklärung auf den Einschluss von Heißwasserspeichern: “Die Explosion des Kessels zeigt die Gefahr auf, die schlecht gewartete und uninspizierte Geräte für die Bekleidungsindustrie in Bangladesch darstellen.”

Dem stimmte der weltweite Gewerkschaftsverband IndustriALL Global Union zu und sagte in einer eigenen Erklärung: “Das jüngste Unglück unterstreicht die Notwendigkeit, dass das Bangladesch-Abkommen weitergeführt werden muss und die unterzeichnenden Gewerkschaften werden verlangen, dass es um den Einschluss von Heißwasserspeichern ergänzt wird.”

Erst vor einer Woche wurde auf der eine Verlängerung des Bangladesch-Abkommens um weitere drei Jahre angekündigt. Allerdings müssen sich die ursprünglichen Unterzeichner auf Marken, Einzelhändler, Gewerkschafts und Organisationsseite erneut verpflichten. Das jüngste Unglück sollte verdeutlicht haben, wie wichtig dieser Schritt ist und dass die Branche in Bangladesch trotz großer Fortschritte noch nicht an einem Punkt angelangt ist, an dem sie sich selbst verwalten kann.

Foto: via BangladeshAccord.org
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