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Im Umbruch – Alttextilmarkt vor neuen Marktsituationen

Von Pia Schulz

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Sortierte Altkleider. Bild: Francois Le Nguyen auf Unsplash

Die Altkleiderbranche in Deutschland steht vor neuen Herausforderungen: 2022 gingen die Sammelmengen von Alttextilien zurück und auch die Exportmengen sanken.

Nach wie vor hat die Alttextilbranche mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen und auch der Ukraine-Krieg hat Auswirkungen auf den Markt. Hinzu kommen neue politische und EU-Richtlinien, die die Dynamik des Alttextilmarktes in Deutschland und europaweit verändern werden, so der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE) in einer Mitteilung.

Rückgang der Sammelmengen

Im vergangenen Jahr gingen die Sammelmengen von Alttextilien zurück. Der BVSE geht von schätzungsweise 1,5 Millionen Tonnen Alttextilien im Jahr aus, so Stefan Voigt, der Vorsitzende des Fachverbands, auf Nachfrage von FashionUnited.

Auch das Statistische Bundesamt verzeichnet einen Rückgang der Sammelmengen: Über öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger wie Altkleidercontainer oder Recyclinghöfe wurden 2021 rund 176.200 Tonnen Textil- und Bekleidungsabfälle von privaten Haushalten in Deutschland eingesammelt, was ein Rückgang von 5,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Auf lange Sicht lässt sich jedoch ein Anstieg der Sammelmengen verzeichnen. Innerhalb von zehn Jahren wurden in deutschen Privathaushalten 70 Prozent mehr Textil- und Bekleidungsabfälle eingesammelt.

Eine weitere Entwicklung zeichnet sich bei der Qualität und der Verwertungsquote der gespendeten Textilien ab. In den Sammelmengen sinkt der Anteil an qualitativ hochwertiger Kleidung, durch die Materialzusammensetzungen werden die einzelnen Teile in der Sammelware im Durchschnitt leichter.

Voigt erklärt, dass dieser Effekt durch Fast Fashion kommt: „Man würde bei dem festgestellten Anstieg der in Deutschland abgegebenen Textilmengen auch von einem linearen Anstieg der Mengen der Kleidungsstücke ausgehen. Da aber die Entwicklung der Einzelgewichte eines Kleidungsstückes auch durch immer größeren Einsatz von Kunstfasern zu einem leichteren Gewicht eines einzelnen Kleidungsstückes führt, hat man bei der Entwicklung der Mengen auch überproportional mehr Kleidungsstücke.”

Aber die steigende Anzahl an Kleidungsstücken freut die Altkleider-Unternehmen keineswegs. „Nun sollte man hier von einer besseren Verwertungsquote ausgehen, dies ist aber nicht der Fall, da durch die stetig nachlassende Produktqualität auch eine insgesamt stark fallende Qualität und somit auch leicht sinkende Verwertungsquote einhergeht”, so Voigt weiter.

Neue EU Vorgaben ab 2025

Wie viele andere Branchen, sind auch die Altkleider-Sortieranlagen von den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und der Inflation betroffen. Trotz der an sich guten Verkaufserlöse wird die wirtschaftliche Sortierung aufgrund von stark erhöhten Kosten im Wareneinkauf und der Sortierkosten immer schwieriger: „Die massiv gestiegenen Löhne sorgen zusammen mit großen Steigerungen im Bereich der Energie- und Treibstoffkosten für eine Situation, die eine wirtschaftliche Sortierung in Deutschland immer mehr erschwert“, betont der Fachverbandsvorsitzende Voigt.

Ab Januar 2025 gilt für Textilabfälle die sogenannte Getrenntsammlungspflicht, die infolge des novellierten Kreislaufwirtschaftsgesetzes aufgrund der EU-Anforderungen eine verpflichtende getrennte Sammlung von Textilabfällen vorsieht. Dadurch „wird es erwartungsgemäß zu einem weiteren Abfall der Rohwarenqualitäten bei steigenden Mengen kommen”, so Voigt.

Veränderung der Exportmärkte

Auch die Exporte von Alttextilien gingen zurück. Laut dem statistischen Bundesamt sank die Exportmenge gebrauchter Textilien um 11 Prozent gegenüber 2021. So wurden 2022 rund 462.500 Tonnen Altkleider und gebrauchte Textilien exportiert, 2021 waren es noch 518.100 Tonnen. Rund ein Drittel der Exporte aus Deutschland gingen 2022 mit 17 Prozent nach Polen und mit 15 Prozent in die Niederlande.

Rechnet man die deutsche Exportmenge auf die Zahl der Bevölkerung um, entspräche das einer exportierten Menge gebrauchter Textilien von 5,5 Kilogramm pro Kopf im letzten Jahr.

Angaben der Datenbank UN Comtrade zufolge war Deutschland 2021 weltweit der zweitwichtigste Exporteur von Alttextilien, gefolgt von China. Die USA waren mit rund 725.000 Tonnen an erster Stelle. Die größten Importeure waren im selben Jahr Pakistan, die Vereinigten Arabischen Emirate und Malaysia. Deutschland importierte 2022 rund 63.000 Tonnen Altkleider.

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