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Fast Fashion für alle: Plus-Size-Label Paprika will 20 deutsche Läden eröffnen

Von Weixin Zha

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Business |CEO-INTERVIEW

Schnelle Modetrends für Frauen sollten keinen Größenbeschränkungen unterliegen. Zumindest wenn es nach dem belgischen Plus-Size-Label Paprika geht, das 20 Geschäfte innerhalb der kommenden zwei Jahre in Deutschland eröffnen will. Langfristig könnte sich diese Anzahl sogar vervierfachen.

Die Stores des Modehändlers an der Grenze zu Deutschland waren bei den deutschen Kundinnen beliebt, der deutsche Webshop und die 42 Verkaufsflächen bei Galeria Kaufhof liefen gut. Mit den eigenen Läden will Paprika nun auf allen Absatzkanälen erreichbar sein und damit seine Bekanntheit steigern.

“Ich hoffe dass Deutschland in den kommenden zwei bis drei Jahren der wichtigste Markt von Paprika in Europa wird”, sagte Vincent Rousseau, Geschäftsführer von Paprika in einem Interview mit FashionUnited. “Der nächste logische Schritt sind eigene Läden. Wir haben bereits eine gute Pipeline für die kommenden Stores.”

Mode, die der Realität entspricht

Das 2003 gegründete belgische Unternehmen hat bereits im März seinen ersten deutschen Laden im Rhein-Center Köln eröffnet und der nächste im Ruhrpark Bochum soll im dritten Quartal folgen. Bei seiner Expansion konzentriert sich das Unternehmen auf die wichtigsten Städte und Einkaufszentren in Deutschland.

In den vergangenen Jahren haben sich Modeunternehmen mehr um “kurvige” Frauen bemüht, wie die Fast-Fashion-Kette Mango mit ihrer Linie Violeta, die bis zur Größe 54 anbietet. Der US-Handelsriese Walmart hat zwei Plus-Size Marken für Frauen im März eingeführt. Doch Einkaufsstraßen in Westeuropa spiegeln weiterhin nicht die Körpermaße der Bevölkerung wider, obwohl diese eher zunehmen, argumentierte ein Analystenbericht des Marktforschungsunternehmens Euromonitor International Ltd.

“Unsere Idee ist, dass Plus-Size Ladies auch Zugang zu den neuesten Fashion-Trends bekommen sollten – ohne wegen ihrer Größe diskriminiert zu werden”, sagte Vincent Rousseau. “Die gesamte Modewelt arbeitet mit dem Konzept, was perfekte Schönheit sein soll. Aber das Schönheitsideal, das die Modeindustrie verfolgt, entspricht nicht dem, was man auf den Straßen sieht.”

Diese Erfahrung machte auch die Mitgründerin der Marke, Fabienne Bulteel, als sie während ihrer Schwangerschaft um die 20 Kilogramm zunahm. In ihrer Frustration erkannte Bulteel als Modeprofi aber auch eine Marktlücke. Die ehemalige Einkäuferin beim franzöischen Modekonzern Etam Developpement SA gründete Paprika mit Jacques Hayez, den sie von ihrer Arbeit als Einkäuferin bei seinem Label Cassis kannte. Seitdem hat sie wieder abgenommen, arbeitet aber weiterhin als Leiterin für Styling und Kollektion bei Paprika, wo sie die neuesten Mode-Trends in Kleidung für kurvige Frauen übersetzt.

Trends und knallige Farben für mollige Frauen

Es reicht nicht reguläre Schnittmuster bloß zu vergrößern, sie müssen für verschiedenste Körperformen zugeschnitten sein und diese gibt es im Bereich von schneller, trendiger Kleidung noch nicht ausreichend, findet Rousseau. Der deutsche Plus-Size-Markt sei lange von “denselben historischen” Marken bestimmt gewesen, die einen eher klassischen Ansatz mit Basics und gedeckten Farben verfolgt haben. Paprika arbeite da ganz anders.

“Die Grundidee von Paprika ist zu verstehen, was die wichtigsten Fashiontrends für unsere Kunden sind, und vor allem diese in auf Plus Size angepasste Produkte zu übersetzen”, sagt er. “Paprika ist nicht da um eine eigene Art von Mode für die Plus-Size Kundin zu entwickeln.”

Anstatt von zwei Kollektionen im Jahr, kommt drei Mal pro Woche frischer Nachschub an Produkten in die Läden – auch wenn gerade reduziert wird. Die meist femininen und legeren Kleidungsstücke folgen den neuesten Modetrends und sprühen vor Farbe und Mustern. Die Kundinnen sollen nach dem französischen “coup de cœur” kaufen, also zuschlagen wenn es gefällt, weil das Kleidungsstück nächste Woche schon vergriffen sein könnte. Um die 1000 verschiedene Produkte werden so pro Jahr herausgebracht. Seit zwei Jahren gibt es Swim- und seit 2017 Homewear.

Für Komfort soll zum Beispiel Baumwolle sorgen, die doppelt so hochwertig sei wie die sonst im Textilsektor verwendete, sowie andere natürliche Fasern wie Seide, Leinen und Wolle. Die Kleidung wird vornehmlich in Frankreich, Spanien, Italien, Portugal, der Türkei und im Maghreb produziert. Weniger als 20 Prozent kommt aus dem fernen Osten um einen schnellen Modezyklus zu gewährleisten.

Online-Umsatz-Ziel: 30 Prozent

Ebenfalls schnell weiß Paprika über seine Lagerbestände Bescheid. Minütlich, sieht das Unternehmen, was im Laden verkauft wurde. Was nicht mehr dort erhältlich ist, kann auf den Tablets nachbestellt werden, die es seit vergangenen Oktober in den Geschäften gibt. Die Lieferung erfolgt kostenlos am nächsten Tag.

“Selbst in unseren physischen Läden haben wir einen Online-Ansatz. Durch das Zusammenarbeiten aller Verkaufskanäle, generiert jeder Kanal Geschäft für die anderen.” Einige der Läden realisierten bereits 10 Prozent ihres Umsatzes mit dem Tablet. Für jedes Kleidungsstück produziert das firmeninterne Foto- und Videostudio Laufsteg-Videos, die auch auf einem Bildschirmen in den Läden gezeigt werden.

Das Online-Geschäft mit kurviger Mode wuchs in den vergangenen Jahren, wie die Beispiele Navabi oder Wundercurves zeigen. Das Leipziger Startup hatte erst im April eine Kapitalspritze in Millionenhöhe erhalten.

Seit Paprika den Webshop wieder selbst betreibt, ist der Anteil des Online-Umsatzes von einem Prozent 2014 auf 17 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen. Das Ziel sei es so schnell wie möglich 30 Prozent des Umsatzes online zu erzielen, sagte Rousseau am Telefon.

Auch offline hat die Marke noch viel vor. Bereits seit Mai 2017 erzielt das Unternehmen über die Hälfte seiner Umsätze außerhalb von Belgien, wo es sich laut Rousseau seit der Gründung als Referenzmarke für Große Größen etabliert hat. Die Umsätze wuchsen um 20 Prozent im vergangenen Jahr, neue Läden kommen fortwährend dazu. Das zukünftige Wachstum soll aus Frankreich und vor allem aus Deutschland kommen.

“Langfristig könnten wir 80 bis 90 Läden von Paprika in Deutschland haben” und 40 in Frankreich, sagte Rousseau. “Und das zusätzlich zu einer starken Internetpräsenz.”

Paprika auf einen Blick:

  • Gründungsjahr: 2003
  • Hauptsitz: Braine-le-Château, Belgien
  • Läden: insgesamt 160 mit Verkaufsflächen, davon 68 Boutiques in Belgien, 20 in Frankreich, 5 in Luxemburg, 24 in den Niederlanden, 1 Store in Deutschland and 42 Verkaufsflächen im Galeria Kaufhof
  • Mitarbeiter: Über 380, 70 arbeiten am Hauptsitz
  • Größter Marktanteil: Frauen über 30 Jahren
  • Angebotene Größen: 42-54
  • Gründer: Jaques Hayez war mehr als zehn Jahre lang Einkäufer im Fashion-Retail, erst bei Pimkie und später für Etam. Er gründete 1992 die Marke Cassis. Heute ist Hayez Aufsichtsratsmitglied und Aktionär bei Paprika.
  • Gründerin: Fabienne Bulteel kam 1998 zum Einkaufsteam von Cassis, nach 8 Jahren in ähnlicher Funktion bei Etam. Heute leitet sie das Styling und Kollektion bei Paprika.

Fotos: Paprika Store Köln, Kollektionsbilder
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