Zaras 50. Geburtstag wird zum Protesttag für Inditex-Mitarbeiter:innen
Wird geladen...
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums von Zara gingen Mitarbeiter:innen der verschiedenen Modeketten des spanischen Zara-Mutterkonzerns Inditex in La Coruña auf die Straße, um gegen die ihrer Ansicht nach „schrittweise“ Kürzung ihrer Arbeitsrechte durch die Unternehmensleitung zu protestieren. Der Gruppe wird öffentlich vorgeworfen, die Verkäufer:innen in der gesamten Provinz gezielt zu benachteiligen, eine Praxis, die sie selbst als eine „Art Bestrafung“ bezeichnen.
Während am vergangenen Freitag die mediale Aufmerksamkeit auf den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen von Zara lag – ein Jubiläum, das Zara und die Inditex-Gruppe mit einem von Steven Meisel inszenierten Video mit 50 ikonischen Models, einer limitierten Capsule Collection und einer Pop-up-Aktivierung rund um das erste Zara-Geschäft in La Coruña zelebrierten – nutzten Inditex-Mitarbeiter:innen die Bühne für ihre Proteste. Direkt vor jenem ersten Zara-Store an der Ecke der Calle Juan Flórez und der Avenida de Arteixo versammelten sich die Angestellten, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Dabei machten sie erneut auf die aus ihrer Sicht schrittweise Erosion der Arbeitsrechte der Inditex-Beschäftigten in der Provinz aufmerksam.
Die Confederación Intersindical Galega (CIG), die führende Gewerkschaftsvertretung der Inditex-Ladenmitarbeiter:innen in der Provinz La Coruña, erklärte, dass diese Unternehmenspolitik Teil einer Strategie sei, um Tarifverhandlungen verstärkt auf nationaler Ebene zu verlagern – und damit von der Provinzebene abzuziehen. Laut CIG interpretiert man diesen Schritt als Reaktion und zugleich als „Bestrafung“ für die kämpferische Haltung, die die Inditex-Beschäftigten in der Provinz La Coruña traditionell im Einsatz für bessere Arbeitsbedingungen gezeigt haben.
Diese Haltung mündete in den viel beachteten Protesten von 2022, die schließlich zu einer Einigung führten, in deren Rahmen die Arbeitsbedingungen für die Inditex-Mitarbeiter:innen in der Provinz deutlich verbessert wurden. Infolge der Vereinbarung sah sich der spanische Modekonzern gezwungen, die vereinbarten Verbesserungen auf das gesamte Staatsgebiet auszudehnen. Mit der Unterzeichnung eines historischen Abkommens im Februar 2023 konnte so die Eskalation der Proteste gestoppt werden, die sich bereits auf die Belegschaft in weiteren spanischen Provinzen ausgeweitet hatten, in denen Inditex tätig ist.
Seither scheint sich innerhalb des Unternehmens die Überzeugung durchgesetzt zu haben, dass Verhandlungen über die Arbeitsbedingungen der Ladenmitarbeiter:innen künftig ausschließlich auf nationaler Ebene geführt werden sollten – fernab regionaler Besonderheiten. Diese Haltung würde es ermöglichen, die von den Gewerkschaften CCOO, UGT und weiteren repräsentativen Verbänden geforderte Angleichung der Arbeitsbedingungen für alle Inditex-Beschäftigten in Spanien – unabhängig von Kette oder geografischem Standort – umzusetzen.
Die CIG hingegen sieht in diesem Strategiewechsel in erster Linie den Versuch, die Verhandlungen von der Provinzebene und damit aus La Coruña zu verdrängen – jener Region, deren kämpferische Haltung 2022 die Grundlage für die Provinzvereinbarung schuf, die letztlich zu einer signifikanten Verbesserung der Arbeitsbedingungen aller Inditex-Ladenmitarbeiter:innen führte.
Nach der Unterzeichnung des historischen Abkommens wurde der nationale Verhandlungstisch von Inditex am 22. März 2024 erneut einberufen. Ziel war es, weitere Fortschritte bei der schrittweisen Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Ladenmitarbeiter:innen zu erzielen. Doch nach Angaben der CIG seien diese zugesagten Verbesserungen bislang nicht formalisiert worden. Gleichzeitig, so kritisiert die Gewerkschaft, werde der Verhandlungstisch auf Provinzebene nicht mehr einberufen – eine Ebene, auf der ihrer Ansicht nach bislang die größten Erfolge für die Beschäftigten erzielt wurden, sowohl innerhalb als auch außerhalb von La Coruña.
Die CIG fordert deshalb weiterhin, dass Inditex seine Vereinbarung zur Wiederaufnahme der Verhandlungen auf Provinzebene einhält. Diese Forderung führte bereits im Juni 2024 zu einem umstrittenen Vorfall, als Gewerkschaftsdelegierte der CIG den Hauptsitz von Inditex in Arteixo besetzten. Nach mehreren Tagen wurden sie schließlich von der Guardia Civil aus dem Gebäude entfernt.
„Wir freuen uns sehr, an den Erfolgen dieses großen Unternehmens beteiligt zu sein, aber sie dürfen nicht auf Kosten der Kürzung unserer Rechte gehen“, prangerte Lucía Domínguez, Delegierte der CIG, während des Protests am vergangenen Freitag, den 9. Mai, vor den Türen des Zara-Geschäfts in der Straße Juan Flórez in La Coruña an.
Nach Angaben der Gewerkschaft, wie sie auch von CIG-Delegierten während der Protestaktion bekräftigt wurde, versuche der Konzern gezielt, die Handlungsmacht der Provinzkomitees zu schwächen – jener Gremien, über die bislang entscheidende Verbesserungen bei Arbeits- und Gehaltsbedingungen ausgehandelt wurden. Zudem wolle Inditex die Rolle der CIG als mehrheitliche Vertreterin der Angestellten in La Coruña untergraben.
Trotz einer bestehenden Vereinbarung zur Wiederaufnahme der Verhandlungen auf Provinzebene würden nach Aussage der CIG alle offenen Arbeits- und Sozialthemen, die bereits seit drei Jahren ungelöst sind, weiter blockiert. Das Unternehmen argumentiere, dass diese Fragen inzwischen in anderen nationalen Verhandlungsforen behandelt würden. Dabei bezieht sich Inditex sowohl auf den eigens initiierten nationalen Verhandlungstisch als auch auf den von der Asociación Retail Textil España (Arte) vorangetriebenen ersten nationalen Tarifvertrag für große Mode- und Schuhketten – ein Prozess, der just in der Zeit zwischen Ende 2022 und Anfang 2023, inmitten der größten Spannungen zwischen Inditex und seinen Verkaufsteams, maßgeblich vom Konzern unterstützt wurde.
Vor diesem Hintergrund hat die Gewerkschaft CCOO inzwischen beschlossen, die Verhandlungen auf nationaler Ebene vorerst auszusetzen. Stattdessen will man wieder den regionalen Verhandlungstischen Priorität einräumen, um konkrete Verbesserungen der Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten im Einzelhandel zu erreichen.
All dies, so kritisiert die CIG in einer Erklärung, sei Teil „einer Strategie, um die Arbeitsbeziehungen von den Arbeiter:innen in La Coruña zu entfremden“, was zudem „als eine Art Bestrafung von Inditex“ angesehen werde, die als Reaktion darauf erfolge, dass, wie Lucía Domínguez betont, „wir hier den Kampf begonnen haben, um Forderungen durchzusetzen, die das Unternehmen dann auf den Rest des Staates ausweiten musste“. Eine „Bestrafung“, die nun mit einer Verschärfung und einer stärkeren Einschränkung einiger der Arbeitsrechte fortgesetzt werde, von denen die Inditex-Angestellten in La Coruña bisher profitiert hätten, was nach Ansicht der CIG „ein weiterer Schritt in dem von Inditex nach der Mobilisierung von 2022 eingeleiteten Prozess der Zentralisierung der Arbeitsbeziehungen darstellt, der zu einer historischen Vereinbarung über Lohnerhöhungen führte“.
Kürzungen bei der Gewährung von Genehmigungen und Aussetzung neuer Einstellungsmaßnahmen zur Verstärkung
Um zu verdeutlichen, wie Inditex ihrer Ansicht nach gezielt Leistungen kürzt und die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten in der Provinz La Coruña verschlechtert, verweist die CIG zunächst auf eine Reihe von Maßnahmen, die das Unternehmen bereits umgesetzt habe. So habe Inditex angekündigt, die Nutzung von Genehmigungen künftig so stark wie möglich einzuschränken und eine besonders strenge Linie in Bezug auf die Rückgabe von Stunden zu fahren. Laut der Gewerkschaft sei dies so weit gegangen, dass die Unternehmensleitung offen angekündigt habe, Genehmigungen zu verweigern, die zuvor nie abgelehnt worden seien, und die Voraussetzungen für die Gewährung von Lizenzen sowie anderer arbeitszeitflexibler Maßnahmen deutlich zu verschärfen.
Hinzu komme die Weigerung des Unternehmens, neue Beschäftigte für die Filialen in der gesamten Provinz La Coruña einzustellen. Diese Entscheidung führe dazu, dass die bestehenden Teams die zusätzliche Arbeitsbelastung auffangen müssten, die etwa durch Krankheitsausfälle oder Urlaubszeiten entsteht.
„Das Unternehmen hat offen angekündigt, dass es die Nutzung von Genehmigungen und Stundenrückgaben künftig so weit wie möglich einschränken werde – einschließlich Maßnahmen, die bislang nie verweigert wurden“, erklärte die CIG während der Kundgebung. Ebenso plane Inditex, die Kriterien für die Gewährung von Lizenzen und anderen arbeitszeitflexiblen Regelungen, die durch gewerkschaftliche Kämpfe erstritten wurden, deutlich zu verschärfen. Die Gewerkschaft kritisierte, dass das Unternehmen eine „Verschärfung der Zugangskriterien zu den Rechten, die in den auf Provinzebene unterzeichneten Abkommen verankert sind“, umsetze und dabei „die restriktivste Auslegung“ dieser Vereinbarungen anwende – mit Auswirkungen auf „das Personal aller Inditex-Ketten“.
Parallel zu diesen Einschränkungen setze Inditex laut CIG seine bereits angekündigte Politik der Nicht-Ersetzung in der Provinz La Coruña fort. Begründet werde dies damit, dass es für das Unternehmen teurer sei, über Zeitarbeitsfirmen angestellte Mitarbeitende zu denselben Konditionen zu bezahlen wie festangestellte Beschäftigte – ein Recht, das, so betonte die Gewerkschaft, „explizit durch die geltende Arbeitsgesetzgebung garantiert ist“. Diese Strategie der Nicht-Nachbesetzung führe zu einer deutlichen Mehrbelastung der bestehenden Teams und erhöhe gleichzeitig die Risiken am Arbeitsplatz. Auswirkungen habe dies jedoch nicht nur auf die Mitarbeitenden, sondern auch auf die Kund:innen, die zunehmend Geschäfte vorfänden, in denen krankheits- oder urlaubsbedingte Ausfälle nicht mehr kompensiert würden.
Vor dem Hintergrund dieser sich verschärfenden Arbeitsbeziehungen in La Coruña warnte die CIG, dass sie weder Kürzungen von Rechten noch die Nichteinhaltung bestehender Provinzabkommen hinnehmen werde – Vereinbarungen, die, so die Gewerkschaft, „von den Beschäftigten der Inditex-Filialen mühsam erkämpft wurden“. Ebenso werde man sich dagegenstellen, dass „die nächste Tarifverhandlungsrunde ausgehebelt wird, um eine Zentralisierung durchzusetzen, die – wie bereits bewiesen – keinerlei Fortschritte bei der Verbesserung unserer Arbeitsbedingungen bringen wird“, unterstrich Lucía Domínguez von der CIG.
Dieser Artikel wurde mithilfe von digitalen Tools übersetzt.
FashionUnited nutzt Künstliche Intelligenz, um die Übersetzung von Artikeln zu beschleunigen und das Endergebnis zu verbessern. Sie helfen uns, die internationale Berichterstattung von FashionUnited einer deutschsprachigen Leserschaft schnell und umfassend zugänglich zu machen. Artikel, die mithilfe von KI-basierten Tools übersetzt wurden, werden von unseren Redakteur:innen Korrektur gelesen und sorgfältig bearbeitet, bevor sie veröffentlicht werden. Bei Fragen oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte per E-Mail an info@fashionunited.com