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Garcia-CEO: „Wenn man 50-jähriges Jubiläum feiert, trägt man auch Verantwortung für die nächsten Jahrzehnte“

Von FashionUnited

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Bild via Garcia

Ein Grund zum Feiern: Die italienische Modemarke Garcia feiert dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass sprach FashionUnited mit Geschäftsführer Mark Hommelberg über die Geschichte und die Zukunft des Unternehmens.

Das letzte Mal, als FashionUnited mit Hommelberg sprach, war 2018. Da hatte Garcia gerade einen Showroom in Düsseldorf eröffnet. Damals wurde auch das Konzept der ‚Küchentischgeschichten‘ vorgestellt und die Einführung als Shop-in-Shop geplant. Garcia sollte als Marke mehr Gewicht haben, so klang es damals, aber es sollte auch innovativer sein. Diese Innovationen nahmen damals die Form der Radygo-Kollektion an, die eine spezielle Tasche enthielt, die verhinderte, dass die Strahlung eines Telefons den Stoff durchdrang. Nach dem letzten Treffen zwischen FashionUnited und Hommelberg wurden die ‚Küchentischgeschichten‘ lanciert und bringen zum Ausdruck, wofür Garcia steht: Es ist ein familienorientiertes Unternehmen und der Küchentisch symbolisiert den Moment, in dem die Familie zusammenkommt. Das kann die traditionelle Familie mit Eltern, Großeltern und Kindern sein, aber auch eine Gruppe von Freunden oder Freundinnen.

Aber während Garcia in den letzten Jahren mit der Einführung des Konzepts und der Innovation innerhalb seiner Kollektionen beschäftigt war, machte das Unternehmen – wie jedes andere – die Pandemie durch. Die Tatsache, dass Garcia eine familienorientierte Marke ist, die Kleidung für Männer, Frauen und Kinder anbietet und in mehreren Ländern tätig ist, hat dem Unternehmen nicht geschadet. Wenn in einem Land die Geschäfte geschlossen waren, konnte die Marke ihren Bestand problemlos in ein anderes Land verlagern, in dem der Einzelhandel geöffnet war, wie der CEO erklärt. „Wir setzen nicht alles auf ein Land oder eine Division. Das hilft bei der Risikodiversifizierung.“ Außerdem war Garcia dadurch in der Lage, mit seinen Partnern:innen flexibel zu sein. „Wir waren und sind finanziell gesund. Natürlich gab es Stress, aber wir konnten den Kund:innen helfen.“ Zum Beispiel durch verlängerte Zahlungsfristen, die Rückgabe von Kleidung und vor allem dadurch, dass es keinen Druck auf die Partner:innen gab, Kleidung zu kaufen. „In der Saison danach lief alles wie von selbst. Die Einzelhändler:innen sagten dann: ‚Ihr habt uns geholfen, jetzt bekommt ihr das Budget, das ihr verdient'.'' Dementsprechend sagt Hommelberg, dass die Umsätze im Großhandel in den letzten vier Saisons – also in den letzten zwei Jahren– zweistellig gewachsen seien.

Foto: Garcia

Nun entscheidet sich Garcia, sich im Wholesale mit Marken zu umgeben, die teurer sind als die Marke. Während des Interviews wird das Wort ‚Einstiegsmarke‘ erwähnt, später aber in ‚die erschwingliche Alternative‘ geändert. „Das gefällt mir einfach besser“, lacht Hommelberg. Dank dieser Positionierung sieht der CEO auch die Zukunft positiv, selbst bei dem derzeitigen Preisdruck. „Leute, die normalerweise Jeans für 130 Euro kaufen, kaufen jetzt Jeans für 79,99. Es gibt nur wenige Marken, die Jeans für unter 100 Euro anbieten.“

Für Garcia und Hommelberg ist es daher wichtig, diese ‘erschwingliche Alternative‘ zu bleiben, auch beim derzeitigen Preisdruck. Die Preise innerhalb der Kollektion steigen im Durchschnitt um fünf bis sechs Prozent, aber die Marke will diesen Anstieg senken, wo sie kann. Das ist nicht immer einfach, vor allem bei all den Nachhaltigkeitsinitiativen der Marke. So hat Garcia den Denim Deal unterzeichnet, der das Unternehmen dazu verpflichtet, dass alle Denim-Teile zu mindestens fünf Prozent aus recyceltem Material (PCR) bestehen müssen. Gemeinsam wollen die Teilnehmenden des Denim Deals 20 Prozent PCR auf mindestens drei Millionen Jeans während der Laufzeit des Deals anwenden. Garcia will 20 Prozent PCR-Baumwollfasern für alle neuen Denims verwenden. „Wenn wir mehr tun können, werden wir mehr tun“, sagt er. Auf diese Weise werden Initiativen wie diese zur Voraussetzung für die Zusammenarbeit mit Partner:innen wie Zalando und Breuninger. „Man kommt mit seiner Marke nicht auf die Website, wenn man nicht an der Nachhaltigkeit arbeitet. Wir werden wirklich kontrolliert und sie wollen einen unterschriebenen Denim Deal sehen.“

Hommelberg ist froh, dass im Bereich der Nachhaltigkeit gleiche Bedingungen herrschen, auch aufgrund strengerer Kontrollen und neuer Vorschriften. „Wir sind noch weit davon entfernt – viele Menschen kommen immer noch ungestraft davon“, sagt er. Hommelberg sagt, dass er von Scotch & Soda und PVH viel in Sachen Nachhaltigkeit gelernt habe und dass nun andere Marken bei Garcia anklopfen und um Hilfe bitten würden. „Es ist schön zu sehen, dass in Sachen Nachhaltigkeit plötzlich eine Zusammenarbeit möglich ist.“ In der Zwischenzeit haben sich die für 2018 angekündigten Innovationen in den Garcia-Kollektionen größtenteils in Richtung Nachhaltigkeit verschoben, sagt Hommelberg auf Nachfrage. „Wir sind unter den Vorreiter:innen. Das ist schön. Wir sind kein Patagonia, aber wir können selbstbewusst sagen: ‚Sie kaufen wirklich etwas Gutes bei uns.‘“ Das heißt aber nicht, dass es nicht auch Herausforderungen gibt. Tragbarkeit, Erschwinglichkeit und Kommerzialität spielen natürlich eine Rolle. „Es ist also im Fluss. Aber wenn man 50-jähriges Jubiläum feiert, trägt man auch eine Verantwortung für die nächsten Jahrzehnte. Das versuchen wir jeden Tag.“

Urbania in Italien, Foto: Garcia

Garcia feiert 50-jähriges Bestehen: „Kontinuität ist unsere oberste Priorität“

Die vergangenen 50 Jahre haben sicherlich auch ihre Spuren hinterlassen, wie sich im letzten Sommer in Urbania, Italien, zeigte. Dies ist der Ort, an dem die ursprünglich italienische Marke ihre eigene Denim-Fabrik hatte. Die Mitbegründerin Isabella Garcia verstarb 2021 im Alter von 88 Jahren und im letzten Sommer wurde ihr zu Ehren eine Straße im Dorf nach ihr benannt. Hommelberg wurde zur Enthüllung des Straßenschildes und zum Durchschneiden eines Bandes eingeladen. Das ganze Dorf war da, und auch der Bürgermeister war anwesend. Laut dem Bürgermeister hat Garcia das Dorf Urbania zu dem gemacht, was es heute ist, dank der Beschleunigung, die die Marke brachte. „Es war ein kleines Dorf und unsere Fabrik wurde immer größer und wurde zu einer Erfolgsgeschichte. Ein Stoffbeschaffer kam hinzu und Zubehör für die Produktion. 50 Prozent des gesamten heutigen Dorfes hatten Familie in der Fabrik, kannten jemanden, der dort gearbeitet hatte oder arbeiteten selbst dort. Jeder kannte die Familie Garcia und als die Straße von Isabella Garcia enthüllt wurde, waren die Menschen emotional. Wir haben wirklich etwas bewirkt und es fühlt sich für uns wie eine Verantwortung an, das Unternehmen noch jahrzehntelang weiterzuführen“, so der CEO sichtlich stolz.

Warum gibt es Garcia schon so lange? „Nicht viele Bekleidungsunternehmen existieren so lange. Dann muss man etwas richtig machen“, lacht Hommelberg. Laut dem CEO liegt es zum Teil an den Dingen, die das Unternehmen meist nicht getan hat. „Wir haben bestimmte Kleidungstrends nicht aufgegriffen. Wir haben noch nie auf Logomania gesetzt, das einen hinterher auf den falschen Weg bringt. Wir haben die Marke nie mit Trends verleugnet, die nicht zu uns passten, aber sehr groß waren.“ Einige Geschäftstrends hingegen hat das Unternehmen schnell aufgegriffen: „Man kann sagen, dass wir die großen Trends in den Bereichen Online, IT, Einzelhandel und Wholesale gut entwickelt haben. Aber das kann man nur, wenn man nicht noch andere Dinge nebenbei macht.“ Hommelberg fügt schnell hinzu, dass auch Garcia bei weitem nicht alles richtig gemacht hat. „Wir sind in den sozialen Medien noch nicht stark genug. Irgendwann vor zehn Jahren hätten wir das wirklich aufgreifen sollen. Zum Glück machen wir auch viele Fehler, aber solange man mehr richtig als falsch macht, hat man es gut gemacht.“

Foto: Garcia

Der Schwerpunkt bei Garcia liegt nach wie vor darauf, die Marke zu stärken. Dies geschieht Schritt für Schritt, denn das Unternehmen möchte sich nicht mit großen Fernsehspots „einkaufen“. „Im Direktvertrieb haben wir noch viel zu tun. Wir müssen besser sichtbar werden.“ Deshalb tragen Garcias Kleidungsstücke heutzutage ohnehin ein kleines Logo. Hommelberg sagt, er möchte, dass die Verbraucher Garcia sofort erkennen, sowohl online, als auch in den Geschäften und bei den Großhandelspartnern.

Garcia-CEO über Jubiläum, Nachhaltigkeit und Wachstumsplan

Die Partnerschaften im Wholesale sind ein wichtiger Teil von Garcias Wachstumsplan, sagt der CEO im Gespräch. „Letztendlich ist unser größtes Geschäft der Shop-in-Shop und der eigene Einzelhandel. Dort wollen wir die ‘Küchentisch-Geschichten‘ platzieren und die Unternehmer:innen entlasten.“ Garcia liefert die Inneneinrichtung für den Shop-in-Shop und kann sich um die Vorinvestition für das Lager kümmern. Dabei verwendet es eine Vielzahl von Daten, um sicherzustellen, dass das Einzelhandelsgeschäft die bestmöglichen Erträge erzielt. „Dann kann sich der oder die Einzelhändler:in Gedanken machen: ‚Wie bekomme ich die Leute in den Laden? Wie mache ich einen schönen Laden, in den die Leute strömen, und wie schule ich das Personal auf dem neuesten Stand?‘ Denn dafür ist letztlich der Einzelhändler verantwortlich. Dass er einen attraktiven Laden hat, der gut aussieht und zu dem die Leute kommen, um sich beraten zu lassen.“ Hommelberg weist darauf hin, dass Garcia auf Verbraucher:innen angewiesen ist, die Rat brauchen und einfach nur gut aussehen wollen. „Die meisten Menschen wissen nicht genau, was sie wollen“, sagt er. Geschäfte, die Beratung und einen Tagesausflug anbieten, sind daher bei Garcia sehr beliebt. „Die Kundschaft, die genau weiß, was sie will, kauft einfach online.“

Das Garcia-Geschäft im niederländischen Den Bosch. Foto: Garcia

Das bedeutet nicht, dass Garcia nicht in seine eigenen Läden und online investiert. „Um die Marke weiter auszubauen, müssen wir überall sichtbar sein: physisch, online und auf Marktplätzen." Garcias eigene Geschäfte dienen hauptsächlich dazu, die Geschichte der Marke zu erzählen. Aber 100 Läden in Deutschland sind nicht notwendig. „Wenn wir dort 20 Läden haben, ist das in Ordnung.“ Die Standorte, die Garcia für die Eröffnung eines neuen Monobrandstores prüft, sollen alle ein 'Familienziel' sein. „Wo man mit der Familie einen Tag lang einkaufen geht“, so der CEO. Eine Stadt, die diese Bedingungen erfüllte, war Den Bosch, wo Garcia seit einiger Zeit ansässig ist. Die familiären Werte fließen auch in den Umgang mit den Mitarbeiter:innen von Garcia ein. Das Unternehmen arbeitet gerne mit festen Gesichtern im Geschäft. „Wenn Sie zum Beispiel die Filialleiterin Jannie aus dem Geschäft nehmen, verlieren Sie leicht 40 bis 50 Prozent Ihrer Kundschaft, und ein Geschäft wird in kürzester Zeit von profitabel zu verlustbringend.“

Im Bereich der Marktplätze ist Garcia in der Lage, schnell neue Unternehmen anzuschließen. „Wir sind eine der wenigen Marken, die ein großes Lager haben. Wenn ein Marktplatz aus Frankreich anklopft, können wir im Handumdrehen Fotos und EDI (Electronic Data Interchange) liefern. Unser Maßstab ist dafür sehr gut geeignet.“ Die Marktplätze helfen Garcia auch bei der Verbreitung der Marke in Europa. „Wir haben jetzt vier Kernbereiche, aber ich sehe immer noch ein großes Potenzial an europäischer Expansion. Es ist gut für unsere Verbreitung und bei Garcia steht Kontinuität immer an erster Stelle. Das ist ein Unterschied zwischen Familienunternehmen und Private Equity Firmen. Nicht der Profit steht an erster Stelle oder das beste Angebot heute, sondern die Kontinuität. Ohne diese Betrachtungsweise existieren wir in fünfzig Jahren nicht mehr.“

CEO Mark Hommelberg. Foto: Garcia
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Dieser Artikel wurde ähnlich auf FashionUnited.nl veröffentlicht. Bearbeitung: Barbara Russ

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