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Geldentwertung: indische Textilbranche muss 10.000 Arbeiter entlassen

Von Simone Preuss

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Business |HINTERGRUND

In einem sowohl mutigen als auch historischen Schritt hat die indische Regierung, angeführt von Premierminister Narendra Modi, Anfang letzten Monats mit der Entwertung von 500- und 1000-Rupien Geldscheinen begonnen, um das Bargeldgeschäft einzudämmen und Schwarzgeld auszumärzen. Die überraschende Maßnahme trifft jedoch traditionell bargeldintensive Branchen wie die Textil- und Bekleidungsindustrie hart. Die Textilindustrie musste bereits 10.000 Arbeiter entlassen und ihre Kapazitäten teils von sieben auf drei Tage die Woche herunterfahren; der Lederindustrie ergeht es nicht besser, besteht sie doch zu 90 Prozent aus kleinen und mittelgroßen Betrieben.

Laut dem Verband der Textilverarbeiter in Amritsar (ATPA) hat sich die Production von Amritsars 40 verarbeitenden Betrieben auf nur 25 Prozent reduziert. Dies beeinträchtigt die über 700 Kettenwirkereien und Textilwebereien der Region, die von ihnen abhängig sind. Laut ATPA-Präsident Krishna Kumar Sharma ist der Mangel an Banknoten, so viele Tage nach Einführung der Geldentwertung, "ein Organisationsmanko der Zentralregierung", so in der Tribune India zitiert. Er drängt die Regierung deshalb darauf, die Tages- und Wochenlimits für Barauszahlungen zu erhöhen.

Betriebe brauchen mehr Bargeld, als derzeitige Limits erlauben

"Wir brauchen 1-1,5 Millionen Rupien [13.600 - 20.400 Euro] Bargeld pro Monat, um unsere Mitarbeiter zu bezahlen, aber die Banken erlauben nur Auszahlungen von bis zu 20.000 Rupien [rund 300 Euro]", erklärte Sabu M. Jacob, Vorstandsvorsitzender von Kitex Garments, das Dilemma gegenüber dem Business Standard.

Die Aktion einiger Fabrikbesitzer, ihren Arbeitern ihre Gehälter und Extrazahlungen im voraus zu geben, allerdings in alten Banknoten, um ihre eigenen Bargeldvorräte loszuwerden, ist nach hinten losgegangen, da die Arbeitsausfälle gestiegen sind: Die Arbeiter müssen jetzt bei den Banken Schlange stehen, um die alten Banknoten vor dem 30. Dezember umzutauschen, statt zur Arbeit gehen zu können.

"Täglich erscheinen pro Schicht etwa die Hälfte der Arbeiter nicht zur Arbeit, da sie bei der Bank anstehen, um Geld umzutauschen", bestätigte Taj Alam, der ehemalige Chef des Verbands der Lederindustrie in Uttar Pradesh gegenüber der gleichen Quelle. Dies beeinträchtigt das Einhalten von Produktionsfristen, gerade für den Export, was wahrscheinlich zum Verlust von Aufträgen und Kunden führen wird.

Aber immerhin sind die Arbeiter, die in alten Banknoten bezahlt werden, besser dran als die, die aufgrund des Bargeldmangels gar nicht bezahlt werden können. Der Exporteurverband im Textilzentrum Tirupur in Tamil Nadu, der eigentlich die Geldentwertung begrüsst, fordert ebenfalls höhere Bargeldlimits der Banken, um die Tages- oder Wochenlöhne von Tirupurs 300.000 Wander- und saisonalen Arbeitskräften bezahlen zu können, die 40-50 Prozent der 600.000 Textilarbeiter der Stadt ausmachen. Die meisten haben kein Bankkonto und werden deshalb bar bezahlt.

Banken sind vom derzeitigen Ansturm überwältigt

Obwohl sowohl die Arbeiter als auch ihre Arbeitgeber nichts dagegen haben, Bankkonten zu eröffnen - ein Vorgang, der normalerweise zwischen 2 Wochen und 2 Monaten dauert - steht er angesichts der bereits langen Schlangen und überlasteten Bankangestellten im Moment außer Frage.

"Jeden Monat kommen etwa 150-200 neue Mitarbeiter hinzu; diese müssen bar bezahlt werden, bis sie ein eigenes Bankkonto haben. Es würde sogar normalerweise 15-60 Tage dauern, ein Konto für Wanderarbeiter zu eröffnen, aber jetzt ist die Eröffnung neuer Konten zum Stillstand gekommen", sagte Jacob.

Und dies sind noch nicht alle Probleme, denen sich die indische Textil -und Bekleidungsindustrie im Moment gegenüber sieht: Angesichts der Hochzeitssaison, die in vollem Gange ist, haben dieses Jahr nur wenige Zulieferer und Einzelhändler Grund zur Freude. Schließlich hängt ihr Geschäft ganz vom Bargeld und vom Kundendienst ab - zwei Gründe, weshalb sie bis jetzt neben dem organisierten Sektor und besonders Einkaufszentren weiter bestehen konnten. Aber ohne Bargeld bleiben die Kunden fern. Und “da Einzelhändler keine Geschäfte machen, tut es der Großhandel auch nicht", erklärte Ch. Raghuram, Präsident des Stoffhändlerverbands in Vastralatha gegenüber The Hindu.

Auch wenn die Geldentwertung auf lange Sicht ihre Vorteile haben wird - wie die lange überfällige Umstellung auf ein bargeldloses System im unorganisierten Einzelhandel und Produktionssektor und die Erfassung von Rentenzahlungen und anderen Leistungen für Angestellte, die bei Barzahlungen gern unter den Tisch fallen - muss die indische Textil- und Bekleidungsindustrie doch noch einige Zeit die Zähne zusammenbeißen, bis sich die Lage stabilisiert hat. Und auf Auftraggeber hoffen, besonders aus dem Ausland, die verständnisvoll sind und in diesen schwierigen Zeiten zu ihnen halten.

Fotos: der neue 2000-Rupienschein - FashionUnited / alte 500-Rupiescheine - Satish Krishnamurthy via Flickr
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