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Galeria: Stunde der Wahrheit für Arndt Geiwitz

Von DPA

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Bild: Galeria Karstadt Kaufhof GmbH

Für Arndt Geiwitz ist es die Stunde der Wahrheit: Die Gläubiger:innenversammlung des letzten großen deutschen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof entscheidet am Montag über die Annahme oder Ablehnung des Insolvenzplans für das Traditionsunternehmen. Seit November vergangenen Jahres hat der Insolvenzexperte sieben Tage die Woche als Galeria-Generalbevollmächtigter daran gearbeitet, dem schwer angeschlagenen Warenhausriesen eine Überlebenschance zu eröffnen. Nun hängt alles von den Gläubiger:innen ab.

„Meine Hoffnung ist, dass die Gläubiger:innen auch diesmal wieder zustimmen, weil die Alternative viel schmerzhafter ist", sagte Geiwitz wenige Tage vor der Versammlung der Deutschen Presse-Agentur. „Eine Ablehnung des Insolvenzplans würde das Aus für das Unternehmen bedeuten." Die Filialen müssten wohl sofort geschlossen werden.

Geiwitz ist einer der bekanntesten deutschen Insolvenzverwalter

Geiwitz weiß, wovon er redet. Der 53-jährige Betriebswirt ist einer der bekanntesten deutschen Insolvenzverwalter – und er ist eine der Schlüsselfiguren bei dem Bemühen, dem Essener Handelsriesen eine Zukunft zu sichern.

Bundesweit bekannt wurde Geiwitz vor gut zehn Jahren als Insolvenzverwalter bei der Pleite der Drogeriemarktkette Schlecker. Bis heute sieht der 53-Jährige das damalige Geschehen mit gemischten Gefühlen. „Schlecker war Erfolg und Misserfolg zugleich", meint er. Zwar sei es gelungen, die unvermeidliche Liquidation erfolgreich abzuwickeln. Doch habe es ihm weh getan, dass es nicht gelungen sei die Arbeitsplätze zu retten.

„Als Insolvenzverwalter:in ist man ja mitverantwortlich für das persönliche Schicksal der Mitarbeiter:innen", betonte Geiwitz. "Die emotionale Belastung, wenn sie 25 000 Kündigungen an einem Wochenende unterschreiben müssen, ist riesig. Mehrere Fälle wie Schlecker hintereinander halten sie nicht aus."

Man müsse als Insolvenzverwalter:in mit den Arbeitnehmer:innen fair umgehen, beschreibt der Betriebswirt sein Credo. „Sie können den Arbeitnehmer:innen nicht blind Geschenke machen, aber sie dürfen ihre Interessen auch nicht ignorieren“, sagt er und führt dann aus: „Man muss mehr tun, als das Insolvenzrecht vorschreibt, als man verpflichtet ist zu tun – auch wenn das weder vergütet wird noch Lob von den Gläubigern einbringt.“

Dass das mehr als leere Worte sind, bestätigte die ehemalige Schlecker-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Christel Hoffmann lange nach der Firmenpleite der "Süddeutschen Zeitung". „Geiwitz ist ein Mensch mit einer sehr hohen sozialen und moralischen Verantwortung, so wie man es heutzutage nicht mehr häufig antrifft“, bescheinigte sie dem Insolvenzverwalter. „Bei ihm steht der Mensch im Vordergrund und nicht nur die Zahlen.“ Tatsächlich streitet der Insolvenzverwalter vor Gericht noch immer um Geld für die "Schlecker-Frauen".

Keine unabhängige Position bei Galeria

Bei Galeria Karstadt Kaufhof ist Geiwitz allerdings längst nicht in so einer machtvollen und unabhängigen Position wie als gerichtlich bestellter Insolvenzverwalter bei Schlecker. Bei Galeria ist er "nur" der von der Geschäftsführung berufene Sanierungsbeauftragte in einem Schutzschirmverfahren und der Eigentümer René Benko, aber auch das Topmanagement haben ein gehöriges Wort mitzureden.

Geiwitz spricht denn auch von einer Kompromisslösung, was die künftige Konzernstrategie angeht. Neben der geplanten Schließung von 47 Warenhäusern und dem Abbau tausender Stellen soll vor allem die rasche Modernisierung aller verbleibenden Häuser und ein stärker regional ausgerichtetes Warenangebot dem Traditionsunternehmen neuen Schwung geben.

Geiwitz weist Vorwürfe zurück

Schon beim ersten Schutzschirmverfahren von Galeria Karstadt Kaufhof im Jahr 2020 hatte Geiwitz als Generalbevollmächtigter eine Schlüsselrolle gespielt. Den Vorwurf, dass damals die Einschnitte nicht tief genug ausgefallen seien, weist er zurück. „Wenn wir keine äußeren Faktoren wie Corona oder den Ukrainekrieg gehabt hätten, hätte das erste Verfahren ausgereicht, Galeria zu sanieren“, sagt er.

Mit Blick auf das neue Verfahren zeigt er sich optimistisch. „Mein Job ist, das Schutzschirmverfahren so durchzuführen, dass Galeria danach die besten Startvoraussetzungen hat, in Zukunft am Markt zu bestehen und da sind wir gut unterwegs“, meint Geiwitz.

Galeria habe seine Ziele in den Verhandlungen mit den Vermieter:innen erreicht und auf der Arbeitnehmer:innenseite die notwendigen Schritte geschafft. Außerdem habe man die Regionalisierung angestoßen. „Wenn jetzt die Gläubiger:innen zustimmen, haben wir in diesem Schutzschirmverfahren alles erreicht, was ein Schutzschirmverfahren erreichen kann“, sagte er. Der künftige Erfolg der letzten großen deutschen Warenhauskette hänge dann allerdings vom Geschick des Managements ab. (dpa)

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