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Doch kein Boykott gegen Dhaka Apparel Summit

Von Simone Preuss

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Der geplante Boykott großer internationaler Modeunternehmen gegen den Dhaka Apparel Summit, der am 25. Februar 2017 stattfand, blieb aus. H&M, Inditex, C&A, Next, die VF Corporation, Tchibo und Gap, die sieben Konzerne, die aus Protest gegen das harte Vorgehen der Regierung gegen die jüngsten Demonstrationen von Bekleidungsarbeitern dem Treffen fernbleiben wollten, mussten dies doch nicht tun, denn die inhaftierten Arbeiter und Gewerkschaftsmitglieder wurden freigelassen.

Die sieben genannten Unternehmen, alle Mitglieder der Ehtical Trade Initiative (ETI), hatten in der Woche vor dem Branchentreffen bekannt gegeben, sich als Vortragende und Besucher zurückziehen zu wollen - sowohl Peter McAllister, geschäftsführender Direktor von ETI, als auch Helena Helmersson, Geschäftsführerin der H&M Group Hong Kong und Jill Tucker, Leiterin für Lieferketteninnovation undTransformation der C&A Foundation waren als internationale Experten geladen.

Ihr Fehlen hätte ein deutliches Zeichen gesetzt beziehungsweise die Abweisenheit der sieben genannten Modeunternehmen auch finanzielle Auswirkungen gehabt, sind sie zusammen doch für Geschäfte in Milliardenhöhe für Bangladeschs Bekleidungsindustrie verantwortlich, die 80 Prozent aller Exporte des Landes ausmacht.

Laut McAllister sei den sieben Unternehmen die Entscheidung nicht leichtgefallen: „Die ETI erkennt die Bedeutung des Apparel Summit für die Zukunft des Bekleidungssektors in Bangladesch an. Leider steht die gegenwärtige Einschüchterung der Arbeiter und ihrer Vertreter im Widerspruch zu einer fortschrittlichen Industrie, die die nachhaltige Entwicklung des Sektors sichern will“, hatte der ETI-Direktor erklärt und sich im Namen der ETI für eine Freilassung der inhaftierten Gewerkschaftler und Arbeiter eingesetzt.

Internationale Solidarität ist ein Zeichen für Bangladesch

Auf die Nachricht, dass alle 35 seit Dezember Inhaftierten freigelassen worden seien, gab die ETI eine Erklärung heraus, derzufolge sowohl ETI-Vertreter als auch Direktor Peter McAllister am Dhaka Apparel Summit teilnehmen würden. Der Verband der Bekleidungshersteller und -exporteure Bangladeschs (BGMEA) hatte in einer Presseerklärung bestätigt, dass alle genannten internationalen Marken einschließlich H&M und Inditex ihre Teilnahme zugesagt hätten.

Nach einem Streik von Bekleidungsarbeitern im Dezember in Ashulia, einer der Hochburgen der Branchen, bei dem es um bessere Löhne und Behandlung der Arbeiter ging, wurden 35 Gewerkschaftsführer, Organisatoren und Arbeiter festgenommen und unrechtmäßig für acht Wochen inhaftiert. Auch wenn die meisten auf internationalen Druck gegen Kaution freigelassen wurden, drohten ihnen Strafanzeigen. Zudem wurden nach den Protesten 1.500 Arbeiter entlassen und zahlreiche Gewerkschaften vor Ort aufgelöst.

Für Generalsekretär Valter Sanches der globalen Gewerkschaft IndustriALL Global Union war die Entscheidung der bangladeschischen Regierung, die verbleibenden Inhaftierten freizulassen, ein Grund zum Feiern: „Wir haben ein unglaubliches Maß an weltweiter Solidarität gesehen und dies ist ein wichtiger Sieg für die Bekleidungsarbeiter in Bangladesch, der der Branche eine wichtige Nachricht schickt, einen konstruktiven Dialog mit den Gewerkschaften einzugehen“, sagte Sanches. „Das Problem, das die Maßnahmen gegen die Gewerkschaften Ende letzten Jahres auslöste, bleibt jedoch bestehen. Wir werden auch weiterhin den Kampf für höhere Löhne weiterführen und die Situation im Auge behalten, bis alle Anschuldigungen fallengelassen wurden“, fügte er hinzu.

„Auf der ganzen Welt konnten wir eine effektive globale Solidarität mit Protesten in Dutzenden von Großstädten auf der ganzen Welt beobachten. Von Kathmandu bis New York setzten sich die Menschen ein und verlangten, dass Bangladesch Menschen- und Gewerkschaftsrechte respektiert“, fügte U NI Global Union-Generalsekretär Philip Jennings hinzu. „Wir begrüßen die Freilassung der inhaftierten Gewerkschaftler und hoffen, dass wir das Blatt wenden können, was Bangladeschs aggressives Vorgehen gegen Arbeiter angeht. Allerdings müssen wir auf der Hut bleiben - die Botschaft an Bangladesch ist, Arbeitnehmerrechte zu respektieren.“

Fotos: Industri All
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