Görtz ist wieder insolvent
Wird geladen...
Görtz ist erneut insolvent.
Nur eineinhalb Jahre nach der letzten Insolvenz muss Görtz erneut den Weg zum Amtsgericht antreten.
Das zuständige Amtsgericht Hamburg hat ein vorläufiges Insolvenzverfahren über das Vermögen der Görtz Retail GmbH eröffnet, wie die zuständige Pressestelle am Dienstag bestätigte. Demnach wurde Gideon Böhm von der Kanzlei Münzel & Böhm zum vorläufigen Insolvenzverwalter ernannt.
Bei dem eröffneten Verfahren handelt es sich um eine sogenannte schwache vorläufige Bestellung. Das bedeutet, dass Böhm nun den Handlungen der Schuldner:innen zustimmen muss, damit diese wirksam werden. Er ist jedoch nicht allein verfügungsbefugt. Zugleich ist es auch Böhm, der nun prüfen muss, ob ein Eröffnungsgrund vorliegt und gegebenenfalls, welche Aussichten für eine Fortführung des Unternehmens bestehen.
„Wir befinden uns in sehr kooperativen Gesprächen mit der Geschäftsleitung“, so der designierte vorläufige Insolvenzverwalter Böhm. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden wir kurzfristig in einer Betriebsversammlung informieren. Zur Sicherstellung der Gehälter habe ich eine Insolvenzgeldvorfinanzierung angeregt. Jetzt werde ich mir einen ersten Überblick über die Lage des Unternehmens verschaffen.“
Zweite Insolvenz innerhalb von weniger als zwei Jahren
Die erneute Insolvenz folgt nur knapp anderthalb Jahre nach dem Einstieg des Investors und Geschäftsführers Bolko Kissling. Der Hamburger Unternehmer hatte den Einzelhändler im Sommer 2023 von der Gründerfamilie übernommen und aus der Insolvenz geführt. Seit dieser Übernahme herrschte jedoch nie wirklich Ruhe bei Görtz.
Obwohl das Unternehmen die Insolvenz hinter sich ließ, rissen die negativen Schlagzeilen um den Hamburger Schuhfilialisten nicht ab. Nach der Einführung eines neuen Ladenkonzepts und einer Bekleidungslinie im Mai, die eigentlich die Weichen für die Zukunft stellen sollten, wurde vor einigen Wochen bekannt, dass dem Schuhhändler Räumungsklagen drohten. Seit August haben sechs Vermieter:innen Räumungsklagen gegen die Görtz Retail GmbH, eine Tochtergesellschaft der Ludwig Görtz GmbH, beim Landgericht Hamburg eingereicht, wie die Pressestelle bestätigte. Kissling selbst wies diese Anschuldigungen zurück, räumte jedoch ein, dass Görtz „mit fast allen Vermieter:innen die Zukunft, inklusive der Mieten“, verhandle.
Laut Kissling führte dies bisher zur Schließung des Outlets in Wiesbaden, jedoch auch zur Eröffnung von acht neuen Filialen im Bundesgebiet. Eine Expansion der neuen Konzepte, Görtz Lifestyle und Görtz Lounge, war noch im Dezember allerings weiterhin geplant – Pläne, die nun in der Luft schweben könnten.
FashionUnited hat Görtz-Geschäftsführer Bolko Kissling um Stellungnahme gebeten.