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Digital News Report 2022 präsentiert Trends des weltweiten Nachrichtenkonsums

Von Simone Preuss

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Bild: Roman Kraft / Unsplash

Zusammen mit der University of Oxford hat das Reuters Institute wieder seinen alljährlichen Digital News Report veröffentlicht, um Einblicke in die sich verändernde Art und Weise zu geben, wie auf Nachrichten zugegriffen wird. Ebenso beschäftigte sich die Untersuchung mit Fragen des Vertrauens und der Fehlinformation, Trends zum Abschalten beim Publikum und der veränderten Beschäftigung mit Nachrichten.

Der Bericht für das Jahr 2022 basiert auf Umfragedaten von 93.432 Online-Nachrichtenkonsument:innen in 46 Märkten, die mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung darstellen. Pro Land wurden rund 2.000 Teilnehmer:innen befragt und Länder ausgewählt, die eine demokratische Ausrichtung haben.

„Der Bedarf an zuverlässigen Informationen, sorgfältigen Zusammenhängen und überlegten Debatten war selten größer als heute, aber auch der Wunsch nach Geschichten, die inspirieren und Hoffnung auf eine bessere Zukunft geben“, fassen die Herausgebenden in einer Mitteilung zusammen.

Eine wichtige Erkenntnis ist jedoch ein allgemein sinkendes Interesse an Nachrichten: „Trotz des enormen Unterschieds, den unabhängiger, professioneller Journalismus bewirken kann, wenn es darum geht, Menschen zu helfen, die Welt jenseits persönlicher Erfahrungen zu verstehen, stellen wir ein sinkendes Interesse an Nachrichten, ein geringeres Vertrauen - nach einem positiven Schub im letzten Jahr - sowie eine Zunahme der aktiven Nachrichtenvermeidung in einigen Gruppen fest. Viele Menschen sind der Meinung, dass die Medien einem unzulässigen politischen Einfluss unterliegen, und nur eine kleine Minderheit glaubt, dass die meisten Nachrichtenorganisationen das Beste für die Gesellschaft über ihre eigenen kommerziellen Interessen stellen“, erklärt Mitautor des Berichts und Direktor des Reuters Instituts Rasmus Kleis Nielsen im Vorwort.

Bild: Interesse an Nachrichten / Digital News Report 2022

Gerade für jungere Zielgruppen - also Konsument:innen unter 30 - heißt dies, sich mehr auf die sozialen Medien als auf traditionelle Medien zu verlassen, da sie unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was guten Journalismus ausmacht.

Auch wenn die Art und Weise, wie sich diese Entwicklungen weltweit manifestieren, nicht einheitlich ist, so sind beide Trends - eine Schwächung der Verbindung zwischen Journalismus und einem Großteil der Öffentlichkeit und jüngere Menschen, die Medien nicht-traditionell nutzen - doch in fast jedem der untersuchten Länder zu beobachten. Insgesamt wurden elf Märkte in Asien, fünf in Südamerika, jeweils drei in Afrika und Nordamerika und 24 in Europa untersucht.

Vergleich zum Vorjahr

Der Digital News Report 2021 enthielt einige positive Anzeichen für die Nachrichtenbranche, mit höherem Konsum und steigendem Vertrauen inmitten einer zweiten Welle von Coronavirus-Lockdowns. Viele traditionelle Nachrichtenmedien schienen nicht nur von der größeren Aufmerksamkeit zu profitieren, sondern auch finanziell, da mehr Menschen Online-Abonnements abschlossen und Werbekund:innen sich mit zuverlässigen Inhalten in Verbindung bringen wollten.

„Ein Jahr später ergibt sich ein etwas weniger optimistisches Bild. Während eine Gruppe vornehmlich gehobener Nachrichtenverleger auf der ganzen Welt Rekordzahlen bei digitalen Abonnements und steigende Einnahmen meldet, stellen wir fest, dass das Interesse an Nachrichten und der Nachrichtenkonsum insgesamt in vielen Ländern erheblich zurückgegangen ist, während das Vertrauen fast überall zurückgegangen ist - auch wenn es meist höher ist als vor Beginn der Coronakrise ist“, fasst Nic Newman zusammen, Mitautor und Forschungsbeauftragter des Reuters Instituts.

„Wir stellen auch fest, dass eine Nachrichtenmüdigkeit einsetzt - nicht nur in Bezug auf Covid-19, sondern auch in Bezug auf Politik und eine Reihe anderer Themen - wobei die Zahl derer, die Nachrichten aktiv meiden, deutlich zunimmt“, fügt Newman hinzu.

Da der Hauptdatensatz Anfang Februar 2022 erhoben wurde, also vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine, wurde eine zweite Umfrage in fünf Ländern notwendig. Diese wurde Anfang April durchgeführt und ergab „ein weiteres Ausmaß an selektiver Vermeidung, selbst in Ländern wie Polen und Deutschland, die unmittelbar von dem Konflikt betroffen sind“, so der Bericht. Das Ereignis selbst führte zunächst zu einem deutlichen Anstieg des Nachrichtenkonsums in allen Nachrichtenquellen.

Die diesjährigen Daten bestätigen, wie die verschiedenen Schocks der letzten Jahre - Klimawandel, Coronavirus und die Invasion der Ukraine - den Wandel hin zu einem stärker digitalen, mobilen und plattformdominierten Medienumfeld weiter beschleunigt haben, mit weiteren Auswirkungen auf die Geschäftsmodelle und Formate des Journalismus, so der Bericht.

Insgesamt ist der Konsum traditioneller Medien wie Fernsehen und Printmedien im letzten Jahr in fast allen Märkten (vor der Invasion der Ukraine) weiter zurückgegangen, wobei der Onlinekonsum und der durch die sozialen Medien diese Lücke nicht ausgleichen konnte.

„Während die Mehrheit nach wie vor sehr engagiert ist, wenden sich andere von den Nachrichtenmedien ab und trennen sich in einigen Fällen ganz von den Nachrichten. Das Interesse an Nachrichten ist in allen Märkten stark zurückgegangen, von 63 Prozent im Jahr 2017 auf 51 Prozent im Jahr 2022“, fand die Untersuchung.

Nachrichten als Stimmungsdämpfer

Gleichzeitig ist der Anteil der Konsument:innen, die angeben, Nachrichten oft oder manchmal zu meiden, in allen Ländern stark gestiegen. „Diese Art der selektiven Vermeidung hat sich in den letzten fünf Jahren sowohl in Brasilien (54 Prozent) als auch in UK (46 Prozent) verdoppelt, wobei viele der Befragten angaben, dass Nachrichten einen negativen Einfluss auf ihre Stimmung haben”, so der Bericht.

Zudem gab ein signifikanter Anteil jüngerer und weniger gebildeter Befragter an, Nachrichten zu meiden, weil sie schwer zu folgen oder zu verstehen seien. Dies deutet darauf hin, so die Untersuchung, dass Nachrichtenmedien viel mehr tun könnten, um die Sprache zu vereinfachen und komplexe Geschichten besser zu erklären oder in einen Kontext zu stellen.

Falsche und irreführende Informationen bleiben weiterhin ein Grund zur Beunruhigung.

Mehr Informationen zum Digital News Report 2022 finden sich auf der Reuters-Website.

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