• Home
  • Nachrichten
  • Business
  • Für Chinas Handelskonzern Suning ist Europa ein Produktionsstandort

Für Chinas Handelskonzern Suning ist Europa ein Produktionsstandort

Von Reinhold Koehler

Wird geladen...

Scroll down to read more

Business

Bisher galt China in westlichen Ökonomien vor allem als Produktionsland. Gerade die Modeindustrie lässt ihre Produkte seit Jahren vornehmlich in China fertigen, da dort die Umwelt- und Sozialbestimmungen besonders lax und die Löhne äußerst niedrig sind. Mittlerweile hat sich das Riesenland jedoch längst vom Armenhaus Asiens in eines der prosperierendsten Länder der Welt entwickelt und ein stets wachsender Mittelstand sorgt für steigende Handelsumsätze - auch für importierte Waren.

Große Handelskonzerne wie der Online-Händler Alibaba oder Suning zeugen von dieser Entwicklung und mausern sich langsam zu global Playern, die die Entwicklung Chinas von einer Sourcing- zu einer Konsumnation weiter beflügeln und zugleich einigermaßen verlässlich zweistellige Umsatzsteigerungen einfahren. Für diese Konzerne hat Europa längst nicht mehr den Status als viel versprechender Absatzmarkt, im Gegenteil: Europa wird für immer mehr Chinesen vor allem als eines relevant: als Produktionsstandort.

Die Suning Holdings Group, eines der größten chinesischen Handelsunternehmen, veröffentlichte nun eine neue Strategie, die den Verkauf und Vertrieb europäischer Qualitätsprodukte in China forcieren will und Europas Produzenten so einen neuen Zugang zum asiatischen Markt eröffnet. Vor allem Mode, Möbel und Designartikel stehen aktuell bei Suning hoch im Kurs - so hoch, dass der Konzern für diese Waren sogar ein neues Ladenkonzept gestartet hat: Jiwu.

Sourcing-Center in Italien, Frankreich und Deutschland

Jiwu steht im Chinesischen für „Ultimate Creation“ und soll in China als große Filialkette für europäische Designartikel etabliert werden. Man verfolge mit Jiwu das Ziel, „modische und qualitativ hochwertige Produkte aus Europa nach China einzuführen“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Dabei gehe es vor allem um die Erschließung einer neuen Verbrauchergeneration auf dem lukrativen Heimatmarkt.

Nachdem Suning im März seine erste Jiwu-Filiale mit rund 400 Quadratmetern Verkaufsfläche in der Millionenmetropole Nanjing eröffnet hat, sollen nun rasch weitere Standorte folgen. Chinaweit will der Konzern in den nächsten drei Jahren mindestens 300 Jiwu-Stores eröffnen und dafür Milliarden investieren.

Um die neuen Filialen mit ausreichend Waren ausstatten zu können, will Suning nun etliche Einkaufsstandorte in Europa eröffnen. Eine erste Dependance hat der Konzern unlängst bereits in Mailand bezogen, der künftig „als Katalysator für die ehrgeizigen Expansionspläne von Suning in Europa“ dienen soll. Bis Ende des Jahres würden weitere Repräsentanzen im Vereinigten Königreich, in Frankreich und Deutschland folgen, heißt es.

Aktuell habe man bereits Partnerschaften mit einer Reihe von italienischen Top-Marken aus den unterschiedlichsten Branchen geschlossen, darunter mit Versace Home, SICIS, TechnoGym, Furla und San Benedetto. Der Plan für die kommenden Jahre sehe einen starken Fokus auf Mode im Luxussegment, Gesundheits- und Haushaltsprodukte sowie Güter mit niedriger Umschlagquote vor, so Suning.

„Mit Jiwu wollen wir eine Kultur des individualisierten Konsums etablieren, indem wir die ultimative Schönheit des Lebens vorführen und so noch mehr europäische Marken einladen möchten, besondere Produktreihen zu kreieren“, so der Suning-Manager Steven Zhang. Sein Unternehmen biete so vielen europäischen Herstellern einen neuen Zugang zum chinesischen Markt. „Das ist auch der Grund, warum wir eine neue Niederlassung in Mailand und demnächst noch weitere Standorte eröffnen."

Außerhalb Europas hat Suning bereits ein weltweites Sourcing-Netzwerk aufgebaut, das Hongkong, Japan und die Vereinigten Staaten abdeckt. Bis 2020 erwartet der Konzern, dass der Anteil am Gesamtumsatz, der durch das internationale Geschäft erwirtschaftet wird, auf 30 Prozent steigen wird. Welche deutschen Marken und Hersteller für die Chinesen im Fokus stehen, ist derzeit noch nicht bekannt.

Foto: Suning

Jiwu
Suning