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Jahresrückblick: Insolvenzen 2019

Von Barbara Russ

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Auch 2019 war kein leichtes Jahr für viele kleinere Händler und Produzenten, aber insbesondere für namhafte und große Unternehmen hatten zu kämpfen. Die Kreditversicherung Euler Hermes zählte in den ersten neun Monaten dieses Jahres 27 Insolvenzen von Firmen mit mehr als 50 Millionen Euro Umsatz in Deutschland, gegenüber 19 Fällen im Vorjahreszeitraum - ein Anstieg um 42 Prozent.

Nicht nur die Modebranche ist von grundlegenden Umwälzungen betroffen. Im vierten Quartal schockierten die Nachrichten von der Insolvenz von Thomas Cook und des Schutzschirmverfahrens für Condor. In der Modebranche trafen rückgängige Umsätze Unternehmen wie Forever 21, Bree, René Lezard, Stylebop, Miller & Monroe und Gerry Weber, die Insolvenz beantragen mussten. Nicht für alle konnte eine Lösung gefunden werden, aber zum Glück konnten doch einige Unternehmen gerettet werden.

Ein Hoffnungsschimmer: Insgesamt wurden weniger Insolvenzen verzeichnet. 2019 zeigte sich ein leichter Rückgang um 0,4 Prozent verglichen mit dem entsprechenden Zeitraum des Vorjahres. Die Zahl der durch Insolvenzen bedrohten Jobs stieg durch die insolventen Großunternehmen allerdings deutlich an: Mit rund 120 000 gefährdeten Stellen lag sie um gut 11 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Schäden für die Gläubiger schätzte die Wirtschaftsauskunft auf und 14,6 Milliarden Euro.

Bree

Der Taschenhersteller Bree hatte Mitte Mai Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet, nachdem das Unternehmen zuvor von Hannover nach Hamburg umgezogen war. Bree schrieb, unter anderem wegen geringer Online-Umsätze, rote Zahlen.

Im August wurde ein Investor gefunden, der zunächst anonym blieb: „Auf Grundlage der geschlossenen Verträge wird zeitnah beim Amtsgericht Hamburg ein Insolvenzplan eingereicht werden, über den die Gläubiger der Bree im vierten Quartal abstimmen sollen“, heißt es damals. „Die gefundene Investorenlösung ist für alle Beteiligten von Vorteil“. Später wurde bekannt, dass es sich bei dem Investor um den portugiesischen Autozulieferer Coindu handelte. Coindu stellt Lederbezüge für Autositze her und beliefert führende europäische Automobilfirmen sowie Hersteller von Autositzen. Coindu beschäftigte zuletzt bei einem Umsatz von rund 348 Millionen Euro ungefähr 6000 Mitarbeiter. Hinter dem Unternehmen stehen Familien aus Portugal und Deutschland.

Forever 21

Ende September beantragte der US-Filialist Forever 21 beim Amtsgericht Delaware freiwillig Insolvenzschutz. Das Unternehmen fügte jedoch hinzu, dass „dies nicht das Aus, sondern vielmehr einen Schritt in die Sicherheit“ bedeute. Linda Chang, Executive Vice President von Forever 21 sagte dazu: „Dies war ein wichtiger und notwendiger Schritt zur Sicherung der Zukunft unseres Unternehmens, der es uns ermöglichen wird, unser Unternehmen neu zu strukturieren und Forever 21 neu zu positionieren.“

Bereits im August hatte Bloomberg berichtet, dass das Unternehmen noch um die Sicherung eines Schuldnerkredits ringe. Damals wurde spekuliert, dass ein potenzieller Last-Minute-Deal eine Möglichkeit zur Rettung darstelle. Zuvor, im April, hatte das Unternehmen seine Pläne für einen Rückzug aus dem chinesischen Markt angekündigt.

Gerry Weber

Die Filialen des Modeherstellers Gerry Weber International AG und seiner Tochterfirmen wie Hallhuber oder Samoon gehören zum festen Inventar in deutschen Innenstädten. Doch schien seit der Insolvenzantrag im Januar diesen Jahres die Zukunft des Modeimperiums aus der westfälischen Provinz in ernster Gefahr.

Im September wurde ein Insolvenzplan vorgelegt und die Gläubiger stimmten diesem zu. Der Bekleidungskonzern kann damit die nächste Etappe auf seinem Sanierungskurs in Angriff nehmen. Wie angekündigt, übernehmen die Finanzinvestoren Robus Capital Management und Whitebox Advisors LLP das Ruder bei Gerry Weber.

Gründer Gerhard Weber hadert mit der Übernahme der von ihm gegründeten Modemarke Gerry Weber durch die zwei Investoren "Es ist ein harter Schlag, dass mein Unternehmen in fremde Hände übergegangen ist", sagte der 78-Jährige dem "Spiegel".

René Lezard

Nach turbulenten Jahren ist das Ende von René Lezard beschlossene Sache. Trotz „eines sehr intensiven Investorenprozesses und diversen Interessenten“ sei „keine finale Lösung für die Fortführung der Marke René Lezard gefunden“ worden, erklärte CEO Isabella Hierl auf Anfrage von FashionUnited in einer Email. Letzte Gespräche über eine Rettung sdin im Oktober „leider gescheitert“.

Die in Schwarzach am Main beheimatete René Lezard Mode AG musste im Juli Insolvenz anmelden, nachdem eine notwendige Kapitalerhöhung nicht zustande gekommen war. Eigentlich hatte der türkische Textilproduzent Cemsel Tekstil zugesagt, auf diesem Weg die Mehrheit an René Lezard zu übernehmen, doch die Finanzspritze blieb aus.

Miller & Monroe

Nun konnten auch die niederländischen Läden von Miller & Monroe nicht gerettet werden. Am 1. August schlossen die rund 160 verbliebenen Filialen des Bekleidungshändlers. Der Konkurs von Vidrea Retail ereignete sich im Juni, nachdem die Schwestergesellschaft in Deutschland bereits im März Insolvenz angemeldet hatte. Die Textilhändler Kik, Tedi und Woolworth wollen Filialen der insolventen Modekette Miller & Monroe in Deutschland übernehmen. Die niederländische Bekleidungskette Miller & Monroe hatte im März 2018 mit der Übernahme der etwa 200 deutschen Filialen des schweizerischen Einzelhändlers Charles Vögele den Sprung auf den hiesigen Markt gewagt.

Barneys New York

Auch diese Meldung sandte 2019 Schockwellen um die Welt: Barneys New York, Konsumtempel und Luxuskaufhaus der New Yorker High Society und aller Aspiranten darauf, meldete im August Insolvenz an.

Das Unternehmen war nicht im Besitz seiner Immobilien und musste im letzten Jahr ein Urteil hinnehmen, dass die Jahresmiete für den Flagshipstore an der Madison Avenue in New York von 16 Millionen US-Dollar auf 30 Millionen US-Dollar fast verdoppelt werden könnte. „Wie viele in unserer Branche wurde die Finanzlage von Barneys durch das fordernde Einzelhandelsumfeld und die im Vergleich zur Marktnachfrage übermäßig hohen Mieten erheblich beeinträchtigt“, erklärte Daniella Vitale, Barneys CEO und Präsidentin, dazu in einer Mitteilung.

Anschließend wurde die Übernahme der geistigen Eigentumsrechte des US-amerikanischen Luxuseinzelhändlers Barneys New York durch den Mode- und Medienkonzern Authentic Brands Group LLC (ABG) gemeldet. Der Konzern wird mit der Übernahme der Luxus-Kaufhauskette seine Präsenz im Luxusbereich und seine Position als Marktführer für zeitgenössische Mode weiter ausbauen. Nun stehen dem Traditionsunternehmen offenbar empfindliche Umbaumaßnahmen bevor. Einem Bericht des US-amerikanischen Fachmagazins Women’s Wear Daily (WWD) zufolge wurde der Schließungsprozess des Flagshipstores an der New Yorker Madison Avenue, weiterer Warenhäuser in Los Angeles, Boston, San Francisco und New York sowie zweier Outlet-Stores eingeleitet.

Stylebop

Im August hatte Stylebop-Geschäftsführer Mark Ralea einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Charlottenburg in Berlin gestellt. „Stylebop führt mehr als 200 internationale Luxusmarken für Damen und Herren in seinem Sortiment und liefert in 164 Länder weltweit“, heißt es auf der Webseite. Obwohl einer der Pioniere des Onlinehandels mit Bekleidung in Deutschland konnte sich Stylebop in den vergangenen Jahren gegen Konkurrenz wie Mytheresa oder Net-à-Porter nur schwer behaupten. Der Umsatz lag 2018 bei 35 Millionen Euro, Damit gingen die Erlöse um mehr als ein Viertel gegenüber dem Vorjahr zurück.

zur Rettung eilte Peek & Cloppenburg: „Mit den verschiedenen Webshops der Fashion ID besitzen wir bereits die notwendigen Strukturen und etablierten Prozesse, um mit Stylebop schnellstmöglich wieder online zu sein und die Plattform erfolgreich fortzuführen“, sagte Nicolay Merkt, Geschäftsführer der Fashion ID GmbH & Co. KG, in einer Mitteilung. „Unser Ziel ist es, uns nun auch im Luxusbereich breit aufzustellen und uns in diesem Segment neue Kundengruppen zu erschließen.“

Fashion ID erweitert mit der Übernahme der Marke und Domains wie www.stylebop.com, seine Ausrichtung um ein Angebot, das stärker im Premiumsegment angesiedelt ist. Die grundlegende Markenstrategie und der eigenständige Auftritt von Stylebop sollen bestehen bleiben. Das Sortiment wird weiterhin auf Luxus- und Premium-Mode ausgerichtet sein. Aber das Angebot könnte erweitert wären; der Bereich Accessoires soll bald „deutlich“ ausgebaut werden.

Weitere Insolvenzen 2019

Das französische Modehaus Sonia Rykiel wurde aufgelöst: Das Pariser Handelsgericht teilte mit, es gebe keinen Interessenten zur Übernahme des insolventen Unternehmens. Drei Bieter hatten zuvor einen Rückzieher gemacht. Das Modehaus war nach dem Tod der Designerin Sonia Rykiel 2016 in finanzielle Schwierigkeiten geraten.

Die Marke Sonia Rykiel, die im Juli von einem französischen Gericht liquidiert wurde, soll von den Toten wieder auferstehen. Eric und Michael Dayan, die Gründer des Online-Shopping-Clubs Showroom Priveé, haben die Markenrechte, den Bestand und das Archiv der Marke erworben und sich verpflichtet, sie im Jahr 2020 neu zu lancieren. Sie wollen die französische Marke, die 1968 gegründet wurde, in Frankreich und international wieder einführen.

Die Aktie des italienischen ModekonzernsStefanel SpA wurde vom Handel ausgesetzt, nachdem dieser in einer Mitteilung die Einleitung eines Insolvenzverfahrens bekannt gab. Nach einem deutlichen Umsatzverlust, der bereits 2016 begann, musste das Unternehmen im November des gleichen Jahres Gläubigerschutz beantragen, nachdem eine Suche nach Kapitalgebern zunächst erfolglos verlief.

Die Sporthandelskette Voswinkel hat im April ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt, wurde im November vorerst gerettet. Das Insolvenzverfahren ist offiziell abgeschlossen, Voswinkel agiert nun wieder eigenständig.

Bilden: Fotos: Gerry Weber Facebook-Page, Miller & Monroe, Bree Facebook, Barneys New York Facebook

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