Der Rubel rollt: Türkische Modemarken exportieren mehr nach Russland
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Nicht nur die beiden Staatschefs Recep Tayyip Erdogan und Vladimir Putin haben sich in den vergangenen Woche mehrfach zu Gesprächen getroffen, auch die Modeindustrie der Türkei und Russlands rücken näher zusammen. Nachdem große Modekonzerne wie die Zara-Mutter Inditex, der Sportartikler Adidas und der Luxusgüterkonzern LVMH ihre Aktivitäten in Russland gestoppt haben, sehen türkische Modeanbieter ihre Chance, die Lücke zu füllen.
„Weil alle westlichen Marken aus Russland verschwanden, gab es einen großen offenen Markt für türkische Marken”, erklärt Cem Altan während einer Gesprächsrunde bei der Modemesse Istanbul Fashion Connection (IFCO). Diese würden dadurch nun mehr nach Russland verkaufen, so der Präsident des Verbands IAF (International Apparel Federation).
Neben den großen Modeanbietern wie H&M und Inditex haben sich auch Luxusmarken wie Gucci und Louis Vuitton aus dem russischen Markt zurückgezogen. Dieses höhere Segment können die türkischen Marken kaum bedienen, dafür haben sie ihren Platz im mittleren Segment in Russland gefunden, so Altan weiter.
Auch bei den Ausstellenden der IFCO war diese Ausrichtung zu beobachten: Produkte, die von Lederjacken und Pelzmänteln bis zur Fellmütze mit Hammer und Sichel reichten, scheinen wie für das russische Wetter gemacht. Außerdem war auf den Gängen der Messe, die vom 24. bis 26. August stattgefunden hat, neben Türkisch und Englisch auch viel Russisch zu hören.
Der Rubel rollt wieder
Ar-ma ist in Russland, in den Balkan-Ländern, im Nahen Osten und Nordafrika vertreten und versucht nun auch Nord- und Westeuropa zu betreten. Vor dem Kriegsbeginn war die Casual-Menswear-Marke auch in der Ukraine aktiv. Wegen der aktuellen Lage wurde der Handel dort vorerst eingestellt, erklärte Berkay Öncü Melek, Production Manager bei Ar-ma, am eigenen Messestand. In Russland wurden die Geschäfte nur für drei, vier Monate, wegen der “Probleme und dem Wechselkurses des russischen Rubels” angehalten, so Melek. Nun sei dieser aber wieder stabiler und der Handel auf dem russischen Markt für die Marke wieder möglich.
Auch Vivento bietet seine Produkte besonders in Russland, aber auch in Ländern wie Kazakhstan und Uzbekistan an. Die Produktion für die Eigenmarke macht 90 Prozent der Gesamtproduktion aus, sagte Vivento-Gründer Kaan Çetinkaya. In Ländern außerhalb Europas wie Russland verkauft Vivento Röcke seiner Eigenmarke zwischen 25 und 30 US-Dollar sowie Blusen für etwa 20 US-Dollar.
Um auf dem russischen Markt aktiv zu sein, müssen die Marken auch dort Präsenz zeigen. Die türkische Womenswear-Marke YXL Collection, die zur Yüksel Tekstil Grup gehört, stellt auf internationalen Modemessen wie den Fashn Rooms in Düsseldorf, der Magic in Las Vegas, der IFCO aber auch auf der CPM in Moskau aus, die diese Woche stattfindet.
Formate wie die Düsseldorfer Ordertage oder die britische Messe Pure London werden für die türkischen Marken immer wichtiger, da sie mehr nach Europa und auch Nordamerika exportieren wollen. Um dort gut anzukommen, ändern sie ihre Designs und Styles, erklärt Altan. Bislang waren die Marken nur stark in Russland, arabischen Ländern sowie Nordafrika. Sie wollen aber auch dort aktiv sein, wo die türkische Modeindustrie bereits als Hersteller am meisten exportiert – 70 Prozent der türkischen Bekleidungsgexporte gehen nach Europa, so der IAF-Präsident. Der deutsche Markt steht dabei ganz oben auf der Liste.