Euler-Hermes-Chef: 'Es stehen uns noch Negativüberraschungen bevor'
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Der Kreditversicherer Euler Hermes sieht Unsicherheit für die deutsche Wirtschaft wegen der Corona-Pandemie noch bis weit ins nächste Jahr und rechnet mit einer Zunahme an Insolvenzen. "Auch wenn es im Sommer eine kleine Aufholjagd gab, wird uns Covid-19 noch länger begleiten als uns lieb ist und viele Effekte werden erst sehr zeitversetzt überhaupt sichtbar", sagte Ron van het Hof, Euler Hermes-Chef von Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Es stehen uns also noch einige Negativüberraschungen bevor."
Insgesamt rechnet Euler Hermes in diesem Jahr mit einem Minus von sechs Prozent beim Bruttoinlandsprodukt (BIP), gefolgt von einer Erholung von 3,5 Prozent im kommenden Jahr. Das Vorkrisenniveau werde die deutsche Wirtschaft aller Voraussicht nach erst 2022 wieder erreichen, sagte Katharina Utermöhl, Senior Volkswirtin bei Euler Hermes. Mit einer nachhaltigen Erholungsdynamik am Arbeitsmarkt sei bereits in der zweiten Jahreshälfte 2021 zu rechnen - sofern es einen Impfstoff gebe.
Anstieg der Insolvenzen im Herbst
Bei den Insolvenzen geht der Kreditversicherer im Herbst von einem Anstieg aus, die meisten Pleiten werde es aber erst im kommenden Jahr geben. Für 2021 rechnet Euler Hermes im Vergleich zu 2019 mit einem Anstieg von acht Prozent, für 2020 von nur drei Prozent. "Angesichts der bis zum Sommer rückläufigen Fallzahlen in Deutschland bedeutet das aber auch, dass wir jetzt im Herbst eine Vielzahl an Pleiten sehen werden - auch weil die gesetzliche Schonfrist teilweise vorbei ist", sagte Van het Hof.
Sorge bereite Euler Hermes die Gefahr eines Domino-Effekts bei den Insolvenzen, da durch die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht und durch die staatlichen Hilfsprogramme die Zahl der hoch verschuldeten sogenannten Zombie-Unternehmen stark gestiegen sein dürfte. "Deren Abnehmer entlang der gesamten Lieferkette sind aktuell im Blindflug unterwegs und laufen damit Gefahr, mit in den Abwärtssog zu geraten", sagte Van het Hof. Es sei mit höheren Kreditausfälle zu rechnen.
Im Vergleich zu anderen Ländern stehe Deutschland aber noch sehr gut da. Weltweit geht Euler Hermes für 2021 im Vergleich zu 2019 von einem Anstieg der Pleiten um 31 Prozent aus. Negativrekordhalter seien die USA mit einem Anstieg binnen der zwei Jahre bis 2021 um wohl 65 Prozent. Einen Anstieg zwischen 31 und 36 Prozent erwartet der Kreditversicherer in Großbritannien, Spanien, Brasilien, in den Niederlanden und in der Türkei. Ähnliche Werte wie in Deutschland werde es voraussichtlich in Indien, Japan oder Australien geben. (dpa)
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