IFM Paris: Trends, die die Modebranche im Jahr 2025 prägen werden
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Stellt die Modebranche an der Schnittstelle von kontrollierter Inflation und dem kometenhaften Aufstieg von Ultra-Fast-Fashion ihre Grundlagen in Frage?
Oberflächlich betrachtet sind die Preise für Mode nur moderat gestiegen – lediglich um 10 Prozent in den letzten 30 Jahren, deutlich weniger als die allgemeine Inflation (+49 Prozent im gleichen Zeitraum). Diese scheinbare Stabilität verdeckt jedoch tiefgreifende strukturelle Veränderungen. Die Kluft zwischen den Marktsegmenten hat sich vergrößert, insbesondere zwischen Ultra-Fast-Fashion und Marken des mittleren Preissegments. Heute kann ein Artikel der mittleren Preisklasse bis zu dreimal so viel kosten wie ein ähnliches Produkt von Shein. Diese wachsende Disparität stört die Branchendynamik und schwächt Premium- und Einstiegs-Luxusmarken, die zwischen der Erschwinglichkeit von Ultra-Fast-Fashion und der Exklusivität von Luxus gefangen sind. Die Welle von Ladenschließungen im mittleren Preissegment in den letzten Jahren ist ein deutlicher Hinweis auf diese Anfälligkeit.
Auf der Konferenz „2024 Review and 2025 Outlook“ der Pariser Modeschule Institut Français de la Mode (IFM) betonte Gildas Minvielle, Direktor des IFM Economic Observatory: „Marken müssen sich nun mit preissensiblen Konsument:innen auseinandersetzen oder riskieren, Marktanteile zu verlieren.“
Diese Preisneuausrichtung ist jedoch mehr als nur eine Anpassung der Preispunkte. Sie spiegelt einen tiefgreifenderen Wandel der Erwartungen der Verbraucher:innen wider, mit einer wachsenden Nachfrage nach mehr Transparenz im Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Begriff „faire Preisgestaltung“ entwickelt sich weiter, angetrieben vom Aufstieg von Secondhand-Mode und der zunehmenden Wahrnehmung, dass neue Artikel zu teuer geworden sind. Infolgedessen müssen Marken stärker daran arbeiten, ihren Mehrwert gegenüber einer immer anspruchsvolleren Kundschaft zu rechtfertigen.
Secondhand-Mode: ein neuer Wachstumsmotor?
Als Reaktion auf diese veränderte Dynamik entwickelt sich Secondhand-Mode zu einer starken Transformationskraft. Im Jahr 2024 boten 58 Prozent der vom IFM befragten Marken Secondhand-Produkte an, wobei der Markt in Frankreich auf fast 6 Milliarden Euro geschätzt wird – das entspricht 12 Prozent des gesamten Umsatzes durch Mode. Der Erfolg von C2C-Plattformen wie Vinted spiegelt die Stärke dieses Trends wider, der von Verbraucher:innen angetrieben wird, die Nachhaltigkeit, Qualität zu erschwinglichen Preisen und gute Angebote suchen.
Die Übernahme dieses Modells bringt jedoch Herausforderungen für Marken mit sich. Fragen wie Bestandsmanagement, Sortimentsgestaltung und neue Logistikketten werfen Fragen nach der Rentabilität auf. Darüber hinaus hat der Aufstieg von Secondhand-Mode die Wahrnehmung der Preisgestaltung neuer Artikel verändert: 32 Prozent der Verbraucher:innen halten neue Produkte mittlerweile für „übermäßig teuer“, was dazu führt, dass sie ihre Käufe auf gebrauchte Waren verlagern oder auf Rabattzeiträume warten.
Über die wirtschaftlichen Faktoren hinaus findet ebenfalls ein kultureller Wandel statt. Secondhand-Mode ist nicht mehr nur eine budgetfreundliche Alternative – sie ist zu einer bewussten Entscheidung geworden, die mit ethischen und ökologischen Anliegen verbunden ist. Diese Bewegung steht im Gegensatz zur konsumorientierten Logik von Ultra-Fast-Fashion und verdeutlicht eine Dualität des Marktes: auf der einen Seite die rasante Beschleunigung des Low-Cost-Konsums und auf der anderen Seite die Bereitschaft, in hochwertigere, langlebigere Produkte zu investieren.
Xavier Romatet, Direktor des IFM, unterstreicht diesen Wandel: „Secondhand-Mode kann nicht mit Ultra-Fast-Fashion gleichgesetzt werden. Sie ist in einem Streben nach Qualität und einem nachhaltigen Ansatz verwurzelt, fernab vom Impuls niedriger Preise allein.“
Der unaufhaltsame Aufstieg von Ultra-Fast-Fashion
Während bewusster Konsum an Bedeutung gewinnt, setzt Ultra-Fast-Fashion seinen rasanten Aufstieg fort. Im Jahr 2024 tätigten 69 Prozent der französischen Verbraucher:innen bereits Einkäufe über Ultra-Fast-Fashion-Plattformen, hauptsächlich aufgrund der niedrigen Preise. Shein, ein Unternehmen, das 2021 nur 2 Prozent des französischen Marktes ausmachte, erreichte nun 3 Prozent, was ein exponentielles Wachstum widerspiegelt.
„Wenn wir davon ausgehen, dass der durchschnittliche Warenkorb bei Shein 10 Euro beträgt, dann ist die Plattform bereits volumenmäßig führend in Frankreich“, so Minvielle – eine Perspektive, die den Umbruch in der Wertschöpfungskette der Modebranche verdeutlicht.
Dieser Erfolg ist nicht allein auf niedrige Preise zurückzuführen. Er beruht auch auf hocheffizienter Logistik, einem hyperpersonalisierten Produktangebot und modernstem digitalem Marketing. Mit anderen Worten: Bei Ultra-Fast-Fashion geht es nicht nur um Preissenkungen – es wird neu definiert, wie Mode entworfen, produziert und konsumiert wird. Diese Entwicklung zwingt traditionelle Marken dazu, ihre Positionierung und digitalen Strategien zu überdenken, um nicht den Anschluss zu verlieren.
Dennoch weigern sich 27 Prozent der Verbraucher:innen weiterhin, in China hergestellte Produkte zu kaufen – eine sinkende Zahl, die auf eine wachsende Akzeptanz dieser Geschäftsmodelle hindeutet. Auf der IFM-Konferenz stellten sich die Teilnehmer:innen die Frage, ob der Kampf gegen Ultra-Fast-Fashion an Zugkraft gewinnen werde. Sollten Marken eine aktivere Rolle spielen, indem sie direkt mit den Verbraucher:innen in Kontakt treten? Vielleicht nach dem Vorbild von Vestiaire Collective, das nun den Weiterverkauf von Shein-Produkten verbietet.
Herausforderungen für E-Commerce und stationären Handel
Der E-Commerce macht mittlerweile 23 Prozenet des Modeumsatzes in Frankreich aus, wobei die Verbraucher:innen ihn stark mit niedrigeren Preisen assoziieren. Während Einzelhandelsunternehmen wie Zara und H&M fast 25 Prozent ihres Umsatzes online generieren, erreichen Marken der mittleren Preisklasse – oft lokaler und weniger international – nur einen Anteil von 10 Prozent. In diesem Kontext erfindet der stationäre Handel das Kund:innenerlebnis neu, um sich zu differenzieren.
„Einer der strategischen Fehler, den Marken begangen haben, ist, sich zu sehr auf ihre direkte Konkurrenz zu konzentrieren, anstatt die breitere Marktlandschaft zu analysieren“, betont Minvielle. Seine Bemerkung unterstreicht die Notwendigkeit eines umfassenden Ansatzes, der das sich ändernde Konsumverhalten berücksichtigt.
Die erneute Betonung des Einkaufserlebnisses im Geschäft spiegelt den Wunsch wider, die Kund:innenbindung wiederherzustellen, indem es intensiver und unverwechselbarer wird. Concept Stores, exklusive Dienstleistungen und der Aufstieg von „Retailtainment“ (einer Mischung aus Einzelhandel und Unterhaltung) gehören zu den Strategien, mit denen Marken versuchen, den stationären Geschäften wieder Wert zu verleihen.
Was kommt auf die Modebranche zu?
Obwohl der Modekonsum im Jahr 2024 nur leicht stieg, veränderte sich die Branchenlandschaft dramatisch. Das Trio Shein-Temu-Amazon macht nun 2,2 Milliarden Euro Umsatz aus, 18 Prozent mehr als 2023 – eine Zahl, die Bedenken hinsichtlich der Fähigkeit europäischer Akteur:innen aufkommen lässt, sich an diese neuen Modelle anzupassen.
Könnten europäische Marken tragfähige Alternativen entwickeln, um den sich ändernden Bedürfnissen der Verbraucher:innen gerecht zu werden? Schließlich war Europa mit Konzernen wie Zara und H&M Pionier von Fast Fashion. Könnte es nun die Führung im Bereich Ultra-Fast-Fashion übernehmen? „Wir kritisieren diese Plattformen, aber wir sollten uns darauf konzentrieren zu verstehen, was sie so erfolgreich macht“, ist Minvielles Antwort auf diese Frage.
Die Modebranche steht vor einer doppelten Herausforderung: Sie muss Preis und Qualität in Einklang bringen und sich gleichzeitig an die sich ändernden Erwartungen der Konsument:innen anpassen. Transparenz, Nachhaltigkeit und Erschwinglichkeit sind nun die drei Säulen einer anspruchsvolleren und facettenreicheren Modelandschaft.
Um diese Veränderungen besser verfolgen zu können, führte das IFM ein monatliches Barometer ein, um Verkaufstrends, Marktstruktur und Preiswahrnehmung zu beobachten – ein unverzichtbares Instrument, um eine Branche im ständigen Wandel zu steuern.
- Eine steigende Inflation und Ultra-Fast-Fashion stören die Modebranche, vergrößern die Kluft zwischen den Marktsegmenten und stellen Marken des mittleren Preissegments vor Herausforderungen.
- Das Wachstum von Secondhand-Mode bietet eine nachhaltige Alternative, angetrieben von der Nachfrage der Verbraucher:innen nach Qualität und ethischen Praktiken, stellt Marken jedoch vor logistische Herausforderungen.
- Die rasante Expansion von Ultra-Fast-Fashion, insbesondere der Erfolg von Shein, zwingt traditionelle Marken dazu, ihre Strategien neu zu bewerten und sich auf digitale Präsenz und Kund:innenbindung zu konzentrieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
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