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Good On You bewertet mehr als 4.000 Modemarken in Bezug auf Klimaziele

Von Simone Preuss

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Bild: Pexels

Der Nachhaltigkeitsbewerter Good On You startete im Jahr 2021 ein einzigartiges Datenprojekt, um ein Gefühl dafür zu bekommen, inwieweit die Modeindustrie an ihren Auswirkungen auf den Planeten arbeitet. Rechtzeitig zu Cop27 erweiterte Good On You den Umfang des Projekts und bewertete 4.180 Marken. Dabei wurden ihre eigenen Behauptungen und Analysen umgangen und stattdessen ihre Maßnahmen in mehr als 100 wichtigen Nachhaltigkeitsfragen auf einer Skala von 1 bis 5 bewertet, von „We Avoid“, „Not Good Enough“ and „It’s a Start“ bis „Good“ und „Great“.

Obwohl einige positive Schritte nach vorn zu beobachten sind, ergreifen die meisten der größten Marken keine dringenden Maßnahmen, während kleinere nachhaltige Marken den Weg weisen. Insgesamt ist das Urteil von Good on You recht eindeutig: „Zu viel Greenwashing, zu wenige Maßnahmen“.

„Durchschnittliche Modekonsument:innen könnten denken, dass ihre Lieblingsmarken auf die Klimaproblematik reagiert haben. Von Umweltleitbildern bis hin zu Versprechen, Emissionen zu reduzieren und Abfall zu vermeiden, scheint sich die Modeindustrie nach außen hin in eine Hüterin unserer gemeinsamen Zukunft verwandelt zu haben“, erklärt Good On You.

Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass die Behauptungen trügerisch, irreführend oder einfach nur Werbung sein können - Greenwashing eben. Der Nachhaltigkeitsbewerter rät, solche Behauptungen zu vermeiden und stattdessen vollkommen transparent zu sein - in Bezug auf die Auswirkungen einer Marke und darauf, wie sie die wichtigsten Probleme in ihren Lieferketten angeht.

“Fashion and Cop27: Inaction on the Climate Emergency”. Bild: Good On You

Hier einige der wichtigsten Erkenntnisse aus dem Bericht:

Treibhausgasemissionen

Good On You fand heraus, dass 51 Prozent großer Marken mit Treibhausgasemissionszielen nicht angeben, ob sie auf dem richtigen Weg sind, diese Ziele auch zu erreichen: „Dies unterstreicht die Notwendigkeit, dass Regierungen die Berichterstattung über Treibhausgasemissionen vorschreiben.“

„Wir können uns nicht nur auf die Verbraucher:innen verlassen, denn die können nicht in all diesen Dingen umfassend geschult sein. Das ist eine viel zu hohe Erwartung an normale Menschen“, bestätigt Maxine Bédat, Autorin von „Unraveled“ und Direktorin des New Standard Institute, über das Ergreifen von Umweltmaßnahmen. „Was wir also sehen, ist eine Verschärfung der Gesetzgebung“.

Darüber hinaus haben nur 21 Prozent der großen Marken wissenschaftlich fundierte Ziele für Treibhausgasemissionen. Diese Zahl sollte laut Good On You höher sein, da nur diese in Übereinstimmung mit der international vereinbarten Grenze von 2 oder 1,5 Grad Erwärmung festgelegt sind.

Auch das falsche Basisjahr kann ein Bild stark verzerren: „Als ich anfing, mich mit dem Klimawandel zu beschäftigen, setzten viele Marken das Jahr 2007 - das Jahr vor der globalen Finanzkrise - als Basisjahr an. Die Emissionen waren ziemlich hoch und gingen dann zurück. Wenn sie sich also eine 30-prozentige Reduktion gegenüber 2007 zum Ziel setzten, waren sie bereits am Ziel, sie mussten nicht mehr viel tun“, erklärt Kristian Hardiman, Leiter des Bereichs Ratings bei Good On You, und fügt hinzu, dass er erwarte, dass 2019, das Jahr vor Covid, das nächste Basisjahr sein werde.

Mehrheit der Marken erhält unterdurchschnittliche Bewertung

Anhand des jährlichen Index of Most Recognised Fashion Brands von FashionUnited hat Good On You die Bewertungen der profitabelsten Marken untersucht, die von vielen als Maßstab für die Rentabilität privater und öffentlicher Marken angesehen werden. Von den 40 untersuchten Top-Marken zeichnen die Zahlen jedoch ein Bild, bei dem die mächtigsten Marken am wenigsten leisten.

Keine der 40 untersuchten profitabelsten Marken erhält von Good On You die Bestnote „Great“ für die Umwelt. "Das bedeutet, dass diese Marken keine Führungsrolle bei der Umweltpolitik, der Transparenz oder dem Umgang mit wesentlichen Problemen in ihren Lieferketten übernehmen“, stellt Good On You fest.

Insgesamt erhielten nur 8 Prozent der untersuchten Marken die Bestnote, während mit 64 Prozent fast zwei Drittel die niedrigste Umweltbewertung erhielten, entweder „Not Good Enough“ oder „We Avoid“.

Profit und Umweltbemühungen stehen im Gegensatz

Die Daten ergaben, dass 70 Prozent der untersuchten profitabelsten Marken die beiden niedrigsten Umweltbewertungen „Not Good Enough“ oder „We Avoid“ erhielten. Das bedeutet, dass diese Marken nur wenige oder gar keine konkreten Informationen über ihre Nachhaltigkeitspraktiken veröffentlichen und ihre Auswirkungen auf ihre Lieferketten nicht angemessen steuern. In einigen Fällen machen diese Marken zweideutige Angaben, die wahrscheinlich keine wesentlichen Auswirkungen haben.

Kleinere Marken weisen den Weg

21 Prozent der untersuchten Marken erhielten in allen Bereichen (Umwelt, Arbeit und Tierschutz) die Note „Good“ oder „Great“, was zeigt, dass die Branche viel besser werden kann. Darunter ist ein großer Anteil kleiner und unabhängiger Marken sowie einige große Marken, die eine Vorreiterrolle spielen.

„Wenn wir die nachhaltigeren Marken aus dem Mix herausnehmen, ergibt sich ein viel düstereres Bild. Mit anderen Worten: Die nachhaltigen Marken in dieser Stichprobe zeigen, dass es möglich ist, viel besser zu werden“, fasst Good On You zusammen.

Climate-Code-Hemd mit Temperaturangaben auf der Innenseite der Ärmel. Image: DressCode

Fazit

Es überrascht nicht, dass Good On You Marken rät, transparenter zu werden - in Bezug auf ihre Ziele, Strategien, Lieferbetriebe und sogar auf das, was nicht funktioniert hat. Der wichtigste Punkt ist, lieber jetzt als später zu handeln.

„Wir befinden uns an einem kritischen Wendepunkt für unsere Zukunft, und die Verbreitung von Greenwashing bedeutet, dass wir einfach nicht wissen, ob Marken ihre eigenen, selbstbeworbenen Pläne umsetzen. Aktualisierungen und Ambitionen sind ein wichtiger Maßstab für Cop27 und ein ertragbares Klima in der Zukunft, doch Modemarken, die eine Schlüsselrolle beim Schutz dieser Zukunft spielen, verschleiern die Realität. Einige große Marken sind heute transparenter als noch vor ein paar Jahren. Wir müssen diesen Wandel beschleunigen“, schließt Good On You.

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