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Jahresrückblick: Nachhaltigkeit 2022

Von Simone Preuss

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Bild: CELC

Blickt man auf das Jahr 2022 angesichts der Nachhaltigkeitsbemühungen der Textil- und Bekleidungsbranche zurück, so war es stark von den Themen Textilrecycling und Greenwashing geprägt. Angesichts wachsender Kleider- und Textilberge muss mehr im Bereich Textil- zu-Textil-Recycling geschehen, damit weniger neue Materialien verarbeitet werden. Entsprechende Anstrengungen konnten das ganze Jahr über beobachtet werden.

Auch dem Thema Greenwashing muss ein zentraler Platz eingeräumt werden - also der Beschönigung von Aktionen, Projekten oder Initiativen als „grün“, wenn sie es gar nicht sind. Oder der Vertuschung von „Business as usual“ gelten. Oder oft auch einfach aus Unwissenheit geschehen. 2022 hat gezeigt, dass die Branche nicht mehr mit halbherzigen Anstrengungen davonkommt und auch rechtlich belangt werden kann.

Ansonsten gab es wie im Vorjahr auch etliche Bemühungen von Marken und Einzelhandelsunternehmen. Hier eine schnelle Übersicht nach Monaten -- lassen Sie noch einmal das Jahr 2022 aus Nachhaltigkeitssicht Revue passieren.

Januar

Im Januar stellten sich gleich fünf nachhaltige Schuhmarken vor sowie eine Initiative zum Recycling von Unterwäsche. Die globale Nachhaltigkeitsinitiative Fashion for Good stellte ihr Projekt „D(r)ye Factory of the Future“ vor, dessen Ziel es ist, den Übergang von der Nass- zur Trockenverarbeitung zu beschleunigen. Auch Marken wie Allbirds, Bergfreunde und Ecoalf machten in diesem Monat von sich reden.

Februar

Der Februar zeichnete sich durch die Suche nach alternativen, nachhaltigen Materialien aus, aber auch die Auseinandersetzung der Branche mit den von ihr verursachten Auswirkungen. Ebenso gab es eine verstärkte Verwendung recycelter Materialien und strategische Partnerschaften. Auf Markenseite machten Levi’s, Piping Hot und Puma von sich reden.

März

Im März gab es einige Initiativen, die sich mit den tatsächlichen Nachhaltigkeitsbemühungen der Branche befassten beziehungsweise ihren Auswirkungen auf die Umwelt; die EU-Kommission reichte ihren ersten Vorschlag gegen Greenwashing ein. Der Berlin Fashion Summit widmete sich den Schlüsselthemen regenerative Mode und Innovation und Marken und Einzelhandelsunternehmen wie Armedangels, Globetrotter und Miomojo verstärkten ihre Bemühungen um Kreislauffähigkeit.

April

Der April stand ganz im Zeichen des Tags der Erde am 22. April, der zu einer Wertschätzung der Natur und zu einem Überdenken unseres Konsumverhaltens anregen soll. Er wurde mit der Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsberichten begangen; darüberhinaus gab es Studien, Recyclingbemühungen und Veranstaltungen. Eine Studie fand etwa heraus, dass Nachhaltigkeit das neue Statussymbol ist, während die MaterialDistrict-Messe in der ersten Aprilwoche das Potenzial menschlicher Abfälle in der Textilproduktion untersuchte. Ansonsten wurden auch in diesem Monat kreislauffähige Produkte und neue Resale-Plattformen vorgestellt. Auch Themen wie Greenwashing und Textilrecycling hielten die Branche auf Trab.

Mai

Alles neu macht der Mai - dies zeigte sich auch bei den nachhaltigen Initiativen der Modebranche, die in diesem Monat zahlreich und vielfältig waren. Veränderungen sollen erzielt werden, etwa durch die Herstellung in Europa, bahnbrechende Materialien und den ständig weiter wachsenden Resale Markt, der sich bis 2026 mehr als verdoppeln wird.

So besuchte FashionUnited etwa die neue Vorzeigefabrik des Modekonzerns C&A, wo Jeans wettbewerbsfähig (dank Automatisierung), fair (Made in EU) und nachhaltig (Denimstoff aus Biobaumwolle) im Herzen Deutschlands hergestellt werden. Innovationen zeigten auch die H&M Foundation mit Kleidungsstücken, die CO2 aus der Luft aufnehmen, und Stella McCartney mit der ersten kommerziellen Luxustasche aus Myzelium.

Juni

Auch im Juni waren etliche Anstrengen der Modebranche im Nachhaltigkeitsbereich zu beobachten, wobei besonders der Resale- und Upcycling-Bereich hervortrat. Auffällig jedoch: Nicht alles wird anstandslos hingenommen. So werden etwa selbst etablierte Systeme wie der Higg-Index hinterfragt und neue Materialien kritisch auf ihre Tauglichkeit für eine ethische, faire und nachhaltige Branche begutachtet. Auch der Flickenteppich-Ansatz einiger Marken, durch den sie kleinere Mängel beheben, aber das Grundproblem nicht angehen, stösst zunehmen auf Kritik.

Juli

Im Juli war vom Sommerloch nichts zu spüren, im Gegenteil: In diesem Monat wurden einige Studien veröffentlicht, die uns in den heißen Tagen einiges an Lesestoff lieferten, etwa zum allgegenwärtigen Thema Greenwashing, aber auch zu Textilrecycling und Konsum. Auf Markenseite gab es einige Innovationen, etwa von Gore-Tex, Primark und durch eine Kooperation von On, Patagonia, Puma und Salomon.

August

Auch im August war vom Sommerloch nichts zu spüren, was die nachhaltigen Initiativen der Modebranche anging. Wie auch im Juli gab es interessante Studien zu eruieren und Messen wie Innatex und die Helsinki Fashion Week warfen Licht auf Trends, Innovationen und das Verbraucher:innenverhalten. Auf Marken- und Einzelhandelsseite gab es ebenfalls etliche Anstrengungen zu begutachten, gerade was die Entwicklung nachhaltiger und umweltfreundlicherer Sneaker anging.

September

Der September war ganz den Innovationen gewidmet - so eröffnete das schwedische Recyclingunternehmen Renewcell die erste kommerzielle Textil-zu-Textil-Recyclinganlage. Das Kering Material Innovation Lab, Albini_next und das Vienna Textile Lab widmeten sich unterdessen dem Einsatz mikrobieller Farben für Färbeanwendungen auf Baumwolle und anderen Naturfasern. Bei Schuhen gab es viel Neues, und die italienische Handelskammer für Mode verlieh zum fünften Mal ihre Sustainable Fashion Awards.

Eine Studie des Münchner Software-Unternehmens Software Advice widmete sich dem Thema Kreislaufwirtschaft und stellte fest, dass dem Image nach die Textilbranche die Kreislaufwirtschaft am stärksten umsetzt. Dies glauben zumindest deutsche Verbraucher:innen. Die Chemieindustrie schnitt ihnen zufolge am schlechtesten ab. September ist auch traditionell einer der Modemonate und so zeigte sich viel Nachhaltiges auf den Laufstegen.

Oktober

Im Oktober ging es vom regenerativen Baumwollanbau für Denim über nachhaltigere Materialien bis zu zirkulären Ansätzen und Resale-Angeboten. Das erste Plastiksiegel Europas, Flustix, stellt sich inzwischen der Plastikherausforderung. Die Texaid Textilverwertungs-AG beendete zusammen mit Spinnmaschinenhersteller Rieter, der Hochschule Luzern und Partnern aus dem öffentliche Sektor, Einzelhandel und Marken das zweijährige Textilrecyclingprojekt „TexCircle“ und brachte das Textil-zu-Textil-Recycling einen Schritt nach vorn:. Das Ergebnis sind verschiedene Produktprototypen von Pullovern, Socken und Vorhängen bis hin zu Teppichen, Polstern und Accessoires, die mit zwischen 50 und 80 Prozent recycelten Fasern und Garnen entwickelt wurden.

November

Wie in den Vorjahren stand auch der November im Zeichen des Black Friday und der Rabattschlachten. Es weigern sich aber immer mehr Marken und Einzelhändler:innen, an dieser Konsumverherrlichung teilzunehmen, die auf Kosten der Umwelt geht. Stattdessen wird auf lang haltende, nachhaltige Basisstücke gesetzt, Kleidung zurückgenommen oder an diesem Tag gar nicht verkauft.

Der November sah auch die erste Made in Bangladesh Week, die Nachhaltigkeit neben Sicherheit und Kooperation zu einem zentralen Thema machte. FashionUnited schaute sich um und wohnte auch dem Sustainable Leadership Award bei, der zum dritten Mal gemeinsam vom Exportverband BGMEA und der GIZ veranstaltet und an 18 nachhaltige Fabriken in Bangladesch vergeben wurde.

Die Fashion Changers Konferenz, die online stattfand, machte Vorschläge für eine bessere Modebranche und die Global Fashion Agenda und die UN kündigten auf der COP27 ein neues Nachhaltigkeitsprojekt an, während ein neuer Bericht erhöhte Emissionen der Modebranche im Jahr 2022 zeigt.

Dezember

Im Dezember gab es neben spannenden Kollaborationen der Branche und der Ankündigung bevorstehender Messen mit Nachhaltigkeitsschwerpunkt auch wieder Studien zu lesen, die unter anderem untersuchten, was biologische Vielfalt und Ökosysteme mit Mode zu tun haben und wie man das Interesse an Nachhaltigkeit der 13- bis 28-Jährigen, also Generation Z, in konkrete Maßnahmen umsetzen kann. Ein weiterer Artikel untersuchte, inwieweit das Businessmodell Upcycling für Modelabels funktioniert und ob es in großem Rahmen umsetzbar ist, während Topmodel und Aktivistin Arizona Muse über Nachhaltigkeit in der Mode sprach. Auf Marken- und Herstellerseite stellten sich Mausons, Freitag und Green Smart Shirts Ltd. vor.

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