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Insolvenzen und Übernahmen 2025

Bei den Firmenpleiten im deutschsprachigen Raum ist derzeit keine Trendwende in Sicht, im Gegenteil — Deutschland zählt so viele Firmenpleiten wie seit 2014 nicht mehr, fast 24.000. Dies geht natürlich auch an der Bekleidungs- und Schuhbranche nicht spurlos vorbei. Dies bedeutet aber nicht immer das Aus, sondern oft einen Neuanfang durch Übernahme.

Nur wenige Unternehmen wie etwa der Hagener Modehändler Sinn, Streetwear-Händler Titus aus Münster, die Peter Hahn GmbH oder der österreichische Trachtenanbieter Gössl können ihr Insolvenzverfahren erfolgreich abschließen. Der Versandhändler Waschbär GmbH etwa und das Berliner Modelabel Hund Hund mussten ihren Geschäftsbetrieb einstellen.

FashionUnited hat einen (chronologischen) Überblick über die Insolvenzen und Übernahmen der deutschsprachigen Modebranche im Jahr 2025 zusammengestellt.

Insolvenzen

Eterna

Die Eterna Mode GmbH ist das jüngste Unternehmen, das einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung stellte, und zwar beim Amtsgericht Passau. Ziel des Verfahrens ist die Umsetzung des letzten Meilensteins in der Transformation des Hemden- und Blusen-Spezialisten, das das vollständige Outsourcing der Logistik sowie den Verkauf und die Rückmietung des Betriebsgrundstücks einschließt, so Eterna Mitte Dezember.

Herzog & Bräuer

Auch der Wäschefilialist Herzog & Bräuer Handels GmbH & Co. KG stellte einen Antrag auf ein gerichtliches Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung und zwar am 10. November beim Amtsgericht Leipzig. Ziel des Verfahrens ist es, das Unternehmen „zeitnah und nachhaltig neu aufzustellen, um den Fortbestand des Betriebs mit seinen 400 Arbeitsplätzen zu sichern“, so eine Mitteilung Anfang Dezember.

Adolf Riedl

Ein vorläufiges Insolvenzverfahren für die Adolf Riedl GmbH & Co. KG wurde vom zuständigen Amtsgericht Bayreuth am 5. November angeordnet. Der seit 1947 bestehende Bademodenhersteller soll in den vergangenen drei Jahren Verluste von insgesamt rund vier Millionen Euro gemacht haben. Zudem sei die Bilanzsumme einem Bericht im Nordbayerische Kurier zufolge von über 15 Millionen Euro 2022 auf knapp 12,8 Millionen Euro 2023 gesunken. Das Unternehmen ist für Marken wie Sunfair, Olympia, Sunmarin und Wavebreaker bekannt und beschäftigt rund 120 Mitarbeiter:innen.

Wormland

Nachdem die Theo Wormland GmbH erst im vergangenen Jahr ein Insolvenzverfahren durchlief, musste der Herrenmodehändler Anfang November laut einer Bekanntmachung des Amtsgerichts Osnabrück erneut Insolvenz anmelden. Geringe Nachfrage nach Herrenmode, Herausforderungen im Modemarkt und im innerstädtischen Einzelhandel wurden als Gründe für die wirtschaftliche Schieflage genannt.

Les Lunes

In einer ähnlichen Lage befindet sich die nachhaltig-orientierte Womenswear-Marke Les Lunes, die Ende Oktober beim Amtsgericht in Charlottenburg die Einleitung eines Eigenverwaltungsverfahrens beantragt hatte. Grund sei die angespannte gesamtwirtschaftliche Lage und das damit einhergehende zurückhaltende Konsumverhalten, die in den vergangenen Monaten „erhebliche Einflüsse“ auf die Liquidität des Unternehmens hatten.

Plauener Seidenweberei

Ende Juli hatte der sächsische Textilhersteller Plauener Seidenweberei GmbH Insolvenz angemeldet und am 1. Oktober wurde das Verfahren eröffnet. Das auf die Herstellung hochwertiger Seidengewebe spezialisierte Unternehmen führt seinen Geschäftsbetrieb in vollem Umfang weiter, während es nach Investor:innen sucht.

Pepco

Auch die deutsche Tochtergesellschaft des polnischen Discounters Pepco eröffnete am 1. Oktober ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, nachdem sie dies im Juli angemeldet hatte. Mitte Oktober wurde das Restrukturierungskonzept für die Pepco Germany GmbH vorgestellt, das erhebliche Einschnitte in das Filialnetz vorsieht - 28 Läden sollen bis Ende Januar 2026 geschlossen werden.

Defshop

Der Berliner Bekleidungshändler Defshop GmbH ist insolvent und Rechtsanwalt Jan Markus Plathner von der auf Restrukturierungslösungen spezialisierten Wirtschaftskanzlei Brinkmann & Partner wurde am 7. Oktober vom Amtsgericht Darmstadt zum vorläufigen Insolvenzvewalter bestellt. Derzeit wird an einer Sanierungs- und Investor:innenlösung gearbeitet, während der Geschäftsbetrieb weitergeführt wird.

Der Stoff

Im Juli hatten die beiden zur Handelsgruppe Der Stoff gehörenden Gesellschaften Hemkon Stoff GmbH und Der Stoff Stoffhandels GmbH Insolvenz angemeldet. Die Verfahren in Eigenverwaltung wurden am 1. Oktober eröffnet. Zu ersten Sanierungsmaßnahmen gehören Filialschließungen und Entlassungen von Mitarbeiter:innen.

Store Concept

Für die Dortmunder Store Concept GmbH & Co. KG, die unter anderem die Bekleidungsmarke Heimatliebe betreibt, wurde am 29. September beim Amtsgerichts Dortmund ein Insolvenzeröffnungsverfahren angeordnet.

Mayer & Cie.

Auch verwandte Branchen trifft es hart: Das 120 Jahre alte Unternehmen Mayer & Cie. in Albstadt (Zollernalbkreis) stellte am 23. September beim Amtsgericht Hechingen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung. Der Hersteller von Rundstrick- und Flechtmaschinen nannte als Gründe den Handelskonflikt zwischen den USA und China und den Krieg in der Ukraine. Der wichtige Exportmarkt Türkei kämpfe mit hoher Inflation, wodurch die dortigen Textilhersteller nicht mehr wettbewerbsfähig seien. Zugleich böten staatlich subventionierte Hersteller aus China ihre Textilmaschinen zu günstigen Preisen auf dem Weltmarkt an.

Schuh Graf

Im Juni hatte der in Fellbach ansässige Einzelhändler Schuh Graf GmbH & Co. KG Insolvenz angemeldet und Mitte September wurde vom Amtsgericht Stuttgart das Eigenverwaltungsverfahren eröffnet. Im Rahmen eines Sanierungsverfahrens sollen Strukturen optimiert, Prozesse angepasst und das Filialnetz geprüft werden.

Görtz

Die österreichische Schuhhandelskette GAT Retail GmbH, die zuvor noch als Ludwig Görtz GmbH firmierte, beantragte Ende August ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Das zuständige Handelsgericht Wien eröffnete daraufhin ein entsprechendes Verfahren. Die Insolvenz in Österreich hängt mit dem bereits im Januar eröffneten Verfahren der Görtz Retail GmbH in Deutschland zusammen. Die Auswirkungen auf das Österreich-Geschäft seien massiv gewesen, da der Wareneinkauf der GAT Retail GmbH über die deutsche Görtz Retail GmbH abgewickelt wurde.

Onygo

Etwas mehr als ein Jahr nach der Übernahme durch Frank Revermann, dem ehemaligen Geschäftsführer des Schuhhändlers Görtz, musste das Hamburger Unternehmen Onygo Anfang Juni Insolvenz anmelden; die Zukunft der Filialen ist ungewiss.

Carl Semler

Ende Januar stellte die Carl Semler Schuhfabrik beim Amtsgericht Primasens einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung, im März strich sie rund 25 Stellen. Dabei handelte es sich um Beschäftigte in der Produktion, denn diese wird auf das Werk in Ungarn konzentriert. Produktentwicklung, Musterfertigung, Prototypenstepperei und Management- und Verwaltungsfunktionen werden weiterhin aus Deutschland heraus gesteuert. In Primasens bleiben somit rund 35 Arbeitsplätze erhalten.

Übernahmen

Herbert Stricker (l.) und Stephan Kemen bei der Vereinbarung der Übernahme Bild: Mäurer & Wirtz

Mit About You und Zalando und YNAP und Mytheresa gab es auch im deutschsprachigen Raum einige schwergewichtige Verbindungen, die den internationalen wie Versace und Prada und Steve Madden und Kurt Geiger beziehungsweise Dockers und die Authentic Brands Group in nichts nachstehen.

NKD

Der südafrikanische Handelskonzern Mr Price Group Limited wird den im oberfränkischen Bindlach ansässigen Textildiscounter NKD Group GmbH vom britischen Finanzinvestor TDR Capital LLP übernehmen. Unter dem Dach der südafrikanischen Gruppe will das Unternehmen seine ambitionierte Wachstumspläne realisieren. Ein Kaufvertrag wurde laut einer Mitteilung Anfang Dezember bereits unterzeichnet. Der Vollzug der Transaktion steht derzeit noch unter dem Vorbehalt der üblichen kartellrechtlichen Prüfungen. Finanzielle Details des geplanten Deals wurden nicht veröffentlicht.

Mäurer & Wirtz

Der in Stolberg ansässige Parfüm- und Kosmetikkonzern Mäurer & Wirtz GmbH & Co. KG, zu dem die Marken 4711 und Tabac gehören, verkündete Anfang November, die beiden Parfümanbieter Herbert Stricker Classic Parfums GmbH und The Nose Behind GmbH übernehmen zu wollen. Die Transaktion soll bis zum 1. Januar 2026 vollzogen sein und das Portfolio des Familienunternehmens erweitern.

Leder & Schuh

Ende Oktober gaben der Finanzinvestor Advance Capital Partners und der slowenische Einzelhändler Mass bekannt, die Muttergesellschaft von Humanic und Shoe4You, den österreichischen Schuhanbieter Leder & Schuh AG kaufen zu wollen. Durch die geplante Fusion soll einer der zehn größten Schuhhändler Europas entstehen. Der Abschluss der Transaktion wird in der ersten Jahreshälfte 2026 erwartet.

Gabor

Die Schweizer Unternehmensgruppe Arklyz, zu der die Einzelhändler The Athlete’s Foot und Asphaltgold sowie die Schuhmarke Lloyd gehören, unterzeichnete Mitte Oktober eine bindende Vereinbarung über die Übernahme der Gabor Shoes GmbH einschließlich aller operativen Tochtergesellschaften. Dadurch soll Gabors internationale Präsenz gestärkt sowie die digitalen und Direct-to-Consumer-Kanäle ausgebaut werden. Außerdem sollen operative Synergien in den Bereichen Sourcing, Design und Brand Management geschafft werden.

Birkenstock

Zur gleichen Zeit gab der deutsche Schuhanbieter Birkenstock bekannt, seinen Vertrieb in Australien künftig in Eigenregie führen zu wollen. Die börsennotierte Muttergesellschaft Birkenstock Holding Plc erwarb über ihre Tochter Birkenstock International Asia GmbH die Vertriebsgesellschaft Birkenstock Australia Pty. Ltd. Damit investiert Birkenstock weiter in den australischen Markt und schöpft so das Wachstumspotenzial in einem seiner größten Märkte im asiatisch-pazifischen Raum weiter aus.

Closed

Die Closed GmbH, die am 5. August aufgrund einer zu hohen Verschuldung und den damit einhergehenden Finanzierungskosten Insolvenz angemeldet hatte, wurde von der Capital-Home GmbH übernommen. Diese hält auch die Anteilsmehrheit an der Marc O’Polo-Gruppe.

Bogner

Die wohl süßeste Überraschung kam von Süßwarenhersteller Katjes, der über die Beteiligungsgesellschaft Katjes International die Übernahme von 60 Prozent der Anteile am Münchner Modeunternehmen Bogner bereits Anfang September abschloss. Die Familie Bogner hält weiterhin 40 Prozent der Anteile. Durch die Beteiligung hoffen beide Familienunternehmen, gemeinsam das weitere Wachstum der Modemarken Bogner und Fire+Ice international voranzutreiben.

About You

Die wohl größte Übernahme war die des Hamburger E-Commerce-Konzerns About You Holding SE durch den Berliner Onlinehändler Zalando SE, die im Juli erfolgte. Durch den „strategischen Zusammenschluss“ wollen die beiden deutschen Branchengrößen „den europäischen Mode- und Lifestyle-E-Commerce aktiv gestalten“.

Palmers

Der österreichische Wäscheanbieter Palmers Textil AG wurde bei der Suche nach neuen Geldgeber:innen fündig und wurde im Juli vom dänischen Unternehmen Change of Scandinavia übernommen. Die Übernahme sichert den Fortbestand von Palmers, das im Februar Insolvenz angemeldet hatte. Change of Scandinavia produziert und vertreibt hauptsächlich Damenunterwäsche unter der Modemarke Change Lingerie.

Uvex

Der fränkische Hersteller von Schutzausrüstung und Spezialbrillen, Uvex, wurde in der ersten Jahreshälfte in Teilen an die Private-Equity-Firma Warburg Pincus verkauft. Die Gesellschafterfamilien Winter und Grau blieben mit einem signifikanten Minderheitsanteil am fast 100-jährigen Traditionsunternehmen beteiligt.

Gerry Weber

Im Mai fand der Bekleidungsanbieter Gerry Weber aus Halle in Westfalen ein neues Zuhause: Seine internationalen Markenrechte wurden im Rahmen eines Asset Deals von der spanischen Victrix Group übernommen. Diese produziert ausschließlich in Europa und treibt den Neustart der Marke Gerry Weber unter Nutzung der eigenen Strukturen voran.

Femtis

Der Mannheimer Onlinehändler für Socken und Unterwäsche, Snocks, übernahm im Frühjahr den Berliner Onlineshop für Periodenunterwäsche Femtis. Dadurch soll eine klare Markenpositionierung, operative Synergien und datengetriebene Optimierungen neu aufgestellt werden.

Jack Wolsfkin

Der Idsteiner Outdoor-Ausstatter Jack Wolfskin wurde im April von der US-amerikanische Unternehmensgruppe Topgolf Callaway Brands Corp. an den chinesischen Sportartikelkonzern Anta Sports Products Limited verkauft. Dadurch will Topgolf sich stärker auf das Kerngeschäft konzentrieren und seine Ressourcen optimieren.

Joli Closet

Der Düsseldorfer E-Commerce-Konzern The Platform Group schaute über die Landesgrenze, um sein Portfolio im Luxussegment zu erweitern und gab im April die mehrheitliche Übernahme (50,1 Prozent) der französischen Luxusplattform Joli Closet bekannt und schloss sie zwei Monate später ab.

The Platform Group übernahm bereits 2022 den deutschen Onlinehändler Fashionette AG und investierte im November 2024 in die Luxusuhren-Plattform Chronext. Mit Joli Closet – einer 2015 gegründeten Plattform für gebrauchte Luxusartikel in den Bereichen Mode, Handtaschen, Schuhe und Uhren – erschließt das Unternehmen nun zudem den Secondhand-Markt. Ziel der Übernahme ist es, den Luxussektor weiter auszubauen und insbesondere den Vintage-Bereich auf den bestehenden Plattformen Fashionette, Winkelstraat, Chronext und Brandfield zu stärken.

Bereits im Februar erweiterte der Konzern sein Outdoor-Segment durch die Übernahme der Solinger Herbertz GmbH vom schweizerischen Onlinehändler SwissCommerce Group.

YNAP

Ebenfalls eine große Transaktion wurde vergangenen Herbst vereinbart und im April vollzogen, nämlich die Übernahme des E-Commerce-Spezialisten Yoox Net-A-Porter (YNAP) durch den Münchener Modehändler Mytheresa vom Schweizer Luxusgüterkonzern Compagnie Financière Richemont SA (Richemont) gegen eine 33-prozentige-Beteiligung an MYT, der börsennotierten Dachgesellschaft von Mytheresa ,MYT Netherlands Parent B.V.

Die bewährten Marken Mytheresa, Yoox, Net-a-Porter, Mr Porter und The Outnet werden mit ihren spezifischen Profilen weitergeführt, profitieren aber durch die Nutzung der gemeinsamen Infrastruktur und einer einheitlichen Technologieplattform von „erheblichen Synergieeffekten“.

Gallet

Der Schweizer Luxusuhren-Anbieter Breitling, der seit Dezember 2022 der Schweizer Investment- und Kapitalverwaltungsgesellschaft Partners Group und CVC Capital Partners gehört, [übernahm im März die Marke Gallet]9(https://fashionunited.de/nachrichten/business/lhorloger-breitling-mise-sur-la-croissance-externe-avec-lacquisition-des-montres-gallet/2025031960709). Diese wurde 1826 vom Uhrmacher Julien Gallet gegründet und ist für ihre robusten Chronographen bekannt. Ihr soll nun neues Leben eingehaucht werden, während Breitling sich als starker Akteur im Multimarken-Uhrensegment positionieren kann.

Devold

Auch die Schweizer Unternehmensgruppe Fenix Outdoor International AG, zu der Einzelhändler wie Globetrotter, Naturkompaniet und Friluftsland sowie Marken wie Fjällräven, Tierra und Hanwag gehören, reichte Anfang März über die Landesgrenze, um ihr Portfolio zu erweitern. Durch den Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung am norwegischen Bekleidungsanbieter Devold of Norway AS sind nun auch Wollprodukte im Angebot.

Timezone

Auch der in Herford ansässige Bekleidungskonzern R.Brand Group GmbH vergrößerte sein Portfolio, nämlich durch den Erwerb des Raublinger Freizeitmode-Anbieters Timezone GmbH im Februar. Zur R.Brand Group gehören bereits die Marken Pierre Cardin, Pioneer Jeans, Baldessarini, Pionier Workwear und Otto Kern.

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